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j> DRESDNER O PHILHARMONIE deshalb I. Abteilung für beide Sätze - , steht in a-Moll und gilt als der eigentliche Hauptsatz, wie Mahler selbst bekräftigt hat und strikt da gegen war, dieses Werk als Cis-Moll-Sinfonie bezeichnet zu wissen. (Und dennoch hat sich das Werk so eingebürgert.) Der 3. Satz, ein sehr groß angelegtes Scherzo (über 800 Takte!), gerät zu einer apokalyptischen Vision und kommt aus D-Dur und bildet allein die II. Ab teilung. Der 4. Satz, das berühmte Adagietto, ein eingeschmuggelter Liedsatz (ohne Worte), die kleine Hintertür für Mahlers Weltflucht, idyl lisch, friedlich, schön und sentimental wie kein anderer Satz, schwebt in F-Dur (mit modulato- rischen Ausweitungen in entfernteste Gebiete wie Ges-Dur, alles inmitten einer D-Dur-Um- gebung: meisterhaft und seinerzeit unnach ahmlich kühn!). Und der 5. Satz, die wiederge wonnene Kraft, Heiterkeit und Lebenslust, ein Kehraus im Freien, kommt aus D-Dur (ein hal ber Ton höher als der Cis-Moll-Beginn des Ge samtwerkes!), ein mutiger Bruch mit jeder Tradition und doch ein Beziehungsgeflecht ganz besonderer Art (III. Abteilung). Die 5. Sinfonie war in den Sommern der Jahre 1901 und 1902 entstanden (Instrumentation 1903), bevor Mahler Alma Schindler begegnete (November 1901). Die Uraufführung fand am 18. Oktober 1904 in Köln statt. Kurz danach begann der Komponist bereits, nur selten so recht zufrieden mit einer fertigen Arbeit, an der Instrumentation zu ändern. Und dies geschah mehrfach bis wenige Jahre vor seinem Tode, als Mahler - der ewige Retuscheur - die Fünfte „einer sehr sorgfältigen Revision“ unterzog, „bei der er seine Erfahrungen, die sich bei der Aufführung seiner Werke ergaben, verwenden konnte, um so den höchsten Grad an Deut lichkeit und Ausgewogenheit in der Darstellung seiner musikalischen Ideen zu erzielen“ (Erwin Ratz im Revisionsbericht der kritischen Parti turausgabe). Abb. Seite 26: Beginn des „Adagietto"- | Satzes in der i 5. Sinfonie; Partitur von Willem Mengelberg, der sich schon I frühzeitig für eine Verbreitung der Werke Mahlers einsetzte, j Er notierte (links oben) I ein Liebesgedicht als Textunterlegung für die 1. Violinstimme i („Wie ich Dich liebe, Du meine Sonne, ich kann mit Worten I Dir's nicht sagen. Nur meine Sehnsucht j kann ich Dir klagen. | Und meine Liebe. Meine Wonne!"). Rechts oben | kommentierte er: „N. B. Dieses Adagietto I war Gustav Mahlers Liebeserklärung an Alma! Statt eines | Briefes sandte er ihr dieses Manuskript; weiter kein Wort dazu. . Sie hat es verstanden u. schrieb ihm: Er solle kommen!!! I (beide haben mir dies erzählt! W. M.").