Sechs Monologe Hugo von Hofmannsthal 1. Ist alls zu End das Freudenmahl Und alle fort aus meinem Saal? Bleibt mir keine andere Hilfe dann, Bin ich denn ein verlorner Mann? Und ganz alleinig in der Welt, Ist es schon so um mich bestellt, Hat mich Der schon dazu gemacht, Ganz nackend und ohn alle Macht, Als lag ich schon in meinem Grab, Wo ich doch mein warm Blut noch hab Und Knecht mir noch gehorsam sein Und Häuser viel und Schätze mein, Auf! schlagt die Feuerglocken drein! Ihr Knecht nit lungert in dem Haus, kommt allesamt zu mir heraus! Ich muß schnell eine Reise tun Und das zu Fuß und nit zu Wagen, Gesamte Knecht, die sollen mit Und meine große Geldtruhen, Die sollen sie herbeitragen. Die Reis wird wie ein Kriegszug scharf, Daß ich der Schätze sehr bedarf. 2. Ach Gott, wie graust mir vor dem Tod, Der Angstschweiß bricht mir aus | vor Not; Kann der die Seel im Leib uns morden? Was ist denn jählings aus mir wor den? Hab immer doch in bösen Stunden Mir irgend einen Trost ausgfunden, War nie verlassen ganz und gar, Nie kein erbärmlich armer Narr. War immer wo doch noch ein Halt Und habs gewendet mit Gewalt. | Sind all denn meine Kräfte dahin I Und alls verworren schon mein Sinn, Daß ich kaum mehr besinnen kann. Wer bin ich denn: der Jedermann, Der reiche Jedermann allzeit. j Das ist mein Hand, | Das ist mein Kleid Und was da steht auf diesem Platz, Das ist mein Geld, Das ist mein Schatz, Durch den ich jederzeit mit Macht | Hab alles spielend vor mich bracht. | Nun wird mir wohl, daß ich den seh Recht bei der Hand in meiner Näh. Wenn ich bei dem verharren kann Geht mich kein Graus und Ängsten an. Weh aber, ich muß ja dorthin, Das kommt mir jählings in den Sinn. Der Bot war da, die Ladung ist be- schehn. Nun heißt es auf und dorthin gehn. | Nit ohne dich, du mußt mit mir, Laß dich um alles nit hinter mir. Du mußt jetzt in ein andres Haus Drum auf mit dir und schnell heraus!