Nach einer mehrjäh rigen Unterbrechung ließen Sofia Gubaidulina und Viktor Suslin die Idee der Gruppe „Astraea" in den neunziger Jahren neu aufleben. Seit 1963 ist Sofia Gubaidulina als freischaffen de Komponistin tätig. 1975 gründete sie zusam men mit den Komponisten Vyacheslav Artyomov und Viktor Suslin die Gruppe „Astraea“, in der man auf seltenen russischen, kaukasischen sowie mittel- und ostasiatischen Volks- und Ritualinstrumenten improvisierte und zu bisher unbekannten Klangerlebnissen und neuen Er fahrungen musikalischer Zeit gelangte, was ihr Schaffen wesentlich beeinflußte. Seit Beginn der achtziger Jahre gelangten ihre Werke zuneh mend mehr in die westlichen Konzertpro gramme, ihr Name wurde längst als Geheimtip gehandelt. So erlebte sie dort ihre eigentlichen Aufführungen. Erst nach der Perestroika begann man, sich auch in ihrer Heimat für ihre Werke wirklich zu interessieren und verlieh ihr 1989 so gar den Titel „Verdiente Künstlerin der RSFSR“. Heute gehört die Komponistin neben Schnittke, Denissow und Silwestrow zu den führenden Vertretern der Neuen Musik aus der ehemaligen Sowjetunion. Dies bekunden die vielen Aufträge namhafter Institutionen, darunter BBC, Berliner Festwochen, Library of Congress, NHK, The New York Philharmonie sowie die stattliche Zahl der CD-Einspielungen. Obwohl sie alle Kompositionstechniken der eu ropäischen und amerikanischen Avantgarde be herrscht und sie gelegentlich treffsicher einsetzt, läßt sie sich in ihrer Musikauffassung nicht durch bestimmte Stile oder Schulen beeinflus sen. Sie verbindet den Dreiklang in aller Natür lichkeit mit seriellen Techniken, grenzt auch Modernismen nicht aus, sucht aber nicht gezielt nach Extravaganzen. Ihre Werke erwecken den Eindruck von Polystilistik, doch nicht aus Selbst zweck, sondern sie bedient sich derer als künst lerisches Mittel für eine sehr persönliche Aus sage. „Eine Komposition sollte also unbedingt ihre logische Struktur, ihren dramaturgisch gezielten Aufbau haben und zugleich erschüt tern, die Gefühle des Hörers schonungslos auf-