Johannes Brahms DRESDNER O* PHILHARMONIE geber der alten Bachgesamtausgabe - erlernte er viel von deren handwerklichem Geschick. Mit Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert fühlte er sich innerlich verwandt. Wohlgeordnet verläuft der Weg, den Brahms als Komponist genommen hat. Klavier-, Kammer musik und Lieder stehen am Beginn, haben ihn Zeit seines Lebens immer begleitet, größere Orchesterwerke kamen in der Mitte seines Lebens hinzu, und gegen Ende seines Schaffens waren es wieder mehr die kleineren Formen, die er bevorzugte. Die Kammermusik war sein Labo ratorium. Hier suchte und fand er seine Mög lichkeiten, Kompositionstechniken zu erproben, zu verdichten und zu verfeinern. Brahms war immerhin schon ein Vierziger, als er seine erste Sinfonie (1876) fertigstellte. Vorher hatte er sich an zwei Orchesterserenaden (1860) ausprobiert, sozusagen als Vorstufen für seine sinfonische Arbeit. Er zögerte, verweigerte sich, hatte Selbstzweifel und ging doch immer weiter auf seinem selbstgewählten Weg. So kehrte er im mer wieder zum Lied zurück, zum klavierbe gleiteten Sologesang oder zu Duetten und Quartetten mit Klavierbegleitung, aber auch zum Chorgesang. Doch letzteres war ursprüng lich nicht gerade sein erwähltes Ziel, ist in sei nen Anfängen eher aus biographisch bedingten Umständen zu erklären, seiner Anstellung als Chorleiter am Detmolder Fürstenhof (1857) und seinen weiteren, wenn auch recht kurzzeitigen Tätigkeiten in Hamburg und Wien mit ähnli chen Aufgaben. Der Chorgesang wurde für den Komponisten dann aber doch zur höchsten Steigerung des Singens überhaupt. Nach eini gen Werken für Frauen-, Männer- und ge mischten Chören entstanden mehr oder weni ger zeitgleich zwei große chorsinfonische Kompositionen: „Rinaldo“ (nach Goethe) - in der Hauptsache 1863 geschrieben, fertiggestellt aber erst 1868 - und „Ein deutsches Requiem“. Letzteres war zwar schon 1857 begonnen, aber