Die 13. Sinfonie auf ein Gedicht von Jewgenij Jewtuschenko behan delte zwar das grau same Judengemetzel durch die SS (1941) in der Felsenschlucht von Babi Jar bei Kiew, zielte aber in gleichem Maße auch auf die sowjetische Gegenwart. Schostakowitsch prakti zierte in der Verkleidung vergangener Ereignisse gewissermaßen eine Art zivilen Ungehorsams, ein Beispiel für die Doppelbödigkeit seiner Aussage. mete Dritte von 1929. Viele der nachfolgenden Sinfonien waren reine Orchesterwerke, und erst in den Sinfonie Nr. 13 (1962) und Nr. 14 (1969) verwendete er wieder das Wort. Hier genügte dem Komponisten nicht mehr eine wortlose Darstellungsweise. Seine Themen waren ihm zu wichtig. Sie sollten nicht bis zur Unverständ lichkeit verschleiert bleiben, sondern sich in gewisser Deutlichkeit öffnen. Schostakowitsch wollte absolut verstanden werden. Hatte die 13. Sinfonie noch ein politisches Thema, eines, das anklagend völlig nach außen gerichtet war, soll te die Sinfonie Nr. 14 einen nach innen gerich teten Aspekt beinhalten, zumindest die Befindlichkeit ihres Schöpfers verdeutlichen. Schostakowitsch hatte hierfür Texte berühmter Dichter gewählt, in denen vom Tod geredet wird, wie dieser sich in verschiedenen Gestalten und Situationen dar stellt. In der sowjeti schen Denkungsart galt der Tod, sofern er nicht heldisch aufgewertet werden konnte, als Tabuthema. Erstmals hatte nun ein sowje tischer Komponist es gewagt, auch Gedan ken zum einsamen Sterben und zum völ lig subjektiv emp fundenen Alleinsein in der letzten Stunde künstlerisch zu the matisieren. Dieses Thema ließ Scho stakowitsch nicht mehr ruhen. Seine 1 5. Sinfonie (1971) wurde zwar wie der zu einem rei nen Instrumen-