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Rabenauer Anzeiger : 18.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191408181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140818
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-18
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 18.08.1914
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Die feldgraue Uniform unserer Truppen hat infolge ihrer Vorzüglichkeit bei den Franzosen, wie die „Frankfrt. Ztg." auf Grund der Aussagen französischer Gefangener er zählt, Schrecken und Bestürzung hervorgerufen. Einer der Gefangenen sagte u. a.: „Wir haben die Deutschen nur ge sehen, wenn sie im Laufschritt auf uns zukamen. Unsere Toten hatten fast nur Kopf- und Brustwunden. Bei Mül- Hausen waren uns die Deutschen einmal auf 50 Meter nahe- gekommen und schossen alles über den Haufen. Unser Leut nant fragte: wo stecken sie denn nur? Er sah trotz deS Feldstechers nichts. Die Uniform verschwand vollkommen im Gelände/ Ein Wiener Kriegsscherz. Alsdann, bitte, wissen S', was der König von Belgien dem Kaiser Wilhelm tele graphiert hat? Hat er telegraphiert: „Kaiser Wilhelm, ich bitsi Dich, — Gib mir zurück mein Lüttich!" Darauf hat Kaiser Wilhelm telegraphiert: „Wart ein bissel, — Bin Sonntag in Brüssel!" Oer „Rückblick auf die Zukunft". Im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel kündigte am 8. August, also kaum 8 Tage nach der Mobilmachungsorder, ein bayerischer Verleger eine illustrierte Geschichte des Krieges von 1914 in 10 Lieferungen zu 64 Seiten an. Die erste Lieferung soll schon in nächster Woche erfolgen. — Überflüssig zu sagen, daß dieses Geschichtswerk auf Gründlichkeit und infolgedessen auf Brauchbarkeit keinen Anspruch machen kann! Physik im Kriege. Physikstunde im Gymnasium: Der Professor behandelt in der Akustik die relative Langsamkeit der Fortpflanzung des Schalles, daß sich der Schall viel weniger schnell fortpflanzt als das Licht und als die mecha nische Bewegung. !„Sähen Se" — so erläutert er — „wenn die Soldaten in der Schlacht die Kogeln pfeifen hören, dann pflügen se sich schnell zu docken. Das is aber janz verkährt. Märken Se sich für den Fall, daß Se mal in die Lage kommen: Wenn Se die Kogeln pfeifen hören, dann sind se schon lange vorbeigeflogen, dann brauchen Sie sich nich -mehr zu docken. Aber wenn Se die Kogeln nich pfeifen hören, dann müssen Se sich docken!" verurleille russische Eisenbahn - Allenläier. In Schweidnitz wurden drei russische Landarbeiter, die auf eine Strecke Steine gewälzt hatten, um einen deutschen Militär zug zur Entgleisung zu bringen, zu je 10 Jahren Zucht- Haus verurteilt. Das Attentat hatte durch die Wach samkeit der deutschen Soldaten rechtzeitig vereitelt werden können. Mehr Klugheit im Handelsverkehr! Eine Anzahl bedeutender Großfirmen der Metallbranche hat an ihre Kunden ein Zirkular versandt, in dem der Entschluß ange kündigt wird, in Anbetracht der Kriegslage alle Aufträge nur noch gegen Barzahlung ausführen zu wollen. Diese unvorhergesehene Kredttentziehung ist in diesen ohnehin kritischen Zeiten in schärfstem Maße zu verurteilen, denn sis muß in den Kreisen der kleineren Abnehmer die unheil vollsten Folgen nach sich ziehen. Oer furchtbare Slrahenkamps der deutschen Truppen gegen die belgische Bevölkerung findet eine anschauliche Schilderung in dem Brief eines Mitkämpfers um Lüttich, den die „Köln. Ztg." im Auszug veröffentlicht. Danach ging es in langen Märschen ununterbrochen in das belgische Land hinein. Hart an der Grenze waren die Bürger noch freundlich, mit jedem Kilometer weiter änderte sich aber ihr Benehmen. Aus den Hütten und Scheunen der Dörfer fielen vereinzelte Schüsse, ein deutsches Kommando drang in die Gehöfte und bemächtigte sich der Aufrührer. Wo es die Notwendigkeit erheischte, wurde sofort das Standrecht aus geübt. So kam man langsam nach Lüttich. Eine besonders