Volkstümliche Haltung und Melodik, frische Rhythmik und ein bravouröser Solopart der Violine Leopold Auer (1845 bis 1930), ungarischer Geiger, Schüler von Joseph Joachim, unter richtete 1867 - 1917 als Nachfolger von Henryk Wieniawski am Petersburger Konserva torium. Neben anderen Komponisten widmete ihm auch Tschaikowski sein Violinkonzert. Zu seinen Schülern in Petersburg und am Curtis Institute in Philadelphia zählten u.a. Jascha Heifetz, Mischa Elman, Efrem Zimbalist, Toscha Seidel, Nathan Milstein, Cecilia Hansen und Samuel Dushkin. Er starb übrigens in Dresden-Loschwitz. acht Sinfonien in weiten Kreisen und über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt, richtig populär. Das Werk entstand im Jahr 1904 und wurde am 19. Februar 1905 in St. Petersburg uraufgeführt mit dem damals weltberühmten Geiger Leopold Auer, dem das Werk auch ge widmet ist, und unter Leitung des Kompo nisten. Es gehört neben dem kurz zuvor ent standenen Violinkonzert von Jean Sibelius zu den herausragenden Werken dieses Genres aus dem 20. Jahrhundert und besticht durch volks tümliche Haltung der Melodik, durch eine fri sche Rhythmik und durch die Bravour des Solo parts. Letzteres mag zwar nicht für den Erfolg auf den Konzertpodien der Welt ausschlag gebend gewesen sein, dennoch haben zahlrei che Geiger gerade deswegen begierig nach die sem Werk gegriffen, um ihre Fertigkeiten zu demonstrieren. Nathan Milstein (1904 - 1992), einer der großen Geiger unserer Zeit - übrigens zeitweilig Schüler von besagtem Leopold Auer - debütierte sogar mit diesem Konzert als IQjähriger unter der Leitung des Komponisten und spielte das Konzert sein ganzes Leben lang mit Begeisterung. Das Werk zeugt von der großen Instrumen tationskunst seines Schöpfers, aber auch da von, wie sehr Glasunow bestrebt war, zwar die formalen Aspekte seiner Vorgänger zu beherzi gen, dennoch selbst nach neuen Ansätzen zu suchen und die äußere Architektur des jeweili gen Werkes nach eigenem Ermessen zu ent werfen. Ein solcher subtil-individueller Gestal tungswille prägte z. B. auch seine Sinfonien seit seiner Vierten (1893). Sein Violinkonzert ist äußerlich als einsät2iges Werk angelegt. Den noch hat es eine dreiteilige Binnenstruktur er halten, wie es das klassische Formschema ver langt. Dies allein wäre nicht neuartig, nicht überraschend, denn das gab es schon bei Mendelssohn und in Lisztschen Klavierkon zerten. Doch Glasunow plazierte den langsa-