Alexander Glasunow DRESDNER O PHILHARMONIE L ange Jahre galt Alexander Glasunow zwar als ein Großer seiner Zunft, doch seine Musik wurde in Deutschland recht wenig auf geführt. Das scheint in seiner Heimat anders zu sein. Dort wurde er gelegentlich als „der größ te russische Sinfoniker“ apostrophiert, als ein „würdiger Fortsetzer Beethovens, objektiver, klarer, konsequenter und umfassender als Tschaikowski". Gerühmt wird seine klang gerechte, für jedes Instrument dankbare j Schreibweise und eine äußerst einfühlsame I Kunst der Instrumentation. In Glasunows viel seitigem, auf sicherer Satzkunst gegründetem Schaffen offenbart sich die kosmopolitische Grundhaltung des Komponisten: Obwohl er j niemals dem Petersburger Kreis des „Mächtigen | Häufleins“ um Mussorgski, Borodin, Cui, Rimski-Korsakow und Balakirew angehörte, nahm er doch dessen Ideale einer „russischen Nationalmusik“ in sich auf, setzte sich aber ebenso auch mit den Bestrebungen der eher weltoffenen Moskauer Komponisten um Tschaikowski auseinander, um - wie diese - westeuropäische Tendenzen in sein Schaffen einfließen zu lassen. So verstand er es auf ori- | ginäre Weise, eine echt russische Substanz mit | feinster europäischer Musikkultur zu verbinden und slawische Melancholie mit weltbürgerli cher Lebensfreude zu bereichern. Glasunow, aus einer traditionsreichen Petersburger Verlegerfamilie stammend, erfühlte seine Berufung schon sehr frühzeitig als einer, der „von der Musik besessen“ ist, wie er bekannte. „Wenn ich nicht komponieren könnte, hätte ich den Eindruck, meine Zeit zu verlieren.“ Der junge Mann kam in die Hände von Nikolai Rimski-Korsakow (1844 - 1908), zu dieser Zeit Lehrer am Petersburger Konservatorium. Der bescheinigte dem Zögling alsbald eine gewisse Genialität. Zum Dank - so könnte man meinen - komponierte der junge Mann mit 16 Jahren seine 1. Sinfonie, ein großangelegtes Werk, | geb. 10.8.1865 in St. Petersburg; gest. 21.3.1936 in Paris 1879 - 1881 Ausbildung bei Rimski-Korsakow 1882 Erfolg mit der 1. Sinfonie 1899 Professor am St. Petersburger Konservatorium 1905 -1928 Direktor des St. Petersburger Konservatoriums 1907 Ehrendoktorwürden der Universitäten Cambridge und Oxford 1914 Ehrenmitglied der „Accademia di Santa Cecilia” in Rom 1922 „Verdienter Volkskünstler der RSFSR" 1928 Wahlheimat Paris Alexander Glasunow; Gemälde von Ilja Repin