J> DRESDNER O PHILHARMONIE bändigten Zurückhaltung entsprungen. Und doch steckt viel Sinnlichkeit in seiner Musik, mag sie auch noch so konstruiert, noch so „künstlich“ geschaffen, also nicht von ihm selbst empfunden sein. Seine Musik sollte ja gerade bezaubern. So gesehen ist Ravel als | Magier, als Verzauberet zu begreifen, als einer, der Kunst und Künstlichkeit gleichsetzt, der die Welt nicht erkennen und abbilden will, wie vie le andere Künstler, sondern sie tausendfach I spiegelt, sie bricht und sie wie durch ein Prisma anschaut oder sie im Kaleidoskop gefangen hält. Musik ist für ihn nicht Teil des Lebens, sondern eine Scheinwelt, ein künstlicher Garten in magischer Ilmwallung, eine zweite, jedenfalls andere Welt. Und sie ist auch eine lu xuriöse Unterhaltung, ein exquisites Spiel, ein j Spiel mit geistvollem Inhalt, mit Formen, Floskeln, Vehikeln, eben künstlich. 1909 war das berühmte „Russische Ballett" un ter Leitung von Sergej Diaghilew und dessen Star-Choreographen Michail Fokin nach Paris gekommen und gab dem dortigen Musikleben starke neue Impulse. Auf der Suche nach ge- | eigneten Werken wurden immer wieder Komponisten mit Aufträgen bedacht, als einer der ersten Maurice Ravel. Der Vorschlag, ein Ballett nach dem antiken Hirtenroman des | Longos zu komponieren wurde zwar vom Komponisten begrüßt, die Ausführung aber im mer wieder unterbrochen, so daß erst nach drei Jahren, am 8. Juni 1912, die als „Choreo- | graphische Sinfonie in drei Teilen“ bezeichnete Tanzdichtung Daphnis et Chloe aufgeführt werden konnte. Ravel hatte „ein ausladendes musikalisches Fresko“ geschaffen, „welches we- . niger archaisierend als voll Hingabe an das Griechenland meiner Träume ist, eher jenem verwandt, wie es die französischen Maler vom Ende des 18. Jahrhunderts sich vorgestellt ha- j ben“. Ein riesiges Orchester mit vielerlei unter schiedlichem Schlagzeug wurde gebraucht. Igor