Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 13.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191408139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140813
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-13
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Eroberung von Lüttich war eine unvergleichliche Heldentat, die in der Kriegsge schichte aller Zeiten einen Ehrenplatz einnehmen wird. Als die erste Meldung von dem großen deutschen Waffenersolg eintraf, wagte man zunächst garnicht zu glauben, daß die überwältigende Siegeskunde der Wahrheit entsprechen könnte. Als man sich jedoch von der Richtigkeit der Nachricht, die das Gewaltige als etwas Selbstverständliches behandelte und ohne jede Ruhmredigkeit schlicht anaab: „Lüttich ist ge nommen" überzeugt hatte, da kannte der Jubel keine Gren zen, und er stieg umso höher, je mehr man die Bedeutung des ersten deutschen Sieges in diesem Kriege aller gegen alle erkannte. Die Siegeskunde von Lüttich hat die letzte Spur von Angst und Sorge aus unseren Herzen gerissen und das deutsche Volk mit einer Zuversicht erfüllt, wie sie stärker und schöner garnicht zu denken ist. Auch auf unsere braven Truppen hat der erste große deutsche Steg einen hinreißenden Eindruck gemacht. Kaiser Wilhelm hat dem General von Emmich, der persönlich im Sturm auf Lüttich unsere Truppen vorwärts führte, den Orden pour le Merite, den militä rischen Verdienstorden verliehen. Das ganze deutsche Volk beglückwünscht den Helden von Lüttich zu dieser hohen kaiser lichen Auszeichnung und ist gewiß, daß alle deutschen Heer führer und Soldaten eS an schneidiger Talkraft und unauf haltsamer Tapferkeit dem Helden der ersten glorreichen Siegestat gletchtun werden. Das am Einfluß der Ourthe tn die Maas gelegene Lüttich ist eine moderne Festung mit zwölf starken Forts, die ohne Ausnahme im Ganzen mit 400 der neuesten und besten schweren Geschütze armiert waren, und einer Be satzung von 25000 Mann. Da die Besatzung durch das kühne Reiterstückchen unserer Truppen auf den Angriff vor bereitet war, so kann keine Rede von einer Überrumpelung sein. Die Festung Lüttich, die als Knotenpunkt zahlreicher Eisenbahnen und Straßen von höchster strategischer Be deutung für die weiteren Unternehmungen unserer braven Truppen ist, wurde im Sturm genommen. Wie das im Laufe weniger Stunden möglich war, ist im Augenblicke noch garnicht zu begreifen. Eine Heldentat ohne gleichen war die Eroberung Lüttichs aber, das steht fest, und das werden die späteren eingehenderen Berichte bestätigen. Deutschland mußte Belgien besetzen, da dieses dem franzö sischen Heere die Grenzen öffnete und damit Frankreich die Kooperation mit belgischen Truppen zur Abwehr gegen Deutschland angeboten hatte. Unbegreiflich ist es, daß die Franzosen, die doch ungehinderten Einzug in das bel gische Gebiet hatten, die wichtige Festung nicht verteidigen halfen und damit zu verhindern suchten, daß wiederum auf französischem Gebiete die Schlachten ausgefochten werden. Sie hätten es auf alle Fälle getan, wenn sie dazu imstande gewesen wären. Aber trotz ihrer angeblichen Erzbereit schaft hinken sie offenbar weit hinter den deutschen Truppen her. Der Sieger von Lüttich, General Albert von Emmich, wurde am 4. August 1848 in Minden in Westfalen geboren, ist jetzt also 66 Jahre alt. Als 20 jähriger trat er in das Heer ein und nahm als Bataillons-Adjutant am Kriege 1870-71 teil, wobei er sich das Eiserne Kreuz 2. Klasse er warb. Er war dann längere Zeit Regiments-Adjutant und aoanzierte 1875 zum Oberleutnant. In Metz war er Haupt mann, 1888 Major in Flensburg, 1867 Regimentskomman deur in Konstanz, 1901 