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aus „Jedermann“ DRESDNER O PHILHARMONIE 3. Ist als wenn eins gerufen hätt, Die Stimme war schwach und doch recht klar, Hilf Gott, daß es nit meine Mutter war. Ist gar ein alt, gebrechlich Weib, Möcht, daß der Anblick erspart ihr bleib. 0 nur so viel erbarm dich mein, Laß das nit meine Mutter sein! 4. So wollt ich ganz zernichtet sein, Wie an dem ganzen Wesen mein Nit eine Fiber jetzt nit schreit Vor tiefer Reu und wildem Leid. Zurück! Und kann nit! Noch einmal! Und kommt nit wieder! Graus und Qual! Hie wird kein zweites Mal gelebt! Nun weiß die aufgerissne Brust, Als sie es nie zuvor gewußt, Was dieses Wort bedeuten mag: Lieg hin und stirb, Hie ist dein Tag! 5. Ja! Ich glaub: solches hat er voll bracht, Des Vaters Zorn zunicht gemacht, Der Menschheit ewig Heil erworben Und ist dafür am Kreuz verstorben. Doch weiß ich, solches kommt zugut, Nur dem der heilig ist und gut: ' Durch gute Werk und Frommheit eben Erkauft er sich ein ewig Leben. Da sieh, so stehts um meine Werk: | Von Sünden hab ich einen Berg So überschwer auf mich geladen, Daß mich Gott gar nit kann begnaden, Als er der Höchstgerechte ist. 6. 0 ewiger Gott! 0 göttliches Gesicht! 0 rechter Weg! 0 himmlisches Licht! Hier schrei ich zu dir in letzter Stund, Ein Klageruf geht aus meinem Mund. 0 mein Erlöser, den Schöpfer erbitt, Daß er beim Ende mir gnädig sei, Wenn der höllische Feind sich drängt herbei, Und der Tod mir grausam die Kehle zuschnürt, Daß er meine Seel dann hinaufführt. , Und, Heiland, mach durch deine | Fürbitt, Daß ich zu seiner Rechten hintritt, In seine Glorie mit ihm zu gehn. Laß dir dies mein Gebet anstehn, Um willen, daß du am Kreuz bist gestorben Und hast all unsre Seelen erworben.