Volltext Seite (XML)
DRESDNER U PHILHARMONIE Texte der Chorballaden ... Beim Abschied zu singen Gedicht von Ernst Freiherr von Feuchtersieben Es ist bestimmt in Gottes Rat, daß man vom Liebsten was man hat, muß scheiden, muß scheiden. Wie wohl doch nichts im Lauf der Welt dem Herzen, ach, so sauer fällt, als scheiden, ja scheiden. So dir geschenkt ein Blümlein was, so tu' es in ein Wasserglas, doch wisse: blüht morgen dir ein Röslein auf, es welkt wohl schon die Nacht da rauf, das wisse, das wisse. Und hat dir Gott ein Lieb beschert, und hältst du sie recht innig wert, die Deine, die Deine. Es wird wohl wenig Zeit nur sein, da läßt sie dich so gar allein, dann weine, dann weine. Nun mußt du mich auch recht ver steh'n, wenn Menschen auseinandergeh’n, so sagen sie: auf Wiederseh'n, auf Wiederseh’n! Zigeunerleben Gedicht von Emanuel Geibel Im Schatten des Waldes, im Buchengezweig, da regt's sich und raschelt und flüstert zugleich.Es flackern die Flammen, es gaukelt der Schein um bunte Gestalten, um Laub und Gestein. Da ist der Zigeuner bewegliche Schar mit blitzendem Äug' und mit wal lendem Haar, gesäugt an des Niles geheiligter Flut, gebräunt von Hispaniens südlicher Glut. I Ums lodernde Feuer in schwellen dem Grün, da lagern die Männer verwildert und kühn, I da kauern die Weiber und rüsten | das Mahl, ' und füllen geschäftig den alten Pokal. Und Sagen und Lieder ertönen im Rund, | wie Spaniens Gärten so blühend und bunt, und magische Sprüche für Not und Gefahr verkündet die Alte der horchenden Schar. Schwarzäugige Mädchen beginnen j den Tanz. Da sprühen die Fackeln im rötli chen Glanz. Es lockt die Gitarre, die Cymbel klingt, wie wild und wilder der Reigen sich schlingt. Dann ruh'n sie ermüdet vom i nächtlichen Reih’n. | Es rauschen die Buchen im | Schlummer sie ein. I Und die aus der glücklichen Heimat verbannt, sie schauen im Traume das glückli che Land. Doch wie nun im Osten der j Morgen erwacht, verlöschen die schönen Gebilde der Nacht. Es scharret das Maultier bei Tages beginn, I fort zieh'n die Gestalten, wer sagt | dir wohin?