Generalmajor in Trier und am 29. Mai 1909 wurde er zum Kommandierenden General deS 10. Armeekorps in Hannover ernannt. An Kaisers Geburts tag 1912 wurde dem bürgerlichen General der erbliche Adel verliehen. Der General, der als erster in dem jetzigen großen Kriege den Orden pour le Merite erhielt, ist einer der wenigen Kommandierenden, die weder die Kriegsaka demie besucht, noch im Generalstab gestanden haben. Hyänen ves Schlachtfelds. Mit einer Gemeinheit sondergleichen, die von unseren Truppen nicht ungestraft bleiben kann, eröffnen Franzosen und Belgier die Feindselig keiten. Sie beschränken sich nicht auf den Kampf der Be waffneten untereinander. Nichtmilitärische Landesbewohner schießen vielmehr aus dem Hinterhalt auf unsere Soldaten und auf unsere in der Ausübung ihrer Tätigkeit begriffenen Arzte. Gegen Verwundete werden Grausamkeiten verübt. Französische Grenzbevölkerung schoß aus dem Hinterhalt in der Nähe von Metz auf deutsche Patrouillen. Unsere Heeresverwaltung stellt diese jeder ehrlichen Kriegführung kin AimvliingsW oom Wellen IlliegMsüM entwirft die „Lycker Zig.": Ein trauriges Zeichen sind die vielen Verhaftungen wegen Spionage. Auch heute früh wurden wieder mehrere Personen nach Lötzen zum Kriegs gericht transportiert und andere wurden verhaftet. In Lätzen wurden bereits fünf Spione erschossen und so ein Exempel statuiert, das seine Wirkung gewiß nicht verfehlen wird. Von den jungen Leuten, die sich so zahlreich nach Lötzen begaben, um sich dort als Freiwillige zu melden, ist ein größerer Teil bereits eingekleidet worden, während andere noch einige Tage zurückgestellt wurden. Die Brände in den umliegenden Dörfern sind auch heute wieder zu sehen. Namentlich steigen die Rauchsäulen in der Richtung nach Pissanitzen, Borszymmen und Kallinowen auf. Die kleinen deutschen Patrouillen und auch einzelne Soldaten haben in den letzten Tagen große Geistesgegenwart bewiesen und manche brave Tat vollbracht, und auch bei den größeren Zusammenstößen haben die deutschen Truppen gute Erfolge errungen. Der Zuzug von Flüchtlingen aus dem Grenzbe zirk ist immer noch sehr groß. Die heimatlosen Familien machen einen tiefbedauerlichen Eindruck. Besonders die vielen kleinen Kinder rufen das Mitleid aller Menschen her vor, und Verwünschungen gegen die Nüssen als die Schuldigen an dem Kriege werden überall laut. Man wünscht allge mein, daß ihnen gründlich der Standpunkt klar gemacht werben möchte, damit sie auf Jahrzehnte hinaus nicht wieder in die Lage kommen, als Friedensstörer aufzutreten. — Inzwischen haben die deutschen Truppen mit den umber Hohn sprechenden Gemeinheiten vor den neutralen Staaten fest und erklärt, daß, wenn ein Franktireurkrieg wie 1870—71 vorbereitet werden sollte, unsere Gegner eS sich selbst zuzu schreiben hätten, wenn der Krieg mit unerbittlicher Strenge, und ohne daß unsere Truppen in gerechter Selbstver- verteidigung Pardon geben, gegen die schuldige Bevölkerung geführt werden wird. An der unerschütterlichen Energie unserer Führer und Truppen wird die Hoffnung der Gegner, durch die Entfesselung der Volksleidenschaften auf den Krieg ein zuwirken, zu schänden werden. General v. Emmich hatte den Belgiern noch kurz vor seinem Einmarsch in belgisches Gebiet erklärt, daß die deutschen Truppen sich zu ihrem größten Bedauern genötigt sähen, die Grenze zu überschreiten; daß aber Belgien kein Haar gekrümmt werden würde, wenn es den Deutschen freien Durchmarsch nach Frankreich gewährte. Der kom mandierende General erinnerte in seiner Proklamation an den glorreichen Tag von Bellealliance, wo die deutschen Waffen dazu beitrugen, das Aufblühen Belgiens zu be gründen, und