den hohen Stimmen; die andere dunkel, dumpf und bedrohlich wirkend in den tiefen Instrumenten und Lagen mit donnernden Pauken. Immer wieder wechseln sich diese Charaktere ab, überlappen sich zum Teil oder erklingen un abhängig voneinander. Mal dominiert der eine, dann wieder der andere. Auch unabhängig von dem genannten Bild spürt man ein Aufeinandertreffen von Gegensätzen wie gut und böse oder Sonne und Unwetter. Mit ihren wirkungsvollen Effekten erinnert diese Symphonie an das zuvor gehörte Klavierkonzert. Als ein wesentliches programmatisches Merkmal tritt das Thema des ersten Satzes auf. Es ist nicht nur Thema des er sten und auch des letzten Satzes als Maestaso-Thema, son dern erklingt ebenfalls in den Sätzen zwei und vier. So zieht sich dieses Thema, zu Beginn des ersten Satzes in der Klari nette, wie ein roter Faden durch das gesamte Werk (ausgenommen im dritten Satz) und schließt am Ende des letzten Satzes wieder an den Anfang der Symphonie an. So kann man vielleicht auch den Versuch Victor Delsons nachvollziehen, der in der Gesamtheit der Symphonie die Sonatenform zu erkennen glaubte. Erster und zweiter Satz der Symphonie entsprechen der Einleitung und dem Hauptsatz der Exposition, der dritte Satz ist ein Nebensatz. Den vierten Satz, in dem die Themen der vorherigen Sätze wieder zu hören sind, sieht Delson als Durchführung, und den fünften Satz als die Reprise mit Coda. Starke Assoziationen an die Natur weckt der dritte Satz. Nicht nur seine charakteristische Eigenart, sondern auch seine ausgedehnte Länge von ca. 15 Minuten in der Mitte der Symphonie hebt diesen Andante-Satz hervor. In soli- stischer Schlichtheit vernimmt man eine Vogelstimme, erst zaghaft, dann immer lebendiger und nahezu authentisch. Das vergangene Kräftemessen ist vergessen und man fühlt sich an Beethovens „Pastorale“ (Symphonie Nr. 6 in F-Dur, op. 68) erinnert. Die Idylle aber trügt, denn auch in diesem Satz wird sie gestört, was sich formal bereits an den Tem pobezeichnungen wie accelerando, a tempo, Piü vivo oder Agitato innerhalb des Satzes ablesen lässt. Zum Schluss, ein geleitet durch vogelstimmenähnliche Figuren in den hohen Streichern, singt der Vogel erneut sein Liedchen - ein Bild der Ruhe nach dem Sturm. Der Finalsatz wird ebenfalls mit dem beliebten Effekt des gleitenden Übergangs erreicht und beginnt mit einem auf-