todesmutige Schar unter der Führung eines Hauptmanns bricht nachts auf, um Lüttich zu über rumpeln. Um Mitternacht sieht sie Lüttich vor sich liegen. Ein Dorf dient als Deckung. Plötzlich schlagen hageldicht feindliche Schrapnells ein. Zu allen Seiten mäht der Tod die Tapferen. Soll man die schrecklichen Einzelheiten aus malen ? Die Verzweiflung gibt dem tapferen Häufchen Löwenmut. Unter Lem höllischen Lärm stürmt sie durch den Kugelregen, nur heraus aus der verderbenbringenden Stellung. Mit aufgepflanztem Bajonett gehts Anhöhen hinauf, hinunter wieder ins feindliche Tal, und überall lacht der Tod. Durch zwei Forts schlängeln sich die Über lebenden, da winken die Straßen von Lüttich. Keine Kugel pfeift jetzt ihr schauriges Lied mehr, singend ryarfchiert bas brave Läuflein in die Stadt. So gelangt es bis zum Markt, dü öffnet die Hölle ihre Schleusen, aus allen Fenstern erhebt sich ein furchtbares Gewehrfeuer. Die tapfere Schar schmilzt zusehends zusammen, von allen Seiten eingeschlossen, muß sie sich ergeben. Entwaffnet wird sie in das Gefängnis gebracht. Äber am nächsten Morgen befreit sie ein deutscher Generalstabsosfizier mit der Kunde, daß die Deutschen Herren der Stadt feien. Zar Nikolaus log auch den König von England an. Die „Köln. Ztg." gibt den von der Londoner „Times" veröffentlichten Depeschenwechsel zwischen dem Könige von England und dem Zaren wieder. Daraus geht hervor, daß der Zar auf die inständige Bitte des Königs Georg, den Frieden zu erhalten zu suchen, telegraphierte, er würde das gern gelan haben, wenn Deutschland nicht bereits dieKriegserklärung überreicht hätte. Weiter behauptete der Zar, Rußland hätte ein greifen müssen, weil Österreich entschlossen war, aus Serbien einen Vasallenstaat zu machen. Die Wahrheit ist bekannt lich die, daß Rußland die wiederholten und dringenden deutschen Anfragen wegen des Zweckes der russischen Mobil machung unbeantwortet ließ und daß Österreich wiederholt und aufs bestimmteste erklärte, daß es Serbien gegenüber keinerlei Eroberungsabsichten verfolge. England mußte die russischen Lügen durchschauen und durchschaute sie, gleich wohl machte es mit dem Zaren gemeinschaftliche Sache. Wist Japan milmachen? Wie den „Leipz. N. N." aus Halle gedrahtet wird, haben die studierenden japanischen Mediziner von ihrer Regierung den Befehl erhalten, sich sofort über Berlin und Amerika in ihre Heimat zu begeben. Nach einer anderen Meldung soll auch ein japanisches Ge schwader in See gegangen sein. - Oesterreichs Lob dec deutschen Slreilkröfke. Wie hie amtlichen und alle übrigen Organe Osterreich-Ungarns den glänzenden Taten des deutschen Heeres begeistertes Löb^zollen. fo äußern sie sich auch in Worten aufrichtiger Bewunderung über die bisherigen Leistungen der deutschen Kriegsmarine. Die Fahrten der „Goeben" und „Breslau" im Mittelmeer und deren kühner Ausbruch aus dem neutralen italienischen Hafen Messina durch eine dichte Kette feindlicher Kriegsschiffe werden mit Worten höchster An erkennung erörtert. Osterreich-Ungarn ist stolz auf seinen Verbündeten, der Treue mit Treue vergilt. Fürst Bülow beim Kaiser. Der frühere deutsche Reichskanzler, Fürst Bülow, dessen große politische Erfah rung allgemein anerkannt wird, wurde am Donnerstag vom Kaiser im Schlosse zu Berlin in Audienz empfangen. Der deutsche Bolschaslssekrelär kallner in Peters burg ermordet! Das Petersburger Gesindel kann nicht laut genug seine Bundesbrüderschaft mit den serbischen Meuchelmördern betonen: es mordet jetzt auch! In Peters burg ist Hofrat Alfred Kattner, der seit über 30 Jahren im deutschen konsularischen und diplomatischen Dienst in Ruß land tätig ist, und der bei der kürzlich erfolgten Abreise des Botschafters Grafen Pourtales in Petersburg zurückgelassen wurde, von dem Petersburger Pöbel ermordet worden! Der Pöbel hat das im Zentrum der russischen Hauptstadt belegene Boischasterpalais gestürmt. Daraus