Thema der Zyklus-Konzerte DRESDNER PHILHARMONIE I m Zentrum des Schaffens von Dmitri Scho- stakowitsch steht die sinfonische Großform. Mehr noch als seine Vorgänger hat er sich da rin selbst mitgeteilt, oftmals in doppelbödiger Form. Dies war notwendig, um dem stalinisti schen Regime trotzen zu können und nicht selbst in Gefahr zu geraten. Mehrfach hat er das Wort und die menschliche Stimme einbezogen. Die „Michelangelo-Suite“ entstand 1974 als Vokalsuite für Baßstimme und Klavier und ge hört damit zu seinen letzten Werken. Obwohl die reale Umwelt ihn immer wieder nötigte, die Bitterkeit des Lebens zu erfahren, versuchte er, in elf Dichtungen Michelangelos das menschli- Die Romantik des 20. Jahrhunderts ehe Antlitz in seiner Reinheit zu zeichnen. Dort fand er, was er zeitlebens suchte, als Maß aller Dinge die sittliche Vollkommenheit des Men schen. Schostakowitschs eigene Orchestration entsprang seinem Bedürfnis nach großer Far benvielfalt und vollem Klang. In Selbstzitaten und der gezielten Textzusammenstellung erken nen wir autobiographische Züge und den sehn suchtsvollen Rückblick auf das eigene Schaffen. Als 1883 seine 3. Sinfonie uraufgeführt wurde, erlebte Johannes Brahms ein rechtes Fiasko. Das Werk wurde von Anhängern der Wagner- Bruckner-Partei arg ausgepfiffen, und der spä ter besonders als Liedkomponist bekannte Hu go Wolf äußerte als frischgebackener Kritiker, Brahms habe „häufig gar keine Einfälle“, er würde nur mit Mühe eine Menge Noten auf schreiben. Heute sehen wir in der Dritten die „Brahmsischste“ seiner Sinfonien. Sie trägt am deutlichsten die Züge seiner künstlerischen Wesensart: Herbheit und Innigkeit, kämpferi schen Trotz, Liebe zum Volksliedhaften, ein Werk ohnegleichen, ein singuläres Meisterwerk allererster Güte.