betonte namentlich, daß die Zerstörung von Brücken, Tunnels und Eisenbahnschienen als Feindseligkeiten aufgefaßt werden müßte. Die Belgier schlugen die gut gemeinte Aufforderung in den Wind und haben jetzt für ihre Deutschfeindlichkeit und ihr Vertrauen auf Frankreich zu büßen. Der Jubel über den Fall Lüttichs war besonders arotz in Hannover, wo der Sieger, General o. Emmich, kommandierender General bisher war. In den Restaurants hielten anwesende Offiziere patriotische Ansprachen, in denen die Verdienste des tapferen Generals gewürdigt wurden. Donnernde Hurras auf ihn und seine Truppen wurden ausaebracht. Vie unerhörte» Schandtaten der Belgier an wehr losen Deutschen haben sich bestätigt. Ein schofles Volk, diese Belgier: im ehrlichen Feldkampf, selbst wenn sie hinter Festungen stehen, reißen sie aus wie Schafsleder, aber wehr, losen Männern, Frauen und Kindern gegenüber find sie Helden! Die Belgier waren es ja auch, die die Kongo- Neger, um sie zur Arbeit anzuhalten, folterten, wie es nur Menschen können, die so verkommen sind, daß sie, wie die Belgier, auch für Tierquälereien keine gesetzlichen Strafen kennen, weshalb die Belgier zu den Stierkämpfen über gingen. Die Einwohner der belgischen Städte stürmten die Läden der deutschen und österreichischen Geschäftsleute, schlugen die Schaufensterscheiben ein, plünderten die Aus- lagen und räumten auch den Laden aus. Fliehende Deutsche wurden auf Straßen und Chausseen erschlagen, Frauen und Kinder mit Messern gestochen. Die Belgier haben den Ruhm, die ersten Schandtaten an Wehrlosen in diesem Kriege begangen zu haben. Nun, sie haben auch die erste Keile aus deutschen Fäusten empfangen! schwärmenden Kosaken bekanntlich so gründlich aufgeräumt, daß zur Beunruhigung in den ländlichen Bezirken gar kein Grund mehr vorhanden ist. Seim Abzug aus Kalisch hatten die Bussen die Gefängnisse geöffnet und alle Banditen losgelassen, die sofort lustig zu plündern begannen. So heißt es in dem Briefe eines deutschen Augenzeugen an die „Voss. Ztg.". Der Bürgermeister bat die Deutschen um Schutz und die Banditen wurden wieder eingefangen. Die Stadt mußte sofort 25000 Rubel Kriegskontribution zahlen und ein Major wurde Stadtkommandant. Bis auf ein paar pol nische Radaubrüder, die auf Kaiser und Reich schimpften und gefesselt nach Posen zur kriegsgerichtlichen Aburteilung gebracht wurden, verhält sich die Bevölkerung nach wie vor ernst und ruhig. Viele Polen, besonders die Land bevölkerung, gehen direkt mit Begeisterung gegen die Russen mit. Zwei russische Spione, die die Telephonleitungen zer stören wollten, wurden abgefaßt und erschossen. Vorwärts auf allen Seiten geht es mit den deutschen Truppen. Nach amtlichen Meldungen wurde die dritte russische Kavalleriedivision, die bet Romeiken, südlich von Eydikuhnen die Grenze überschritt, von deutscher Kaval lerie auf russisches Gebiet zurückgeworsen. Die öster reichische Kavallerie besetzte Sikusch und Wolbrom und nahm Fühlung mit den in Russisch-Polen stehenden Grenz- schutzdeiachement des deutschen 6. Armeekorps. Die deutsch-österreichische Vereinigung hat auf rein russischem Boden stattgefunden. Olkusch liegt 10 Kilometer nördlich der österreichisch-russischen Grenze und 30 Kilometer östlich von Russisch-Sosnowice. Wolbrom liegt etwa 20 Kilometer nordöstlich von Olkusch. Wie im Osten gings im Westen. Die deutschen Grenztruppen in Ober-Elsaß wurden von feindlichen Kräften, die aus der Richtung Belfort kamen, angegriffen. Sie brachten das Vorgehen der Franzosen zum Stehen, die bei Altkirch nach Belfort zu zurückge worfen wurden. Generalmajor v. Bülow, der jüngste Bruder deS früheren Reichskanzlers, ist als