Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 05.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191409055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140905
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-05
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 05.09.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
eines Regierungsbaumeisters, von seinen Söhnen wurde keiner Soldat. Generaloberst v, Kluck, der 1896 geadelt ward, wurde 1913 Generalinjpekteur der 8. Armeeinspektion. Auch der sächsische General Freiherr von Hausen wurde 1846 geboren, er wurde im Mai dieses Jahres mit Pension zur Disposition gestellt und zum Generaladsutanten des Königs Friedrich August ernannt, nachdem er Kom mandierender General des 12. Armeekorps und sächsischer Kriegsminister gewesen war. Generaloberst v. Heeringcn, der jüngste aus der Gruppe, wurde 1860 geboren und ist unsern Lesern als preußischer Kriegsminister und Vorgänger des Herrn v. Falkenhayn bekannt. Die große russisch - österreichische Eulscheidungs- schlacht dauert fort. Die Lage der österreichischen Truppen an der galizischen Grenze ist günstig, das Wetter warm und sonnig. Die Russen waren in brester Front in drei Heeres gruppen gegen die in Galizien befindlichen Österreicher vor gegangen. Die westliche Gruppe zwischen Weichsel und Bug war bei KraSnik geschlagen, die mittlere auf Lemberg ange setzte Gruppe war zum Stehen gebracht. Ein österreichisches Korps war erfolgreich zum Angriff übergegangen. Die öst liche Gruppe hat von Podolien aus vergebens versucht, die Grenze zu überschreiten. Im Zentrum, wo die Hauptstärke der Russen versammelt war, wurde ihr Vormarsch nach heftigem Kampf zum Stillstand gebracht. Die Österreicher haben überall die Offensive ergriffen. Die Erfolge der öster reichischen Waffen werden bald auch den Deutschen weiter nördlich zugute kommen, die den Feind schon gründlich mores lehrten. — Auf Grund der deutschen und öster reichischen Waffenerfolge ist das Vertrauen der Bevölkerung Ostpreußens zurückgekehrt. Die Flüchtlinge werden zur Heim kehr aufgefordert, da sie keine Gefahr mehr zu befürchten haben. — Obwohl zur Aufnahme der Flüchtlinge aus den ostpreußischen Provinzen nur Preußen eigentlich verpflichtet ist, haben sich die Großhsrzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz in dankenswerter Weise bereit erklärt, gleichfalls eine größere Anzahl auf längere Zeit in Quartier zu nehmen. Zn Russisch-Polen übernahmen nach Wiener Meldun gen die Oesterreicher die Verwaltung, soweit sie Herren des Landes sind, wie es von Deutschland in Belgien ge schehen ist. Die polnischen Legionen arbeiten unermüdlich an der Befreiung vom russischen Joch. Amtlicher Wiener Meldung zufolge ging die linke österreich - ungarische Armee, die bei Krasnik gesiegt hatte, an einem Tage 28 Kilometer bis Niedrsrica und Duza vor, wo die zurück gewichenen Russen in stark verschanzter Stellung von ihren Reserven erwartet wurden. Hier fand eine neue Schlacht statt, die mit dem vollen Siege der Oesterreichev endete. Es wurden 2009 Ge fangene gemacht, darunter ein General und zahlreiche Offi ziere. Der Führer der österreichisch-ungarischen Armee war in den beiden Schlachten der Innsbrucker Korpskommandant, der bereits in den großen Manövern als Heerführer auffiel. Vermischte Nachrichten. Kaiser und Kaiserin. In Bad Nassau, im Schlöffe des Freihern von und zum Stein, trafen am Sonnabend nachmittag in dieser schicksalsschweren Zeit die beiden hohen Herrschaften zusammen, um ein paar Stunden in stiller Zurückgezogenheit unter sich zu verbringen. Diese Begeg nung verdient eine für alle Zeiten denkwürdige genannt zu werden. — Die beiden Monarchen begrüßten dann in teil nehmendster Weise alle in Bad Nassau weilenden Ver wundeten und hatten für jeden einzelnen ein freundliches Wort. Ein vergessener Herrscher war Fürst Wilhelm von