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Joseph Haydn DRESDNER O PHILHARMONIE als andere. Doch lebensfähig sind sie alle, ohne Ausnahme. 104 Sinfonien sind es wirklich, wenn , wir nur die erhaltenen zählen, ohne ahnen zu j können, wie viele verlorengingen. Diese Anzahl bedeutet, daß Haydn so viele Stücke dieser Gat- | tung komponierte wie alle übrigen großen Sin foniker zusammen: Mozart 41, Beethoven 9, Schubert 9, Schumann 4, Mendelssohn 5, Tschai kowski 6, Brahms 4, Bruckner 8, Dvofäk 9, Mahler 9. Allerdings sind Haydns Sinfonien zum Teil nicht sehr groß dimensioniert und beispiels weise mit denen von Beethoven oder gar Mahler | keineswegs zu vergleichen. Tatsächlich war die Form der Sinfonie damals noch recht neu und erst in Entwicklung begriffen. Sie hatte erst be gonnen, sich wirklich herauszubilden, als Haydn seine ersten selbständigen Versuche auf diesem | Gebiet machte. Bachs Söhne beispielsweise oder | der Wiener Georg Matthias Monn (1717 -1750) etwa, vor allem aber der wesentlich ältere Italiener Giovanni Battista Sammartini (1698 - 1775) hatten die ersten Versuche in dieser Richtung unternommen. Sie hatten Gefallen dar an gefunden, die alte italienische Sinfonie (ur sprünglich eine dreiteilige Opernouvertüre) als selbständiges Orchesterwerk zu betrachten, sie aber in Einzelsätze zu teilen und später sogar ei nen Tanzsatz (Menuett) einzufügen. Seit 1761 war Joseph Haydn als Kapellmeister An gestellter im Rang eines Dieners bei den Fürsten Esterhazy. Er stand einem kleinen und offenbar ganz brauchbaren Orchester vor, komponierte un entwegt, probierte sich in vielfältiger Form aus | und wurde zusehends mutiger, reifer und siche- | rer im Umgang mit seinem Kompositionshand- | werk, so daß er „original“ werden konnte, wie er selbst meinte. Das machte ihn schon bald über die engen Grenzen seiner näheren Umgebung hinaus bekannt, zumal der Fürst sein Orchester gern ins Winterquartier nach Wien mitnahm und dort vor hohen Gästen, vor kunstsachverständi gen Aristokraten aus allen Ländern Europas mu- geb. 31.3.1732 in Rohrau (Nieder österreich); gest. 31.5.1809 in Wien 1740 Chorsänger der Stephanskirche in Wien 1759 Kapellmeister bei Graf Morzin (1. Sinfonie) 1761 „Vice-Capel-Meister" (neben G. J. Werner) auf Schloß Esterhäz 1766 alleiniger Dirigent bei Fürst Esterhazy 1790 Auflösung der fürstlichen Kapelle 1790 - 1792 und 1794/95 zwei Londonreisen 1798 „Schöpfung" 1801 „Jahreszeiten“ Bei Haydn ist nicht nur die Zahl der geschaffe nen Sinfonien impo sant und wichtig; mehr noch sind der Inhalt, die unerschöpfliche Erfindungsgabe und die technischen Fort schritte, welche aus ihm, wenn vielleicht auch nicht den Vater, so doch den „Prophe ten der Sinfonie" (Kurt Pahlen) machten.