einer der ersten deutschen Offiziere vor dem Feinde gefallen. Russisch-österreichische Grenzkampse. Der Kriegserklärung Osterreich-Ungarns an Rußland sind Scharmützel an der galizischen Grenze auf dem Fuße gefolgt. In diesen Kämpfen haben sich die Österreicher sehr tapfer gehalten und trotz teilweiser numerischer Überlegenheit des Feindes nicht nur ihre Positionen behauptet, sondern auch die Russen zurückgeworfen. Russische Kaoallerie- patrouillen hatten amtlicher Meldung zufolge nach dem Be kanntwerden der Kriegserklärung versucht, über die Grenze Mittelgaliziens vorzubrechen. Sie wurden jedoch zurückge schlagen. An der ostgalizischen Grenze kam eS gleichfalls zu kleinen Kämpfen, in denen sich namentlich bei dem Orte Podwolocznska ein österreichischer Posten gegen eine be deutende Überlegenheit behauptete. Während die Öster reicher nur 2 Tote und 3 Verwundete hatten, verloren die Russen 20 Tote. Die erste Ohrfeige für England. Die Engländer haben einen kleinen Begriff bekommen von dem, was sie von deutscher Angriffskühnheit für die Zukunft zu erwarten haben. Amtlich wurde gemeldet, daß ziemlich sicheren Gerüchten zufolge der von der kaiser lichen Marine übernommene Bäderdampser „Königin Luise" beim Legen von Minen vor dem Kriegshafen an der Themse mündung von einer englischen Torpedobootsflottille unter Führung des kleinen Kreuzers „Amphion" angegriffen und zum Sinken gebracht worden ist. „Amphion- selbst ist aus eine von der „Königin Luise- geworfene Mine gelaufen und gesunken. Von dec englischen Besatzung sind dem Vernehmen nach 130 Mann ertrunken, 150 ge rettet. Von der 6 Offiziere und 114 Mann zählenden Be satzung der „Königin Luise" ist ebenfalls ein Teil gerettet. Ehre dem Andenken der Toten! Aber jubeln muß man über diese erste kräftige Ohrfeige, die das Krämervolk erhalten hat. „Königin Luise" ist ein „Schönwetter-Fahrzeug", das an schönen Sommeriagen den gemütlichen Verkehr zwischen deutschen Nordseebädern vermittelt. Und dieses vollkommen schutzlose Fahrzeug eilt in die Theinse, streut Minen und legt einen modernen Kreuzer der Engländer Oer Savkrällber. Kriminal-Roman von R. Pyke. 4 Die herbeigeeilten Aerzte leisteten die erste Hilfe, so gut, wie es unter den erschwerenden Umständen möglich war; die schwer Verwundeten wurden ins benachbarte Hotel und die umliegenden Hütten gebracht, während die leicht Verwundeten ihre Reise mit dem nächsten Zug fort setzten. Man bahrte die fünf Toten in einem Nebenhause auf. Drei von ihnen waren Eisenbahnbeamte, an ihrer Uniform leicht erkenntlich; schwieriger war es, die Per sönlichkeit der beiden anderen festzustellen. Sie wurden in derselben Abteilung mit einer Frau, die noch um 8 Uhr bewußtlos dalag, und einem kleinen zehnjährigen Mäd chen, das natürlich halbtodt vor Schreck, sonst aber un verletzt war, aufgefunden. Einer der Aerzte nahm sich des kleinen Mädchen an, redete ihm freundlich zu und gab ihm beruhigende Trop fen, so daß es bald zutraulich wurde und ganz verstän dige Auskunft gab. Der eine der beiden getödteten Män ner war ihr Vater, Edward Tyson aus Blackburn, die bewußtlose Frau ihre Mutter. Von dem andern Herrn wußte sie nichts, als daß er scheinbar allein gereist sei. Er war ein großer, starker, wohlgebauter Mann, etwa 30 Jahre alt, mit dunklem Teint, gut, aber nicht elegant gekleidet. Sein Gesicht war derartig entstellt, daß ihn sein bester Freund schwerlich erkannt haben würde. Unter die sen Verhältnissen hielt der Vorsteher es für geboten, die Polizei zu holen. Bald erschien auch Sergeant Higgs, ein dicker, unbehilflicher Mann, der nichts so liebte, wie ein ruhiges, beschauliches Leben, und jede Mühe haßte, die