Albanien, seit die Kriegsfuricn durch die Welt hetzten. Jetzt steigt er aus seiner Versenkung auf und will laut „Berl. Ztg." sein Thrönchen in die Hände der internationalen Kontrollkommission zurücklegen, weil Österreich und Italien die weitere Zahlung der Darlehnsvorschüsse ablehnen. Der ehemalige Mbret wird nun wohl bei seinem in der Front siegenden Potsdamer Gaide-Ulanen-Regiment eintreten, Uber das wettere Schicksal Albaniens haben die Großmächte bereits „Beschlüsse" gefaßt . Was ein Schuß aus der deutschen 42-Zenlimeter- Kanone anrlchtett Unter den vielen zertrümmerten Forts an der französischen Grenze ist das Fort Loncin am schlimmsten mitgenommen worden. Das Geschoß des zweiten Schusses aus einem der neuen Kruppgeschütze traf zuerst die Kuppel eines Panzerturmes, durchbohrte ihn und das darunter befindliche 5 Meter dicke Betonwerk und schlug in die Pulverkammer ein. Die nun folgende Explosion lieh nichts mehr von dem Fort übrig als einen wüsten Trümmerhaufen, von der 600 Mann starken Besatzung blieben acht am Leben. Die Überreste bilden jetzt ein Stück Hochgebirge mit tiefen Schluchten und Abgründen, und da inan sie wahrscheinlich nicht wird wegräumen können, sollen dre Spalten und Höhlen ausgefüllt werden, um als schauriger Massengrabhügel für alle Zeiten erhalten zu bleiben. Dio Skaakssteuerpflichk während des Krieges ruht nach Mitteilungen des Berliner Magistrats für diejenigen in das Heer oder die Marine eingetretenen Pflichtigen, die mit einem Einkommen bis 3000 Mark veranlagt sind, sür Steuerpflichtige mit über 3000 Mark Einkommen bleibt nur das Militäreinkommen der zur Fahne Einberufenen von der Besteuerung frei. Für die in den aktiven Heeres- oder Marinedienst Neueingetretenen fällt, falls nicht etwa Grund besitz und Gewerbebetrieb steuerpflichtig bleiben, die Ge meindeeinkommensteuer ganz fort. Für die übrigen aus dem Beurlaubtenstande wieder eingestellten Pflichtigen wird die Gemeindeeinkommensteuer indessen weiter erhoben, falls das bisherige Einkommen nicht in Fortfall gekommen ist. Bei Einziehung der fälligen Beträge wird natürlich seitens der Behörden auf die wirtschaftlichen Verhältnisse Rücksicht genommen. Die Eröffnung der Theaierfaison, die als ein Be weis des wiedererwachten Vertrauens und wirtschaftlichen Unternehmungsgeistes begrüßt werden darf, erfolgte in Berlin unter Stürmen der Begeisterung mit der Aufführung des patriotischen Dramas Kleists, Der Prinz von Homburg im Deutschen Theater. Niedriger hängen! Der Verein Bremer Baumwoll händler sendet laut „Chemn. Allg. Ztg." an seine Mitglieder ein Zirkular, in dem er ihnen die strikte Durchführung der Zahlungsbedingungen in bar „Zug um Zug" oder durch Bankakzepte „bei genügender Sicherstellung" zur strengsten Pflicht macht! Die Abnehmer dieser „patriotischen" Krämer- gesellschaft mögen sich umgehend an die Reichsbehörden wenden, damit diese sofort energische Mittel gegen den Bar geldwucher ergreifen können. Einen Triumphzug können jetzt alle die deutschen Privatpersonen antreten, die bisher ihren Wohnsitz in Brüssel hatten und beim Ausbruch des Krieges unter schmählicher Behandlung aus Belgien flüchten mußten. Das stellver tretende Generalkommando des 18. Armeekorps gibt nämlich bekannt, daß diesen Personen die Rückkehr dahin freigestellt ist und ein deutscher Paß oder eine Bescheinigung der Orts polizeibehörde zur ungehinderten Reise nach Brüssel genügt. Das wird für die Vorüber der Brüsseler Schandtaten ein peinliches Wiedersehen geben! — In Antwerpen, wo der Militärgouverneur die 'gerichtliche Öffnung aller deutschen Wohnungen und Handelshäuser sowie den Verkauf des deutschen"Eigentums, das einen Wert von etwa 75 Millionen Mark birgt, beschlossen hat, sollte man sich das sehr fatale Wiedersehen zur Warnung dienen lassen, das die Brüsseler mit ihren geplünderten Opfern jetzt haben werden. Die Neutralen. Amerika erklärte