Zum Programm DRESDNER O PHILHARMONIE E ine Kombination von Werken Beethovens mit denen Mahlers wird in Konzertpro grammen gern angeboten. Das liegt einerseits an gewissen Ähnlichkeiten im Anliegen beider Komponisten, andererseits ergänzt sich natür lich ihre musikalische Ausdruckspalette vor züglich. Und tatsächlich, beiden Tonschöpfern war es wichtig, in ihren Kompositionen nicht allein einem Schönklang zu frönen und Musik zu machen allein der Musik wegen, sondern sich den Hörern darüber hinaus mitzuteilen, ihnen Aufgaben zu stellen, sie nachdenklich zu machen. Beider Ausgangslage war jedoch völlig verschiedenartig, obwohl gerade sie als ausgesprochen ichbezogene Menschen galten und nach dem Höchsten in der Kunst strebten, sich im Keime also hätten ähnlich sein können. Daß beide Komponisten in ihrem sinfonischen Werk jeweils „nur“ bis zur Nummer 9 gelang ten, mag Zufall sein, obwohl Mahler selbst die se Zahl als Grenzstein betrachtete. Er wollte ihn dennoch überspringen, sein Schicksal bewußt von dem Beethovens abkoppeln und begann noch, eine zehnte Sinfonie zu schreiben, als er schon „dem Jenseits zu nahe stand“. Beetho ven war ein Streiter gegen das übermächtige Schicksal. Er hing dem prometheischen Ge danken an, Weltverbesserer sein zu wollen. Mahler hingegen war eher schicksalsergeben, einer, dem die Bitterkeit des Lebens arg zu setzte. Er wollte sich in seiner Musik eine ei gene Welt bauen, um deren Widersprüche zu zeigen und diese dem Weltenschöpfer als eine „brennende Anklage“ entgegenschleudern. So wurde er ein tragisch ringender Weltschmerz- Komponist, einerseits aufbrausend, andererseits resignierend. Beethoven aber wollte die Welt nicht nur spiegeln, das Elend aufzeichnen, son dern sich kämpferisch mit ihr auseinanderset zen, von „Nacht zum Licht“ streben. Seine Musik sollte „Funken aus dem menschlichen Geist schlagen“, wie er selbst meinte.