Im 19. Jahrhundert wurde als Bühnenmusik zu „Egmont” immer wieder auf Johann Friedrich Reichardts Komposition zurück gegriffen, die bereits 1791 entstanden war. Aufführungsdauer: ca. 8 Minuten Tiefer - also G-Dur, in einem weiteren Auszug: „Noch einmal um einen Ton tiefer - (F-Dur). Da spielte von allen Seiten wohl viel guter Wille mit. Doch schon sehr bald verlor diese Musik für die Theatermacher an Bedeutung. Sie sprengt, was ihre Anforderungen an Ausführende betrifft, den Rahmen gewöhnlicher Theatermusik. Beethoven aber wollte seine Musik von vorn herein erhalten wissen. Er gab ihr sogar einen hohen Stellenwert und wünschte vor allem, daß Goethe davon erfährt, sie kennenlernt. Im Leipziger Verlagshaus Breitkopf ft Härtel, das bereits mehrere Werke Beethovens veröffent licht hatte, fand er einen Interessenten, der so gar dafür zahlen wollte. „Von 1400 Gulden in Silbergeld“ war die Rede; selbst für Beetho venwerke ein beachtlicher Preis! Der Verlag hat te allerdings Bedenken gegen eine Herausgabe des Klavierauszugs und eine „nur von Theater direktoren gebrauchten Partitur“. Zudem seien einige Zwischenakte ohne richtigen Schluß. Letzteres wurde geändert, d.h. so überarbeitet, daß die Stücke „außer dem Theater... auch ein zeln gegeben werden“ können. Und so schrieb Beethoven an Goethe am 12. April 1811: Sie werden nächstens die Musik zu Egmont ... durch Breitkopf und Härte! erhalten - diesen herrlichen Egmont, den ich, indem ich ihn eben so warm als ich ihn gelesen, wieder durch Sie gedacht, gefühlt und in Musik gegeben habe - ich wünsche sehr Ihr Urtheil darüber zu wißen ...“. Ein solches Urteil ist zwar niemals bekannt geworden, doch wissen wir, daß der „Egmont“ im Januar 1814 in Weimar mit Beethovens Musik gegeben wurde. Heute wird nur noch selten die gesamte Egmont-Musik aufgeführt. Im November 1999 allerdings durften wir sie mit Gerd Albrecht am Pult erleben. Die Egmont-Ouvertüre jedoch ist lebendig wie eh und je und gehört in das Repertoire eines jeden Orchesters.