seine Neutralität im Kriege gegen Deutschland und Osterreich-Ungarn. Die Türket betreibt mit stärkstem Eifer die Vollendung ihrer Mobil machung. In Griechenland haben sich nach einer Verfügung des Kriegsministers die Reservisten und Landsturmmänner aller Waffen im Falle der Mobilmachung bei ihren Truppenteilen zu melden. General Zosfre, der französische Generalissimus, nahm Pariser Blättermeldungen zufolge als Oberstkommandierender seinen Abschied usid gab als Grund das schlechte Zusam menarbeiten unter den Generalen an. Aeber den Autergang von „V. 1s7" und des kleinen Kreuzers „Ariadne" werden jetzt tragische Einzel- heiten bekannt. Danach hat einzig der Nebel das Unglück verschuldet. Als „V. 187" sah, daß kein Entrinnen mehr möglich war, ließ der Kommandant im Innern des Schiffes eine Sprengung vornehmen, wodurch es sofort zu sinken begann. DK Mannschaft bediente aber die Geschütze noch im Untcrgehen. „Ariadne" erhielt durch einen feindlichen Treffer im Kesselraum den verderbenbringenden Schuß, mit einem dreifachen Hurra auf den Kaiser ging die Mannschaft unter. Anerkannt mutz besonders werden, daß die Engländer mit eigener Gefahr die deutschen überlebenden retteten. Fliegerabsturz. Bei Altglienicke unweit Potsdam stürzten die beiden deutschen Flieger vom Freiwilligen Flieger korps Post und Silberhorn ab. Beide waren tot. Deutsche Geiseln nach Frankreich verschleppt. Aus Mülhausen sind die Franzosen schon lange wieder hinaus gejagt worden, aber über die deutsche Einwohnerschaft ist Trauer gekommen: die angesehensten Persönlichkeiten der Stadt und ihrer Umgebung, die Bürgermeister von Mül hausen und RIedisheim und mehrere Beigeordnete, deutsche Fabrikanten und Kommerzienräte, Rechtsanwälte und Ärzte sind von den Franzosen, teilweise gefesselt nach Belfort ge schleppt worden. Die französischen Truppen hatten voll ständige Listen mitgebrach», aus denen die Namen aller Verdächtigen standen. Man hegt laut „B. T." die Be sorgnis, daß sie dorthin gebracht werden sollen, wo die deutschen 42-Zentimeter-Geschosse einschlagen. Die 13. Verlustliste enthält die Namen von 830 Preußen und 335 Württembergern. Die Zahl der Toten ist wiederum sehr gering gegenüber der der Verwundeten und Vermißten. Die würltembergische Verlustliste führt eine auffallend aroße Kahl von Offizieren auf. W'NINM M-MN- »IM,— jksiiegsstterlei. Kriegsallerlei. Einen Kursus zur verwundete»- pslege eröffnete ein Heidelberger Professor mit den Worten: „Diejenigen Damen, welche sich der Pflege von Offizieren widmen wollen, bitte ich auf die linke Seite zu treten und die andern zur Rechten". Sieben Damen stellten sich zur Linken des Arztes auf. Zu ihnen sagte der Professor dann: „Sie können nach Hause gehen; sür Damen, die nur Offi ziere pflegen wollen, haben wir leider keine Verwendung." — Verständigt mich, wenn der Krieg zu Ende sein wird! schrieb ein ungarischer Reserveleuinant an seine be sorgten Angehörigen. Er lag nämlich seit Kriegsansang in einem entlegenen Grenzstädtchen und hatte von den Kriegsereigniffen nicht die leiseste Ahnung. — Der Fahnenträger des 90. Regiments. Als die Festung Lüttich fiel, konnten mehrere hundert Soldaten des 90. Füsilier-Regiments befreit werden, die in Gefangen schaft geraten waren. Unter ihnen befand sich auch der Fahnenträger, der stolz die Fahne des Regiments hervorholte, — er hatte sie im Augenblick der höchsten Gefahr vom Fahneustock getrennt und sie sich um den Leib gewickelt. Den Fahnenstock hatte er vergraben. — Französische Ent täuschung. Als ein kleinerer Gefangenentransport fran zösischer Soldaten den Bahnhof Eisenach passierte,, sah er staunt ein französischer Offizier das zahlreich vorhandene Militär und fragte einen Eisenbahnbeamten, wo das Militär noch hin solle? Der Bahnbeamte erklärte: „Nach Frank reich", worauf der Offizier die Worte rief: „Mon Dieu!" Jedenfalls glauben die Franzosen, bei