DRESDNER O PHILHARMONIE Sinfonie Nr. 2 c-Moll Zur Musik Der Komponist versuchte - mehr noch als in sei ner mißglückten ersten Sinfonie - eine zyklische Einheit für seine neue fünfsätzige Sinfonie zu ' finden. So stellte er einen inneren Zusammen hang aller Sätze durch eine symmetrische the matische Verklammerung (Leitmotivtechnik) der Ecksätze her (1. Satz: Andante - Allegro gioco- so und 5. Satz: Maestoso) und der Binnensätze (2. Satz: Allegro und 4. Satz: Tempestoso). Der | im Zentrum stehende 3. Satz (Andante) erhielt ein eigenständiges Profil und ein besonderes Gewicht. Er hat ungewöhnliche Ausmaße, grö- I ßere als die anderen Sätze und bildet den eigentlichen Ruhepol des Werkes, ein träume- | risch-pastorales Idyll, durchzogen von Vogel- stimmen-lmitationen. Man mag an Wagners „Siegfried-Idyll“ erinnert sein oder an Debussys I „Prelude ä l’apres midi d’un faune". Obwohl Skrjabin sich ausgesprochen kühnen harmoni schen Exkursen hingegeben hat, die ihm durch aus den Vorwurf der Dekadenz eingetragen ha ben dürften, ging er in der Verarbeitung seiner leitmotivischen Durchdringung kaum über seine Vorbilder hinaus. So ist in Franz Liszts „Faust- Symphonie“ z.B. bereits die Themenmetamor phose von düsterem Moll zu triumphalem Dur . zu erleben, auch in Cesar Francks d-Moll-Sinfo nie und in Tschaikowskis Fünfter. Jedenfalls wird „im einleitenden Andante von Skrjabins Zweiter ... das grüblerisch wirkende Leitthema mit seinem charakteristischen Sextfall zuerst in der Klarinette vorgestellt (analog zur Instrumentierung des 1. Hauptgedankens in der 1. Sinfonie)“, schreibt Michael Schmidt, und „es wird im schon erwähn ten Maestoso-Schlußsatz in triumphales Durge- j wendet." Der Schluß dieser Sinfonie wurde immer wieder bekrittelt, weil Skrjabin dafür einen „abgegriffen-pompösen C-Dur-Marsch“ wählte, j 27