DRESDNER PHILHARMONIE verdecken und kompositionstechnische Mittel zu verändern. Die radikalen Positionen der zwanziger Jahre schienen für ihn plötzlich kei ne Zukunft mehr zu haben. Er konzentrierte sich jetzt mehr auf die Ausarbeitung eines kla reren, ansprechenderen Stils mit Rückwendung auf klassische, auch russische Vorbilder. Was an fangs noch als Kompromiß erschien, als „die schöpferische Antwort eines sowjetischen Künstlers auf eine berechtigte Kritik“ (Prawda), entwickelte sich bald schon zu einem zur Reife strebenden Personalstil seiner späteren, intro spektiven Werke. Und doch blieb Schosta- kowitsch immer wieder staatspolitischen An feindungen ausgesetzt. Sogar noch nach dem Kriege wurde er einer abstrakten, emotionslosen Musiksprache verdächtigt sowie angeblich neo klassizistischer Tendenzen als „Mittel zur Flucht vor der Wirklichkeit“. Inzwischen hatte es immer wieder Anerkennung für seine Leistungen ge geben. 1937 wurde er zum Kompositionslehrer an das Konservatorium berufen, in dem er selbst einmal seinen künstlerischen Weg beginnen durfte. Als Professor am Leningrader Konserva torium lehrte er immerhin vier volle Jahre in der Stadt seiner Kindheit und durchlitt, selbst schließlich auf Parteibefehl nach den ersten Kriegsmonaten aus Leningrad evakuiert, die schrecklichen Blockadejahre. In den 40er Jahren übernahm er dann die Komponistenklasse des Moskauer Konservatoriums. Aber eine tiefe Angst lebte in ihm weiterhin und bestimmte da mit auch über lange Zeit seine kompositorische Haltung, die sich mehr an der „gesunden, ver ständlichen und realistischen Tradition“ der rus sischen Musik orientieren mußte. Und immer war es eine rechte Gratwanderung. Einerseits durfte er nicht das „weise“ Urteil der Partei in Frage stellen, vermied demzufolge sogar ent fernte Anklänge an „avantgardistisch“ oder als „formalistisch“ verschriene Experimente, ande rerseits konnte und wollte er dennoch aus dem Schostakowitsch hatte längst einen eigenen Standpunkt gefunden: „Eine willkürliche Auslegung des Forma lismus-Begriffs ... diskreditiert in den Augen der Gesellschaft häufig das künstlerische Suchen der Kompo nisten, bremst es und unterbindet es gele gentlich sogar ganz."