Jf DRESDNER O PHILHARMONIE schon spielte er nur noch eigene Werke, reiste viel, lebte zeitweise ganz im Ausland, vor nehmlich in der Schweiz und in Brüssel. Immer und überall erregte er Aufsehen, oftmals aber auch eine gewisse Ratlosigkeit bei der Beur teilung seiner Stücke und seines Spiels: „Irgendwie intim - so, als ob er improvisiere, als ob er seine geheimsten Eingebungen sich selbst anvertraue ... Er ähnelt seinem geistigen Vor gänger Chopin“. Als komponierender Pianist, später als ein bewußter Erneuerer der musikalischen Aus drucksfähigkeit, versuchte Skrjabin, seiner eige nen, sehr an die spätromantische Tonsprache [ gebundenen Kompositionsweise zu entfliehen. Es genügte ihm einfach nicht mehr, seinen frühen Vorbildern, wie Chopin und Liszt, später sogar Wagner, Strauss, auch Debussy und Ravel, zu folgen oder ihren Einflüssen ausgesetzt zu I bleiben. Er begann, ein eigenes harmonisches System zu entwickeln, das sich auf fünf Quartschritten aufbaute („mystischer Akkord“) und schließlich dazu führte, den Unterschied zwischen Konsonanz und Dissonanz aufzulö- j sen. Dieser aufgeschichtete Sechsklang wurde unter seinen Händen - natürlich in immer wie der modifizierter Form - zum Ausgangsmaterial seiner späteren Werke. Und schließlich genügte ihm nicht mehr die Musik allein zum Ausdruck seiner philosophischen Ideen, die u.a. von Nietzsches „Zarathustra“, Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung“, besonders aber durch die „Geheimlehre“ der Theosophin Helena Blavatsky beeinflußt zu sein schien. In seiner sinfonischen Dichtung „Promethee. Le Poeme du Feu“ (1909/10) notierte er z.B. ein Farbenklavier, ein Instrument, bei dem jede Taste einer Farbe entspricht, die während des Vortrags auf eine Leinwand projiziert wird. Einige Werke sind mit psychologisierenden „Vortragsanweisungen“ überhäuft, die schließ lich eine eigenständige Ebene über dem musi-