geht also hervor, daß die Petersburger Polizei den Mord nicht gehindert hat. Alle Petersburger Versuche, die Sache in anderem Licht darzustellen, dürften keine Aussicht auf Erfolg haben. Unerwünschte Volksausläufe wußten die Handlanger des Zaren ja stets so trefflich zu verhindern — mit Säbel und Gewehr! Daß das deutsche Botschaftspalais in Peters burg von den dortigen Mordbrennern bald nach dem Kriegs ausbruch geplündert wurde, war schon bekannt. Der Mord an Hofrat Kattner dürste der russischen Regierung allerdings sehr teuer zu stehen kommen. Die Lage Rußlands ver schlechtert sich von Tag zu Tag. — In Moskau sind sämt liche deutschen Geschäfte zerstört worden. Vom deutschen Konsulat stehen nur noch die nackten Mauern, die Be völkerung hat wie die Wilden gehaust. Dem „B. T." wird gemeldet, daß während der Zerstörung des deutschen Kousulats russische Offiziere vorbeikamen, die, anstatt Ein halt zu gebieten, den Zerstörern anfeuernd zuwinkten. Diplomalenwechsel. Der bisherige deutsche Bot schafter in Paris, Freiherr v. Schön, wurde einstweilen zum preußischen Gesandten in München ernannt. Der bisherige preußische Gesandte in München v. Treutler wurde als Vertreter des Auswärtigen Amts in das Kaiserliche Haupt quartier berufen. Herr v. Treutler ist derjenige deutsche Diplomat, der den Kaiser in jüngster Zeit auf Reisen zu bealeiten vfleate ' Lie Kaiserin unv die ^Suglmgspfiege. Dl« Kaiserin beauftragte den Vorsitzenden der deutschen Ver einigung für Säuglingsschutz, Kabinettsrat v. Behr-Pinnow, dafür einzuireten, daß in den jetzigen ernsten Kriegszeiten die Säuglinge und Kleinkinder des Schutzes nicht entbehren. Es wäre ein schweres Unglück, wenn unter der Wucht der äußeren Verhältnisse die Sorge für die Jüngsten unseres Volkes erlahmen sollte, denn die Bewegung der Säuglmgs- und Mütterfürsorge gilt der Zukunft unseres Volkes, die gegenwärtig weniger als je aus den Augen verloren werden darf. Keine deulschen Minen in der Nordsee. Amtlich wird gegenüber anderslautenden englischen Nachrichten er klärt, daß keineswegs in der Nordsee deutsche Kontaktminen gelegt sind, die den neutralen Handel gefährden, sondern einzig und allein in unmittelbarer Nähe der englischen Küsten. Jeder Kriegführende darf selbstverständlich vor den eigenen Küsten und vor denen des Feindes Minen legen. Neutrale Schiffe werden durch die deutschen Maßnahmen nicht gefährdet. Wenn unsere amtlichen Stellen uns die er freuliche Mitteilung von der Minenlegung an den englischen Küsten schon jetzt machen konnten, so zeigt das, wie die „Kreuz-Ztg." schreibt, daß wir bereits gründliche, ganze Arbeit gemacht haben. Bedeutungsvoll will es dem ge nannten Blatte auch erscheinen, daß die amtliche Meldung von den „englischen Küsten" spricht. Das eröffnet, nachdem bekannt ist, daß unsere Unterseeboote bis zur Küste von Schottland hinaufgefahren sind, die Aussicht, daß die Minenblockade des Jnselretchs in dem vollen geplanten Um fange vollendet ist. Da unser Minensystem als das voll kommenste auf der Welt gilt, so dürfte das vollendete Werk für uns einen großen Erfolg, für England eine große, wohl auch nicht vorhergesehene Überraschung bedeuten. Die Beschränkung in Vee kriegsberichlerstallung, die für die Zeit der stratechschen Vorbereitungen unerläßlich erscheint, soll laut „B. T." wesentlich gemildert werden, sobald die Periode der großen Operationen begonnen hat. Beschlagnahme belgischer Schiffe in Duisburg. Im Duisburger Hafen wurden laut „Niederrh. Nachr." eine Anzahl belgische Schiffe beschlagnahmt. Die Schiffer und Besitzer wurden mit der Mannschaft an Land gebracht. Die Frauen ließ man auf den als deutsches Eigentum erklärten Schiffen. Ein belgische Organisakion von Frankkireur-Korps für den Guerilla-Krieg festgestestl! Der Zufall hat den „Münchn. N. N." eine belgische Zeitungsnummer in die Hände gespielt, aus dem mit völliger Klarheit hervorgeht, daß