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deutsch / italienisch Deutsche Nachdichtung und Autor der Kommentare zu den einzelnen Texte und Kommentare zur Dichtungen: Jörg Morgener 1495 - 1501 Arbeit in Rom (Bacchus, Pieta) 1501 - 1505 in Florenz (David) 1505 begann er in Rom die Arbeit am Julius-Grab (S. Pietro in Vincoli) 1508 - 1512 schuf er die Gewölbefresken der Sixtinischen Kapelle nach Themen aus der Schöpfungsgeschichte Ab 1517 arbeitete er in Florenz an der Grabkapel le der Medici-Herzöge in S. Lorenzo (1520-1534) 1529 Flucht aus Florenz Nach Aufenthalten in Ferrara und Venedig war er ab 1534 wieder ständig in Rom tätig (Fresken des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle, 1536-1541; Pieta Rondanini, seit 1555; Entwürfe für den Petersdom und dessen Kuppel, Palazzo Farnese und Kapitolsplatz) Unter seinen Dichtungen sind besonders seine stark persönlich geprägten Sonette (etliche von Rilke übertragen) und Epigramme hervorzuheben. Michelangelo Buonarroti geb. 6.3.1475 in Caprese (heute Caprese Michelangelo) im Casentino bei Arezzo; gest. 18.2.1564 in Rom; Grab in St. Croce, Florenz Bildhauer, Maler, Baumeister, Dichter; Hauptmeister der ital. Hoch- und Spät renaissance. Wahrheit Ein altes Wort, dem Wahrheit innewohnt, ist dieses, Herr: „Wer viel hat, will nicht geben.“ Du hörst nur auf die Schwätzer, und grad eben hast du den Lügner selbst noch reich belohnt. Ich diente dir, gab dir mein Schaffen gern und strahlte deinem Licht mit meinem Leben. Doch ungerührt ließ dich mein ganzes Streben, je mehr ich schuf, je mehr stand ich dir fern. Ich dachte, zu dir selbst emporzusteigen, und fand nur hohles Echo im Palast, wo sonst dein starkes Schwert, des Rechtes Waage. Der Himmel scheint sich teilnahmslos zu zeigen, ich starre an des dürren Baumes Ast, wohl wissend, daß er niemals Früchte trage. Signor, se vero e alcun proverbio antico, Questo e ben quel, ehe Chi puö, mai non vuole. Tu hai creduto a favole es parole, E premiato chi e del ver nimico. Io sono, e fui giä tuo buon servo antico; A te son dato come i raggi al sole; E del mio tempo non t’ increse o duole, E men ti piaccio se piü m’ affatico. Giä sperai ascender per la tua altezza; E ’l giusto peso, e la potente spada Fassi al bisogno, e non la voce d’ Ecco. Ma ’l cielo e quel ch’ ogni virtü disprezza Locarla al mondo, se vuol ch’ altri vada A prender frutto d' un arbor ch’ e secco. 1509 vom dreißigjährigen Michelangelo an Papst Julius II. gerichtet, der ihn auf Grund haltloser Verleumdungen zurücksetzte und vernachlässigte. Der „Lügner" (Zeile 4) zielt auf den Architekten Bramante, der den Papst gegen Michelangelo einzunehmen wußte, während dieser an dem für Julius bestimmten Grabmal arbeitete. Der „dürre Baum“ ist eine Anspielung auf den Familiennamen des Papstes (ital. rovere = Eiche) und auf den grünen Eichbaum, den dieser in sei nem Wappen führte.