DRESDNER PHILHARMONIE Erfolg konnte der Komponist 1918 verzeichnen, als Ernest Ansermet sein Oratorium „Les dithy- rambes“ dirigierte. Doch erst danach glaubte er, sich als Komponist wirklich profilieren zu kön nen. 1926 lernte er das Genfer Institut von Emile Jacques-Dalcroze kennen, der die rhyth mische Gymnastik begründet hatte und selbst als Komponist hervortrat. Martin beschäftigte sich selbst schon längere Zeit mit dem Problem der Rhythmik recht intensiv. So trat er in dieses Institut ein, erwarb ein Diplom und unterrich tete dort ab 1928 für zehn Jahre. Zu Beginn der 30er Jahre begann er, sich mit der Reihen technik Schönbergs, also der Zwölftonmusik, gezielt zu beschäftigen. Er schrieb einige Werke in dieser Technik, darunter immerhin auch ein Klavierkonzert (1934), das kein Geringerer als Walter Gieseking aufführte. Martin sah aller dings in dieser Kompositionstechnik nicht die gänzliche Erfüllung seiner eigenen ästhetischen Anschauungen. Doch er fühlte sich bereichert, suchte aber weiterhin nach Gestaltungsmög lichkeiten in einem mehr persönlichen Stil. Den fand er schließlich, selbst schon beinahe 50 Jahre alt. Für ihn war die Harmonik immer ein grundlegendes Element für Formbildung und Ausdruck. Deshalb konnte er auch der Schön- bergschen freitonalen Kompositionsweise nicht restlos folgen. Allerdings hatte er als modern denkender Mensch auch Probleme damit, sich ganz der klassisch-romantischen Funktions theorie hinzugeben. Und so fand er schließlich eigene Lösungen, die sich aus einem länger an dauernden Assimilationsprozeß unterschiedli cher stilistischer und kompositionstechnischer Einflüsse herauskristallisierten. Als Beispiele dafür sind die ersten vier Balladen für verschie dene Soloinstrumente und Orchester zu nennen (Alt-Saxophon 1938; Klavier 1939; Flöte 1939 und Posaune 1940). Zu seiner persönlichen Handschrift, die schließlich deutlich ausgeprägt und unverwechselbar geworden war, gehören „So kann ich sagen, daß ich durch Schönberg beeinflußt wurde und mich gleich zeitig mit meinem ganzen musikalischen Empfinden ihm entgegengestellt habe“, meinte Frank Martin selbst einmal.