DRESDNER C 1 PHILHARMONIE langanhaltenden russischen Herrschaftsan spruch in Berührung. Unter einem solchen Eindruck entstanden beispielsweise mit „Kul- lervo“ op. 7 (1892) - angeregt durch das finni sche Nationalepos „Kalevala“ - und mehreren Bühnenmusiken (1899) zu patriotischen Veran staltungen Werke, die im Land voller Begeiste- I rung aufgenommen wurden. „Finlandia“ op. 26, das sechste dieser Bühnenstücke, hatte als in offizielle Nationalhymne besonderen Anteil an der Bildung des finnischen Selbstbewußtseins ! und begründete die Stellung des Komponisten als nationale Integrationsfigur. Trotz einer Vielzahl an Tonschöpfungen aus den unterschiedlichsten Bereichen liegt Sibe lius’ eigentliches Verdienst auf dem sinfoni schen Sektor und kulminiert in sieben Sinfo nien, seinem einzigen Violinkonzert und einigen Sinfonischen Dichtungen. Seine 1. Sinfonie komponierte Sibelius 1898/99 nach großen Erfolgen mit einigen anderen Orchesterwerken, z. B. den vier „Lemminkäinen- Legenden“ op. 22 (1893 - 1896). Seine letzte Sinfonie, die Siebente, mußte, wie schon seine Sechste, sehr langsam reifen. Sie benötigte dafür sechs Jahre, von 1918 bis 1924. In die- ( sem Vierteljahrhundert hat der Komponist na turgemäß mancherlei ausprobiert, hat sich selbst entwickelt und ältere Wege verlassen, neue erkundet. Aus deutlichen romantischen Anfängen und einer schwelgerischen Klang- | und Farbenfülle kam er nach der Jahrhun dertwende zu einer eher klassizistisch gepräg ten Phase und orientierte sich, ohne direkt zu kopieren, am französischen Impressionismus. In den Werken der Reife wird ein bewunderungs würdiges Streben nach Konzentration spürbar, ' die Suche nach dem klassischen Gleichgewicht der Form und einer strengen Beherrschung der emotionalen Elemente. Sibelius hat nicht „Schule“ gemacht, wie manche anderen Zeitge nossen, weil seine Kunst rücksichtslos persön-