uns im Lande über haupt auf keinen Soldaten mehr zu stoßen und sind deshalb aufs höchste überrascht. — Die ersten eroberten Geschütze > in Berlin. Die ersten französischen und belgischen Geschütze, , die in diesem Krieg erbeutet wurden, sind auf dem Pots damer Güterbahnhof angelangt und von dem 1. Garde- r Feld-Artillerie-Negtment unter lebhaften Kundgebungen der Menge abgeholt worden. Die Geschütze werden in aller r Kürze im Zeughaus und dessen Umgebung aufgestellt werden. ' — Entwichene Kriegsgefangene. Vom Truppenübungs- platz Ohrdrufs sind gefangene französische Franktireurs ent- « wichen. Sie tragen Zivilkleidung, haben weder Geld, noch Waffen bei sich. Sie sind sofort dem Erfurter Garnison kommando zuzuführen. Ein Grund zur Beunruhigung liegt natürlich nicht vor. — Autos sür den Feivdienft wurden allein bet Berliner Geschäftsleuten sür 20 Millionen Mark entnommen. Man ersieht daraus, wie viele Autos wir haben, die jetzt im Kriege vorzügliche Dienste leisten. Enttänschte Gesichter machen die Helden des Drei verbandes, von denen immer der eine vom andern erwartet hatte, er würde das Rennen wohl machen, und damit das Gefühl der eigenen Schwäche und Unfertigkeit zu beschwich tigen suchte. Franzosen und Engländer sind tief verstimmt über Rußlands Erfolglosigkeit, und die Russen wiederum können die Niederlagen Frankreichs und Englands nicht be greifen, die beide mit ihrer Stärke sich gebrüstet hatten. Und jeder neue Tag steigert den Kummer des edelen Klee blattes. Sedan. Der glorreiche Erinnerungstag von Sedan ist wieder herangcrückt. Es bedarf in diesem Jahre keiner besonderen Gedenkfeier, unsere Truppen zeigen ihr treu Erinnern durch Taten, die denen der Veteranen des großen Jahres würdig sind, und alle, die daheim geblieben, zollen ans tiefstem Herzen der Vorsehung Dank sür das, was uns be schert worden ist. Hoffentlich werden nie wieder die jenigen Stimmen erwachen, die in den letzten Jahren einen Hinweis auf Sedan damit abzutun suchten, daß sie sagten, in die moderne Zeit internationalen Weltbürgertums ge- hörten sich keine Kriegserinnerungen, die die versöhnlich ge sinnten Völker nur aufs neue entzweien müßten. Wie diese Völkerfreundschaft in Wahrheit aussteht, das hat der Krieg gezeigt, und wie niedrig die Gesinnung besonders der Kulturnaiion England ist, das ist uns hinlänglich klar ge worden. Die Aufhetzung der Japaner gegen Kiautschon, die Führung der Dum-Dum-Kugeln, das sind solche Kenn zeichen britischer Kultur, die sich uns von den Gentlemen jenseits des Kanals mit einem kräftigen Pfui abwenden lassen. -> m. Unsere Armee, die südöstlich von Mezieres arm Belgien in Frankreich eingerückt ist, hat dabet die Gegend von Sedan berührt. Wo wir 1870 sechs Wochen nach Kriegsbeginn waren, standen wir heute noch vor dem Ablauf der ersten vier Wochen nach der Mobilmachung. Von Sedan er reichten unsere Armeen 1870 Ende September Paris, während jetzt, nach dem glänzenden Siege über die englische Armee bei St. Quentin, der berühmten Siegesstätte des Generals von Gäben im Januar 1871, bereits der Eil marsch auf die Seinestadt im Gange ist. Die Massen der französischen Hauptstadt schreien nach Wahrheit. Was wird werden, wenn sie bekannt ist? I»» Paris ist alles möglich; Verrat ist bisher noch nicht gesprochen, wohl aber von der Unfähigkeit der Generale. Wie sich ferner die Pariser Forts späterhin gegenüber den Grüßen unserer 42 Zentimeter-Mörser und der Zeppeline verhalten werden dürfen mir mit Gelassenheit abwarten. Unsere Gegner müssen herunter, unb sie kommen auch herunter, auch England, das mit bitterstem Empfinden von den Niederlagen und Verlusten seiner nach Frankreich ge sandten Armee gehört und heillose Angst vor unseren Luft fahrzeugen hat. Es gibt heute viele Leute, die in keiner angenehmen Lage sind, aber am übelsten dran ist der englische Feldmarschast French. Er ist bei seiner An kunft