offiziell ein Franktireur-Korps für den Guerilla- Krieg gebildet worden ist. Da helfen also nur noch unsere strengsten Maßnahmen für die „edle belgische Nation". Der belgische Fliegerleulnanl Tapnroge ist am 6 August nach einem Fluge von Namur aus bei der Landung so scharf auf den Grund gestoßen, daß das Flugzeug zer splitterte und der Flieger mit gebrochenem Rückgrat lebens gefährlich verletzt aufgehoben wurde. Französische Truppen in Belgien. Dem „B. T" erklärte ein aus Belgien heimgekehrter Deutscher, daß bereits am vergangenen Montag zwei französische Regimenter in Brüssel ankamen und sofort nach Lüttich weiterbefördert wurden. Getreide aus Holland. Der Wirtschaftsverkehr im Westen beginnt nach den ersten Tagen der Mobilmachung sich wieder zu regen, besonders die Rheinstraße und die Ruhrhäfen zeigen neues Leben. Neben großen Kohlentrans porten, die aus den Zechen ungehindert gefördert werden, kommen auch lange Schleppzüge mit Getreide aus Holland! Bulgariens Rüstungen. Die bulgarische Regierung hat zum Schutze der Grenzen die Mobilmachung der ge samten bulgarischen Armee angeordnet. Osterreich-Ungarn und Rumänien wurden freundschaftlich vorher von dieser Maßregel verständigt. In Sofia glaubt man, daß die serbische Armee, sobald ihr Widerstand gebrochen sein wird, über die bulgarische Grenze abrücken wird, um nicht vor den Österreichern kapitulieren zu müssen. Für diesen Fall soll die bulgarische Armee bereitstehen, um die Serben beim Über tritt zu entwaffnen. Der Rückzug der serbischen Armee nach Neuserbien ist so gut wie unmöglich geworden, da der bul garische Bandenführer Mitschew die Brücke über den Wardar- fluß bei Demirkavu gesprengt chat. Ueberall voran. Hochmut kommt vor dem Fall. Der russische Kavalleriegeneral Skobelew, der später während einer Lhampagnerorgie in Warschau vom Schlage getroffen wurde, sagte, als s. Zt. von russischen wie französischen hohen Militärs in gleicher, unverantwortlicher Weise zum Kriege gegen uns gehetzt wurde: „In zweimal vierundzwanztg Stunden werden die Kosaken durch Deutschland reiten, um sich in die Arme ihrer französischen Kameraden zu stürzen." Die Kosaken haben sich heute ebensowenig wie im Japan- krtege mit Ruhm bedeckt, sie haben auch im Freiheitskriege viel weniger geleistet, als angenommen wird. Die deutsche Dankbarkeit hatte ihnen damals Lorbeeren gewidmet, die sie in Wahrheit nicht verdienten. Ebensowenig wahr wie dies Skobelewsche Wort ist die vor sieben Jahren ausgesprochene Behauptung des englischen Marinelords Lee geworden: „Bevor Deutschland weiß, baß wir mobil find, stehen schon 100 000 Engländer in Schleswig-Holstein." Im Osten und Westen sind wir voran und England sorgt sich. Französische, russische und belgische Gefangene sind aus deulschem Boden, den sie als Sieger zu betreten ge dachten, Trophäen. Geschütze, Maschinengewehre, Hand- Feuerwaffen sind in unseren Händen. Dem Sturm aus Lüttich ist Las Handgemenge von Lagarde gefolgt, das uns die erste französische Fahne brachte und über tausend um verwundete Gefangene lieferte. Wir wollen uns wahrlich nicht überheben, aber nach dem von den unserigen be wiesenen Todesmut können wir nicht glauben, daß 1000 unblessierte deutsche Soldaten die Waffen strecken würden. Gänzlich erfolglos ist auch der Aufruf des französischen Generalissimus Joffre an die Elsaß-Lothringer zur Er hebung, also zum Landesverrat, geblieben, während die Polen der russischen Militärverwaltung immer größere Ver legenheit bereiten. Und ebenso wie der Wehrkraft zu Lande sieht man unserer Marine die Freude aus den Augen leuchten, unsere blauen Zungen haben einen wahren Heibhunger auf Taten. Im Mittelmeer, in der Nordsee, in der Ostsee sind sie auf dem Volten, und wenn aus begreiflichen Gründen Einzelheiten nicht mitgeteUt weroen können, wir dürfen ver- s trauen. Die Engländer haben über unsere junge Marine i Scherze gemacht, auch vom