sein Beruf ihm etwa brachte. Nachdem ihm ein kurzer Bericht über den Sachoer- chalt erstattet worden war, untersuchte er mißmutig die Ta schen des Toden und food in einer dicken Brieftasche ein Dokument, das densetbe» als „Mr. Georg W. Bent, 34 East 16 Street New-Pork" kennzeichnete. Die Brieftasche enthielt nichts von Belang und die Polizei begann, die kleine Bessie Tyson zu verhören, ge langte aber zu keinem Resultat Da kam ihm plötzlich der Gedanke, daß die Fahrkarte des Todten Aufschluß über das Ziel seiner Reise geben und so auf die Spur seiner Verwandten führen könnte Aber ach, trotz all» Suchens fand sich kein Billet «Herr Inspektor," rief Higgs aufgeregt, „der Mann hat keine Fahrkarte, haben Sie dieselbe an sich genom men?" „Nein," erwiderte jener. „Irgend Jemand muß sie doch genommen haben." Higgs wurde immer aufgeregter. „Ohne Fahrkarte konnte er nicht reisen; vielleicht ist sie ihm aus der Tasche gefallen?" Der Vorstand gab zu, daß der Verlust der Fahrkarte rätselhaft war, bestritt aber energisch, daß Jemand Bents Taschen durchsucht hätte, oder daß die Fahrkarte aus den selben herausgefallen sein könnte, da er ja persönlich den Transport von der Unglücksstätte hierher geleitet hätte. „Dann muß die Karte im Wagen liegen; und wo ist das Gepäck? Ich muß es durchsu'M," sagte Higgs. Ein großer Haufen Gepäck lag aufgestapelt. Bessie erklärte sechs Stücke für die ihrigen, nur eine kleine, un scheinbare Reisetasche blieb für den Amerikaner übrig. Das wollte Higgs garnicht einleichten, denn er dachte der Amerikaner müsse Unmengen von Gepäck mit sich führen. Trotzdem nahm er die Tasche und betrachtete sie genauer. Auf der einen Seite klebte ein neuer, großer Zettel „Pa latine Hotel Southampton". Aus seinem Gesicht verbrei tete sich ein Schein Heller Freude über seine Schlauheit; sich in die Brust werfend, sagte er stolz: „Dies ist eine wichtige Entdeckung — in Palatine Hotel muß der Fremde kürzlich gewohnt haben, dort wird man über ihn Be scheid missen." Um seine Entdeckung sortzusetzen wollte er die Rerse- lasche untersuchen, nun fehlte aber der Schlüssel und trotz einer nochmaligen Untersuchung des Todten war er nicht zu finden. . .. „Verdammt, Jemand muß bereits vor nnr die Ta schen des Todten nachgesehen haben." „Vermuten Sie etwa einen Raub?' fragte der Inspek tor verächtlich. „Ich kann nur wiederholen, daß ich de» Erste im Wagen war und den Mann seitdem nicht aus den Augen verlor." „Ich kann nur sagen, sie müssen verloren oder gestoh len sein," beharrte Higgs. „Und ich bleib'e dabei, das beides unmöglich ist." „Dann werden Sie zugeben, daß die Sachen sich im Wagen befinden müssen." „Gut, so gehen Sie doch nach dem Wagen und un tersuchen Sie denselben!" ' Trotzdem es am einfachsten gewesen wäre, das Schloß der Tasche aufzubrechen, wies Higgs diesen Gedanken aus Bequemlichkeit von sich und ging lieber nach dem Wagen; denn er beharrte darauf, daß Schlüssel und Fahr karte sich dort finden müßten. Der Stationsvorsteher ging nach dem Hotel, um sich nach den Verwundeten umzusehen, und ließ den Portie« als Wache bei den Toten. Bents Uhr und Briestasch« lagen neben ihm. Der Portier begann, in jugendliche« Neugier die Sachen zu durchsuchen; dabei siel ihm das Stück einer Zeitung in die Hand, welches Higgs vorher achtlos bei Seite geworfen hatte. Der Inhalt desselben erschien ihm von Wichtigkeit, sodaß er den zurückkom menden Inspektor eiligst herbeirief: „Kommen Sie schnell her und lesen Sie, was ich hier gesunden habe." Mißmutig kam derselbe an; was konnte der Unter gebene Wichtiges entdeckt haben, daß ihm entgangen wäre.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder