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Rabenauer Anzeiger : 13.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191408139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140813
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-13
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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AusschreilunM gegen Deutsche in Paris ritterlichen* Fran- // inkosten beigetragen. nung war, Deutschen Vermischte Nachrichten. Der Kaiser grützt das Alexander-Regiment. Als ein Bataillon der Alexander von einem Marsche zurückkam und den Schloßplatz passierte, erschienen der Kaiser und die Kaiserin am Fenster. Die Grenadiere marschierten im Parademarsch mit fridericianischem Griff vorüber. Der Kaiser grüßte wiederholt seine Grenadiere. Die Kaiserin winkte ihnen mit einem weißen Tuche zu. Oie Stimmung in Etsaß-Lothringen ist vorzüglich. Auch die Elsaß-Lothringer haben jäh erkannt, wie man französisches Wesen und französische Kultur einzuschätzen hat. Aus den früher stocksranzöstsch gesinnten Grenzorten liegen 'Massenanmeldungen zum Dienst gegen Frankreich vor. Die von der Negierung nicht bestätigten Bürgermeister der elsässischen Städte wollen, um ihre Treue zu Kaiser und Reich zu beweisen, als Freiwillige den Krieg mttmachen. Das Zusammengehen der Franzosen mit den russischen Lügnern und Ehrenwortbrechern hat die Elsässer bis in den Grund der Seele empört. Voran erkenn» man deutsche Flugzeugs? Amtlich wird mitgeteilt: Um eine Gefährdung der eigenen Flieger durch Beschießen ru verhindern, sind die deutschen Flugzeuge att der oberen und unteren Seite jeder Tragfläche sowie zu beiden Seiten des Seitensteuers mit einem schwarzen Kreuz in Form des Eisernen Kreuzes versehen. Die Flugzeuge werden sich tunlichst so niedrig halten, daß die Kennzeichnung von unten erkannt werden kann. Vie ersten deutschen Stegosnachrichten in Oester reich. Bei unseren österreichisch-ungarischen Waffenbrüdern haben die ersten deutschen Siegesnachrichten lauten Jubel hervorgerufen, überall, wo deutsche Reservisten passieren, werden ihnen vom Publikum stürmische Huldigungen darge bracht. Man reicht ihnen Getränke und Speisen, Zigarren und Zigaretten. — In Budapest beschlossen aristokratische Damen den Boykott französischer Waren und Toiletten. Die Deutschen und Oesterreicher werden in Frank reich als Kriegsgefangene zurtickgehalten! Sämtliche Deutsche und Österreicher, die Frankreich verlassen wollten, wurden lt.B.Z. als Kriegsgefangene zurückbehalten. Sie wurden nach der Auvergne (gebirgige Landschaft im südlichen Frankreich) transportiert, wo sie in Puy gefangen gehalten werden sollen. Der erste gefallene Bayer. Der Vizefeldwebel Bene dikt Schmid von einem bayerischen Truppenteil in Lothringen, ein geborener Aichacher, ist auf einem Patrouillengang durch eine feindliche Kugel getötet worden. Er dürfte der erste Bayer sein, der in diesem Feldzug den Tod für das Vater land starb. Ein österreichischer Held t Ein österreichisches Pa trouillenboot fuhr gegen eine Stelle unterhalb der Drina» Mündung, wo die Serben eifrig an Befestigungen arbeiteten. 20 Meter vom Ufer schwang sich ein österreichischer Marine unteroffizier, mit 3 Kilogramm Ekrasit-Sprengstoff beladen, über Bord, schwamm ans Land, erreichte unbemerkt die Be festigungen, schaffte die Sprengladung hinein nnd brachte sie mit einer Zündschnur zur Explosion. Die Serben eilten herbei und eröffneten das Feuer, wurden aber von der Mann schaft des Bootes mit Schnellfeuer empfangen und zurückge trieben. Der tapfere Unteroffizier blieb unverletzt und er reichte schwimmend das Boot wieder. Vas Vrlualelgenlum ist unverlehlich. Der „Reichs anzeiger* schreibt: Nach völkerrechtlichen Grundsätzen ist im Landkrieg das Privateigentum von Angehörigen eines feind lichen Staates unverletzlich. Die in Deutschland weilenden Fremden dürfen also, auch wenn sie einem feindlichen Staate angehören, in dem friedlichen Besitz ihres Eigen tums nicht gestört werden. Zum Privateigentum gehören auch ausstehende Forderungen; eine Beschlagnahme solcher Forderungen von Reichs wegen ist daher selbstverständlich ausgeschlossen. Liebknecht und der „Blut- und Lügenzar." Gegen den sozialdemokratischen Neichstagsabgeordneten Liebknecht war ein Verfahren wegen Beleidigung des Zaren im Gange, Liebknecht hatte auf einem Parteitag von dem „Lügenzaren" und dem „Blutzaren" gesprochen. Das Verfahren ist vor läufig eingestellt worden, da Liebknecht zu den Fahnen rin- gezogen worden ist. — Wenn heute jeder wegen Beleidigung belangt würde, der für den Zaren den richtigen Ausdruck findet, — nicht auszudenken. I» vanzig wurde der verschärfte Velagernngszu- Etn zusammenfassender Bericht der „Nordd. Allg. Zig." über die brutale Behandlung der Deutschen in Paris während der letzten Wochen bis zur Abreise des deutschen Botschafters von Schön beweist, daß es mit der vielgepühm- ten kulturellen Höhe der Franzosen Essig ist. Wie die Hunnen haben sich die Pariser aller Gesellschaftsklassen gegen die wehrlosen Deutschen benommen, noch bevor der Kriegs zustand eingetreten war. Schon längere Zeit vor der Mobil machung wurden nach dem amtlichen Bericht, der auf per- önltchen Mitteilungen des bisherigen Botschafters v. Schön ußt, Ausschreitungen gegen die in Paris ansässigen Deut- chen verübt. Die Hilferufe vermehrten sich von Tag zu Lag, sodaß schließlich eine unübersehbare Menge von Menschen auf der Botschaft und dem Generalkonsulat sich meldete. Der Höhepunkt der Ausschreitungen wurde am zweiten Mobilmachungstage, der zugleich der Tag der Kriegseröff- :, erreicht, die Wohnungen und Geschäftshäuser der ... wurden erbrochen und geplündert, überall sah hie Polizei den Räubereien mit verschränkten Armen zu. In gleicher Weise wurde in den Wohnungen von Deutschen gehaust, sodaß kein Portier die Deutschen mehr in sein Haus etnließ. Die deutschfeindlichen Ausschreitungen auf der Straße griffen derartig um sich, daß beispielsweise das Stadtviertel Belleoille in Hellem Aufruhr wa . Dort wurden schließlich alle deutschen Geschäfte geplündert. Die Deutschen wurden überall bedroht und mißhandelt, ihre Lage war verzweifelt. Sie mußten sich, wie alle anderen Ausländer, nach der Mobilmachung bei der Polizei melden. Sobald ein Deutscher sich meldete, wurde er in brutalster Weise behandelt und dem johlenden Publikum schutzlos überlassen. Viele deutsche Frauen wurden nach ihrer Abfertigung mit Faustschlägen und Fußtritten aus den Polizeibüros befördert. In den Ge schäften wurden den Deutschen alle Lebensmittel verweigert. Da der Zugverkehr eingestellt war, so konnten die Bedrängten nicht abreisea. Besonders schlimm erging es alleinstehenden deutschen Frauen und Mädchen von den „ritterlichen" Fran zosen. Auf energische Vorstellungen des Botschafters von Schön bet dem französischen Ministerpräsidenten wurde den Obdachlosen endlich Unterkunft in einer Schule geboten, wo sämtliche Deutsche genaue Anweisungen über ihre Abreise erhalten konnten. Auch der Botschafter der Vereinigten Staaten war den Deutschen behilflich. Die deutsche Bot schaft hat über 6000 Deutschen zum Verlassen Frankreichs verhalfen und, da hinreichende Mittel nicht sofort zu be schaffen waren, aus ihrer eigenen Tasche zur Deckung der auf den Grund des Meeres! Das hat viel Ähnlichkeit mit dem kühnen Sturm auf Lüttich. Der deutsche Erfolg ist weit bedeutender als der deni!che Verlust. Vie geplanke Verstärkung der engtischen Armee um eine halbe Million Mann wirkt auf die Kenner der Verhältnisse nur komisch. Die Rekrutierung vermochte in den jüngsten Jahren nicht die vorgeschriebene Kopsstärke zu erbringen. Die Mannschaften der Territorialarmee, die rüher die Freiwilligen hießen, schmolzen