DRESDNER PHILHARMONIE glaubte, über das Werk urteilen zu können, kursiert bis auf den heutigen Tag ein tiefsitzen des Fehlurteil. Brahms habe keine Originalität. Auch habe er „häufig gar keine Einfälle. ... | Mühevoll greift er nach der Feder, und was er | aufschreibt - wahrhaftig! -, sind Noten, eine Menge Noten. Diese Noten werden nun regel recht in die gute, alte Form gestopft, und was dabei herauskommt, ist - eine Sinfonie.“ Aber eben hier ist der Blick des Kritikers getrübt, er kennt er allein einen Ewig-Gestrigen und zu allem Überfluß einen mühsam Schaffenden. Der Kritiker kann oder will nicht wahrhaben, daß Brahms in seiner dritten Sinfonie „die gute, alte Form“, also den überkommenen Sinfoniebegriff der Klassik längst verlassen hat, aus seinem kom positorischen Ansatz heraus, um sich wirklich gänzlich zu lösen von dem „Riesen" Beethoven. Heute sehen wir in der Dritten die „Brahm- sischste“ seiner Sinfonien. Sie trägt am deutlich sten die Züge seiner künstlerischen Wesensart: Herbheit und Innigkeit, kämpferischen Trotz, Liebe zum Volksliedhaften, ein Werk ohneglei chen, ein singuläres Meisterwerk allererster Güte. 3. Sinfonie, Beginn des 1. Satzes, in der Handschrift des Komponisten