in Paris schon im voraus als siegreicher Held gefeiert worden; heute, wo er den Rücken voll deutscher Hiebe hat, werden ihn die Franzosen, wenn sie alles wissen, nicht mit ihrem Spott verschonen. Auf Teilnahme hat er nicht zu rechnen, die französische Schadenfreude wird sich um so ge waltiger regen. Das muß auf die politischen Beziehungen zurückwirken, und die Franzosen wie die Engländer, soweit sie nicht geradezu ein Brett vor dem Kopfe haben, müssen jetzt doch sehen, welche Torheit sie begangen haben, sich der serbischen Banditen und der Moskowiter wegen in die Kriegsnöte zu stürzen. Gegenüber dem wüsten Bestientum in Belgien und Frankreich, das man dort Volkskrieg nennt, steh« das deutsche Heer vom jungen Kriegsfreiwilligen dis zum Landsturm in majestälischer Größe da. Wir haben nicht bloß ein Riesenheer geschaffen, wir haben auch die Führer dazu. Transport, Verpflegung, Sanitätswesen, alles klappt. Und-Lies „Klappen" macht kein Gegner uns nach, darin liegt der Sieg. Oie in Spanien weilenden Deutschen, etwa 3009 an der Zahl, werden dort dem „B. T." zufolge von den Behörden festgehalten und sind von jeder Verbindung mit der Außenwelt abgeschnitten. Die verrücktesten Pariser Lügenmeldungen von dem Untergang der deutschen Flotte, von entscheidenden Niederlagen des deutschen Heeres werden durch Extrablätter an den Mauern bekanntgegeben und die sestgehaltenen Deutschen, die ebenfalls an diese Meldungen glauben müssen, haben bereits fühlbar unter der Mißachtung des spanischen Publikums zu leiden. Eine Anzahl Deutscher, darunter ein Oberlehrer und ein aktiver General, der sich auf einer Erholungsreise befand, hatten sich vor ein paar Tagen in Barcelona zwei Schiffe gemietet, die sie in die Heimat zurückbringen sollten, der erste Transport mit 1000 Deutschen wurde aber von der französischen Flotte, die vor dem Hasen kremte, ybgefanaen und kriegsgefangen nach Algerien gebracht. Zwei Stunden vor der Abfahrt des anderen Transportes kam ein Verbot der spanischen Ne gierung, wegen Kaperungsgefahr auszulaufen. Seitdem harren dort die Deutschen, ohne jede Nachricht über die Kriegsereignisse, ihrer Befreiung. O diese Germans! Tommy Atkins, Englands Krieger, — Schreibt nach Haus 'nen Schreibebrief: — „Liebe Mary, diese Germans — Machen bald uns krumm und schief. — Will am Früh stück ich mich freuen, — So sind diese Germans da, — Wird nachher zum Lunch geblasen, — Ruft es wieder schon Hurra. — Und zum Fünf-Uhr-Tee das Wasser, — Das wird überhaupt nicht warm, — Denn da gibt's von diesen Germans — Wieder mal 'nen Mordsalarm. — Und das ganze schöne Dinner — Bietet uns bloß trocken Brot, — Liebe Mary, ach, Dein Tommy — Ist gar bald wohl mausetot. — Wie die Germans Krieg heut' führen, — Das ist wahrlich unerhört, — Alle uns're Regimenter — Müssen machen einfach kehrt. — Was wir hier in Frankreich sollen, — Dieses weiß bei uns kein Mensch, — Und am liebsten i wär' zu Hause — Wohl auch unser Marschall French." Georg Paulsen. Präsident poincaree im Elyfeepalast zu Paris. „Himmeltausend Donnerwetter", — Rief der Präsidente aus, — „Packt mir schnell doch meinen Koffer, — Daß ich kann zur Stadt hinaus. — Diese sappermenischen Deutschen — Rücken jetzt heran Galopp, — Ach, an meinen neuen Hosen — Niß schon wieder ab ein Knopp. — Jean, rus' schnell mal die Minister! — Was die Kerle sind schon fori? — Himmeltausend Donnerwetter, — Hat man dafür bloß ein Wort l — Knapp sechs Wochen sind vergangen, — Daß ich war in Petersburg. — Und, wer hätte das geahnet, — Heute sind wir unten durch. — Ja, ich merk' es: Freund des Zaren — Sich zu nennen, ist ganz schön, — Aber heute denk' ich anders, — Da sag' ich: Ihn nicht besehn! — Werd' Paris ich wiederschauen? — Ach, die Antwort drauf ist schwer I — Futsch geht leicht die Republtke, — Futsch ' wie Frankreichs schönes Heer." Hans Wald.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)