Rimski-Korsakow, den sich sein Schüler zum Widmungsträger ausge wählt hatte, berichtete in seiner Autobiogra phie Jahre später über die Uraufführung der 1. Sinfonie Glasunows: „Das war ein wirklicher Freudentag für uns alle, die Musiker der jungen russischen Schule. Jugendlich in der Eingebung, aber reif in Technik und Form, errang die Sinfonie einen großen Erfolg. Das Publikum rief den Komponisten, und als er auf die Bühne kam, war es erstaunt, daß er ein Junge in Gymna siastenuniform war." durchdrungen von slawischem Liedgut. Sicher lich mußte der Lehrer einiges korrigieren, viel- i leicht auch manchen handwerklichen Tip ge ben, doch als Balakirew sie in St. Petersburg 1882 aufführte, machte sie nicht nur guten Effekt, sondern wurde für den noch lernenden jungen Komponisten ein triumphaler Erfolg. Franz Liszt (1811 - 1886), den Glasunow übri- | gens besonders verehrte, führte diese Sinfonie bereits zwei Jahre später erfolgreich in Weimar auf und meinte danach, daß „von diesem Komponisten noch die ganze Welt sprechen“ werde. Und so wurde nach und nach jedes sei ner neuen Werke ... als ein musikalisches Ereignis erster Ordnung aufgenommen“, schrieb Strawinsky viel später in seinen „Erin nerungen“, und fuhr fort: „Ich war fasziniert von der staunenswerten Meisterschaft des Könnens. Es war doch ganz natürlich, daß ich diese Sinfonien zum Vorbild genommen habe.“ Sein Debüt als Dirigent gab Glasunow im Oktober 1887. Diese Tätigkeit führte ihn fortan häufiger ins Ausland. Dort machte er nicht nur seine eigene Musik einer größeren Öffentlich keit bekannt, sondern nutzte diese Gelegen heiten, sich auch für Werke seiner russischen Kollegen einzusetzen. Das brachte ihm Freunde in der Heimat ein, sogar die Versöhnung der untereinander konkurrierenden bzw. rivalisie renden Petersburger und Moskauer Schulen, von denen die eine der anderen mangelndes Nationalgefühl, die andere der einen hand werklichen Dilettantismus vorwarf. Aber dieser vorgebliche Mangel findet sich im Werk Glasu nows (übrigens auch in dem seines Lehrers Rimski-Korsakow) in einer technischen Perfek tionierung geradezu überkompensiert. Und schließlich wurde dem Komponisten sogar an gelastet, seine ganze Kunst sei „Technik“, die zum eigentlichen Inhalt wird die Außen ¬ seite der Glasunowschen Musik ist mit allen Eigenschaften ausgestattet, um dem Ohr zu