verstorbenen König Edward tst ! ein solcher erzählt; heute wird die deutsche Wehrmacht zur ! See die Quittung darauf geben. Und Osterreich-Ungarn ! avanciert ebenfalls überall. Wie die Kriegsentscheidung zu Lande in Frankreich liegt, so liegt sie zur See darin, was wir England antun können; alle Kolonialereignisse sind vorübergehender Natur; eine etwaige Mitwirkung von anderen Staaten am Kriege kann wertvoll sein, befreit uns aber nicht von der Aus führung der entscheidenden Schläge. Es ist traurig, daß die Berichte über die von Belgiern an unseren Soldaten ver übten Scheußlichkeiten immer neue Verstärkungen erfahren. Die große Lügenfabrik unserer Feinde, die auch 1870-71 so Beschämendes leistete, wird über diese Schandbarkeiten schweigen, aber die Geschichte wird sie aufbewahren, um zu zeigen, was fanatische Menschen aus einem ehrlichen Waffen gang machen können. Wie verhetzt müssen die Belgier ge wesen sein, daß sie geglaubt haben, sich so etwas erlauben ,u können! Im Felde und zu yause. Die Hundstagstemperatur hat es in den letzten Tagen von neuem gut gemeint. Sie würde in stillen Friedens- zetten wieder ein Sensaiionsthema gewesen sein, heute geht man darüber einfach fort. Aber unsere Krieger im Z-elvs? Die Bluiarbeit ist heiß, jetzt kommt die Sonnen leistung dazu. Nun, die Begeisterung mildert auch diese Äußerlichkeit, und dann ist die Umsicht so groß, daß getan wird, was nur irgendwie geschafft werden kann. Jedenfalls sollen die, welche daheim geblieben sind, sagen: Wir dulden keine Gefahr. Tun wir für Lie, die draußen stehen, und für die, welche hinausziehen, nach wie vor, was in unseren Kräften steht. Stiller ist es in allen deutschen Städten geworden, in vielen ganz still. Selbst die Zentralstellen des Verkehrs, die Lärmstadt Berlin nicht ausgenommen, weisen ein anderes Bild auf. Die Verkehrsverbindungen mußten,sich dem veränderten Zustand anpassen, das Geläut Ler Stratzen- bahnglocken erklang idyllischer, weil seltener, die Automobile sind in großer Zahl in den Dienst der Wehrkraft gestellt. Damit sind die Pferdedroschken wieder . zu Ehren und zu einem guten Geschäft gekommen, das ihnen nach den mageren Zeiten der Automobilkonkurrenz zu gönnen ist. Dünner ist der tägliche Strom der Angestellten zu den Ge schäften geworden, aber die Maid tm Sommergewand bringt einen frohen Zug in das Straßenbild. Der ist unverändert geblieben. Die amtlich mitgeteilte bevorstehende Erleichterung des Eisenbahnverkehrs sowie die teilweise Wiederzulassung des Postanweisungsverkehrs im Osten und Westen ist nicht allein von höchster Bedeutung für den Stand der Truppentrans porte, für den geschäftlichen, persönlichen und Postverkehr, sondern auch eine Erquickung für das Erwerbsleben. Jetzt weiß das ganze große Publikum, daß es in Ruhe abwarten, wieder zu den Lebensgemohnheiten zurückkehren kann, wie sie ein jeder sich zu leisten vermag. Allerdings, die Stim mung ist eine andere, auch die Lebenshaltung hat sich von vielen Übertreibungen freigemacht. Der Zug der Zeit ist nicht mehr international, er ist deutsch. Und er wird sich hoffentlich nicht wieder von modernen Faxen ins Schlepptau nehmen lassen. Hoffentlich bekommen wir nun auch eine rechte und echte deutsche Sportsprache. Deutsch steht nicht hinter englisch zurück. Aufgealmet hat die kleinere Geschäftswelt, und auch manche große. Sie darf hoffen, sich durchzuschlagen, daß das Publikum Erkenntnis und Erkenntlichkeit zeigt. Auch die Fremdenindustr'e, die sich stellenweise ein bißchen zu sehr auf die englischen Ansprüche zugeschnitten hatte, braucht kaum dunkel in die Zukunft zu sehen, wenn sic der neuen Zeit sich anpaßt. Das deutsche Publikum, auch das des befreundeten Auslandes, w-rd Ersatz für das Fern bleiben unserer Feinde und Neider gewähren, wenn ihm deutsche Preise und Lie Berücksichtigung deutscher Art zu 'eil wird.
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