Einer der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts - versiert in sinfonischen, vokalsinfonischen, theatralischen und kammermusikalischen geb. 12. (25.) 9.1906 in St. Petersburg; gest. 9.8.1975 in Moskau 1919 Studium am Petro grader Konservatorium 1926 Uraufführung der Ersten Sinfonie (Diplomarbeit) 1930 - 1932 „Lady Macbeth von Mzensk" (UA 1934) 1936 Beginn einer Kampagne gegen Schostakowitsch (Prawdaartikel „Chaos statt Musik“) 1937 - 1941 Professur für Komposi tion (Leningrader Kon servatorium) 1939 - 1948 Mitglied des sowjeti schen Komponisten verbandes 1941 Siebente Sinfonie („Leningrader") 1943 - 1949 Professur am Moskauer Konservatorium 1948 erneute Kritik der Partei am Schaffen 1959 USA-Reise (Delegation sowjetischer Kompo nisten) Formen S o weltweit anerkannt die Musik von Dmitri Schostakowitsch auch ist, so sehr sie auch zu den bedeutendsten musikalischen Schöp fungen unseres Jahrhunderts gehört, war sie doch deutlich an die kulturpolitischen Ent wicklungen in der Sowjetunion gebunden, an das ideologische Machtgefüge, an eine furcht erregende Zensur, an künstlerische Einschrän kungen einerseits und kunsthemmende Forde rungen andererseits, kurz an mancherlei Repressalien. So mancher Mensch wäre daran zerbrochen, Schostakowitsch aber fand einen Weg, damit zu leben, damit umzugehen und sich zu biegen, ohne sich wirklich zu verbiegen. Er war kein musikalischer Weltbürger, der au ßerhalb seines Landes leben konnte wie beispielsweise Prokofjew oder gar Strawinsky. Er brauchte sein Land, seine Heimat, seine Sprache und die Melodien des Volkes. Schostakowitsch blieb in seinem Vaterland und unterwarf sich schließlich einer Doktrin, sicherlich nicht nur aus reinem Opportunismus. Und dennoch wur de er von der Partei gemaßregelt und mußte so gar mehrfach versuchen, seinen Kopf aus einer bereits geknüpften Schlinge zu ziehen. So ging er in eine innere Emigration und spielte - das ist sehr wohl zu vermuten - die Rolle eines „Gottesnarren“, der hinter der Maske der Ein fältigkeit die Wahrheit zu verkünden versucht. Er wollte, mußte überleben und durfte sich, um vor sich selbst zu bestehen, dabei nicht verra ten, seiner eigenen Linie nicht untreu werden. Das war schwierig. Und so entstanden immer wieder Werke, die ihn dennoch zu einem der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit machten und ihn zu einem wichtigen Repräsen tanten der vielschichtigen und widersprüch lichen Musikentwicklung im 20. Jahrhundert werden ließen. Schon frühzeitig, als 19jähriger, machte Scho stakowitsch auf sich aufmerksam. Mit seiner I. Sinfonie am Leningrader Konservatorium, ei-