ebenfalls stark zu- ammen. Auf einem kontinentalen Kriegsschauplätze würden ie laut „Tag" wegen ihrer Marschunfähigkeit und mangel rasten Ausbildung ganz unbrauchbar sein. Im Boerenkriege pflegten sich die Freiwilligen stets ohne jede ernste Gegen wehr zu ergeben. General Deoett, der ihnen dann Pferde, Gewehre und Munition abnahm, nannte sie seine besten Armeelieferanten. Lord Kitchener, der damals gräulich über die Waschlapptgkeit der Volunteers fluchte, muß arg in der Klemme sein, daß er es jetzt noch einmal mit ihnen ver suchen will. Vie kriegsbegeislerung in England ist flau. Die englischen Krämerseelen sehen eben in erster Linie, daß ihr Handel für einige Zeit lahmgelegt ist, und die Jingo- Begeisterung, die in den Straßen der Städte randalierte, hat vom alten Nelson-Geist sehr wenig. Als die Deutschen aus London ausgewiesen wurden, kam es vor, daß eng lische Kaufleute bei den Deutschen erschienen, über den Krieg jammerten und ihrem Wunsche Ausdruck gaben, daß die Deutschen bald wieder nach London zurückkehren möchten. — Dem Wunsche schließen wir uns an, wenn auch in etwas anderem Sinne! stand erklärt, denn Danzig ist von Spionen überschwemmt. Die Spione sollen sich vornehmlich gute Plätze auf Dächern gesichert haben, denn das Bezirkskommando teilte mit, daß eine ganze Anzahl solcher Individuen verhaftet worden sind, die sich auf Dächern in die Fernsprechleitung des Bezirks kommandos einschalteten, um Gespräche zu belauschen. Vie ersten sranzöslschen Gefangenen. In Frank- surt a. M. trafen als erste Kriegsgefangene 60 französische Jäger ein. Die Leute, die auf Festung gebracht wurden, machten einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Auch bei Briey wurden französische Gefangene gemacht. Drei russische Gold-Automobile sind laut „Nordd Allg. Ztg." von unseren Truppen abgefangen worden. Es war ja von vornherein anzunehmen, daß die Autos, sobald sie auf deutschem Boden waren, nicht weit kommen würden. Man hatte in den Grenzdlstrikten über alle Chausseen dicke Eiienketten gespannt und Eggen mit den Zinken nach oben gelegt. Zwei Autos wurden durch Mannschaften einer Bargerwehr abgefangen, ein Auto mußte abgeschossen werden. Alle drei Autos führten große Summen Goldes bei sich. Die Kosaken sind keine Soldaten, die Kosaken sind Mordbrenner! Der „Tag" teilt folgende Postkarte mit, die die Besitzerin eines kleines Gehöftes in dem Grenz dörfchen Skodden bei Bialla ihrem Bruder in Berlin schrieb: „Mein lieber Bruder! Teile Dir mit, daß wir seit Montag heimatlos sind. Unsere Heimat ist ein Trümmerhaufen und Asche. Wir muhten fliehen und haben nur daS bloße Leben gerettet. Vater, Emma und Hugo, die zurückblieben, wurden von den Kosaken ermordet. Was soll nun werden? Wir haben alles verloren. Wer weiß, ob Dich die Karte trifft, denn Du bist wohl selber im Feuer. Deine Mutter, Großmutter, Trude, Meta und Lina." — Ruhig! Ruhig! Es wird alles gerächt! Die Genter Siegesglocke gesprungen. Die größte Glocke des Genter Rathauses, die folgende Inschrift trägt: „Wenn ich dumpf anschlagend läute, ist ein Feuer ausge brochen ; läute ich festlich mit hohem Klang, gibt es einen Sieg in Flandern", ist plötzlich gesprungen. Etwas für abergläubische Gemüter! übrigens wurde auch neulich bei Jena die hundertjährigeFriedenSlinde durch einUnwetterzerstört. Sympathien der Amerikaner. Der bedeutendste amerikanische Verein in der ReichShaupistadt überwies eine Spende von 1000 Mark für das deutsche Rote Kreuz. Ferner forderte er seine Mitglieder zu Sammlungen für die Familien deutscher Krieger auf. Welter hat die ameri- konische Regierung durch ihren Botschafter Gerard ein An- erbieten deS amerikanischen Roten Kreuzes übermittelt, eine Expedition von drei Ärzten und zwölf Pflegerinnen mit dem erforderlichen Material für unsere Verwundeten zur Ver- sügung zu stellen, falls nötig, wäre das amerikanische Volk bereit, weitere Arzte und Pflegerinnen zu senden. Die amerikanische Regierung hat dies Anerbieten auf daS herz lichste unterstützt und es ist selbstverständlich, daß eS mit dem wärmsten Dank angenommen worden ist. Arme jüdische vlamanlenschleifer aus Amsterdam, verhärmte Männer, Frauen und Kinder, wurden dieser Tage zu Hunderten auf deutschen Bahnen nach Österreich befördert. Auch sie wurden von den Belgiern in Amsterdam ihrer Habe beraubt und ausgewiesen. Hals über Kopf, so wie sie gingen und standen, warf man sie hinaus. Belgische Heldentaten! In Deutschland wurden die Vertriebenen aufs beste verpflegt. Warnung vor der Bildung von ArelwiMgenkorps. Gegenüber den sich häufenden Aufrufen zur Neugrün duna von vaterländischen Vereinen, Freiwilligen-, Jugend- Schutzenkorps usw. wird trotz aller Anerkennung dieser patriotischen Bestrebungen amtlich darauf htnaewiesen, daß ein derartig eigenmächtiges Vorgehen eine Zersplitterung der Kräfte bedeutet. Stehen solchen Gründungen schon im Frieden gewichtige Bedenken entgegen, so können in Kriegs- zetten, wie eS weiter heißt, die zuständigen Behörden, in erster Linie die Heeresverwaltung, sich nicht die einheitliche Leitung und Organisation alles dessen aus der Hand nehmen lassen, waS dazu dienen soll, in sachgemäßer Weise, je nach Bedürfnis, die Kräfte zu sammeln und aufzurufen, die dieser oder jener Zweck erfordert. Dringend zu warnen ist beson ders auch vor der Bildung von FreiwilltgenkorpS. Alle die, die freiwillig ihre Kräfte mit der Waffe in der Hand dem Vaterlande widmen wollen, sollen sich als Kriegsfreiwillige bei einem Ersatztruppenteil melden. Die erste Woche. Der erste Mobilmachungstag fiel bekanntlich auf Sonn tag, den 2. August. Wir können auf die erste Woche des Krieges mit Stolz zurückblicken: überall ein energisches Vor dringen der Deutschen und Zurückweichen der Gegner, die uns überfallen wollten. 2m Osten sind Kalisch, Czenstochau und Kibarty von deutschen Truppen besetzt worden, sehr schwere Verluste erlitt eine russische Kavalleriedrigade bei Soldau. Russische Angriffe auf den deutschen Grenzschutz bei Schwiddern und Grodken wurden gleichfalls zuiückge- wiesen. Die Woche schloß damit, daß deutsche und öster reichische Truppen bet Oikusch und Wolbrom Fühlung mit einander nahmen. 2m Westen wurde zunächst der wichtige Verkehrsknotenpunkt Briey nordwestlich von Metz besetzt. Ein glänzender Erfolg war die Einnahme der Festung Lüttich durch General v. Emmich am Morgen des 7. August. Französische Vorstöße aus der Richtung von Belfort wurden zurückgewiesen. Auch zur See waren wir erfolgreich. Libau wurde durch den Kreuzer „Augsburg" in Brand ge- schossen und in der Themse lief der englische Kreuzer „Amphion" auf eine Mine auf und sank. . Des Kaisers Tochter. Die Übernahme der Regentschaft des Herzogtums Braun,chweig die junge Herzogin Viktoria Luise für ihren in den Krieg gezogenen Gatten Herzog Ernst August ist bei der herrschenden Bewegung nur flüchtig gestreift; eS ist aber ein so interessantes Ereignis, daß man darauf zurück- greifen muß, und wäre es auch nur zu dem Zweck, um dem Sohn des alten Herzogs von Cumberland Glück zu wünschen, daß er seine Stellung als deutscher ReichLsürst in der Weise betätigte, daß er ins Feld ging. Die junge Herzogin ist als Regentin Staatsoberhaupt. Ä damit die Trägerin der Bundesgenossenschaft ^^schweigS zu ihrem kaiserlichen Vater. Das ist ein ".^^ordentlicher Zustand, der wohl kaum in der beschichte, wenigstens in realen Ereignissen, seinesgleichen gehabt hak. Scheinherrschertnnen hat es wohl öfter ge- geben, aber nicht dies bestimmte staatsrechtliche Verhältnis. Des Kaisers frohgemute Tochter Hot jetzt den ganzen Lebens ernst erkannt, sie, die schon eine vortreffliche Landesmutter war, wird eine nicht minder gute Landesfürstin sein. Daß sie ihren Gemahl glücklich Wiedersehen möge, ist ein allge meiner herzlicher Wunsch. Bei Ouatrebras in Belgien, dem Vorgefecht von Bellealliance, fiel 1815 der Herzog Karl von Braunschweig. Mit der jungen Braunschweiger Regentin walten nun drei Frauen auf europäischen Thronen, außer ihr noch Königin Wilhelmine der Niederlande, Großherzogin Adelheid von Luxemburg. Unsere Zeit legte den Frauen also das Szepter in die Hand, denn sie weiß, daß sie damit zu walten wissen werben. ,I .... 1 X. „n. . W„ I I Reiche Hilfe. Höchster Anerkennung wert ist die Hilfstätigkeit, die in überraschend großem Umfange eingesetzt hat. Haben sich doch Ernte-Hilfskräfte in so reicher Zahl zur Verfügung ge stellt, daß eine weitere Bildung von Organisationen für diesen Zweck überflüssig erscheint. Auch das Rote Kreuz verfügt bereits über stattliche Summen, an der Spitze der Zuwendungen stehen die 200000 Mark des Kaisers für das Rote Kreuz und für die Familien der Einberufenen. Für diese beiden letztgenannten Zwecke aber können nicht genug Gaben fließen. Sie kommen reichlich, oft in origineller Form. So forderte ein Berliner Junggeselle zu einer be sonderen Junggesellenspende auf, er selber gab 1000 Mark und 100 Flaschen Wein. Mit den Gaben der Städte und der großen Jndustriewerke könnte man Spalten füllen. Leipzig gewährt beispielsweise als Familienunterstützung 300 Prozent der Reichsunterstützung, und marschiert damit an der Spitze der deutschen Städte. Die Reichsunterstützung beträgt bekanntlich 0 Mark monatlich für die Frau und 6 Mark für jedes Kind. Hilfreiche Hände, wohin man blickt. Ein Berliner Autobesitzer fuhr langsam die Straßen auf und ab und beförderte die Reservisten zu ihren Sammel plätzen. Wie dankbar sind die Soldaten tür solche Dienste! Wie dankbar sind sie auch für den Imbiß, der ihnen auf den Bahnhöfen gereicht wird! Und bet dieser LiebeS- tätigkeit wollte Deutschlands Kaiserin als echte Landesmutter nicht fehlen. Die hohe Frau erschien in Begleitung der Kronprinzessin auf dem Güterbahnhof in Neukölln bei Berlin und beteiligte sich persönlich an der Verteilung von Ge tränken und Brötchen an die Mannschaften. Wie jubelten die Soldaten der Kaiserin zu! „Wo Fürst und Volk sich reichen so die Hand, da blüht und wächst das deutsche Vaterland!" Japans Vorbekalt. 2apans Vorbehalt. Die amtliche Meldung, das Japan mit Rücksicht auf das englisch-japanische Bündnii keine Neutralitätserklärung erlassen Lat, seine Haltung viel mehr von den Ereignissen auf den Meeren deS fernen Osten? abhängig machen wird, besagt noch keineswegs, baß Japan sich unseren Feinden anschließen und mit diesen aktiv an dem Kriege gegen Deutschland teilnehmen wolle. Eine Landung japanischer Truppen in Europa wäre mit außer- ordentlichen Kosten verknüpft; auch würde eS sich Japan mehr als einmal überlegen, ob eS sich Deutschlands Freund- schäft für immer verscherzen solle. D>e Japaner sind viel zu kühle Rechner, als daß sie sich durch Versprechungen ködern lassen oder überstürzt handeln sollten. Sie erblicken mit Recht in Rußland den geborenen Feind ihrer Ausdehnungs bestrebungen und erkennen trotz des Bündnisses mit England, daß dieses ihnen zehnmal mehr hinderlich werden kann als Deutschland oder Osterreich-Ungarn. Dagegen ist die Mög- lichkeil nicht ausgeschlossen, daß Japan eine Art Polizeidicnst in Indien und Ägypten übernimmt und dafür Sorge trägt, daß diese beiden Reiche sich während der Wirren des Welt krieges nicht gegen England erheben und dessen nur mit Zähneknirschen ertragene Herrschaft von sich abschütteln. Daß aber auch dieses Unterfangen den Japanern recht er hebliche Opfer kosten könnte, unterliegt keinem Zweifel. Da her bleibt es dabet, daß sich Japan ein aktives Eingreifen in den Krieg, welcher Art es auch sei, noch sehr überlegen wird. Ein Lebenstnteresse hat Japan an der Schwächung Rußlands.
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