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Aufnahme von 1982 in sich stimmiges Werk von höchster Prägnanz und Weltwirksamkeit“ (Klaus Geitel und Elmar Krekeler in: Die Welt (Kulturwelt), 29.4.1992, S. 23). Als Sohn eines Anglisten und einer Dichterin (Pseudonym: Cecile Sauvage) - Märchen und Bilder spielten in seiner Kindheit eine große Rolle - hatte er schon frühzeitig eine außer gewöhnliche Phantasie und Neugier entwickelt, eine Fähigkeit, die ihn drängte, weitentfernte Fakten aus mancherlei Wissensgebieten unter einander in Beziehung zu bringen und für so manche Fragestellungen sehr persönliche Deu tungen zu finden. Sein kreativer Umgang auch mit musikgeschichtlichen und -praktischen Fak ten führte zu oftmals übenaschenden Resulta ten. Messiaen hatte einen geradezu theolo gisch-missionarischen Anspruch, war Bekenner und Bekehrer, einerseits tatsächlich aus tiefem religiösen Verständnis heraus - sein Schaffen sah er sehr wohl im göttlichen Auftrag, in my stischer Tiefe, wie es viele seiner Werke belegen -, andererseits aber auch wegen seiner Ent- Wie sein Universum aus sehen sollte, hat er ein mal selbst beschrieben und poesievoll ausge malt: „Mein heimliches Verlangen nach feenhaf ter Pracht der Harmonie hat mich hingedrängt zu diesen Feuerschwertern, diesen jähen Sternen, diesen blau-orangenen Lavaströmen, diesen Planeten von Türkis, die sen Violettönen, diesem Granatrot wuchernder Verzweigungen, diesem Wirbel von Farben und Tönen in einem Wirrwarr von Regenbögen. Ich weiß in der Tat nicht, ob ich eine Ästhetik habe, aber ich kann sagen, daß meine Vorliebe auf eine schillernde, verfeinerte, ja wollüstige Musik - wohlverstanden, nicht sinnlich gemeint - gerich tet ist. Auf eine Musik, die sich wiegt, die singt (Ehre sei der melodischen Phrase!). Auf eine Musik, die neues Blut ist. Eine sprechende Gebärde, ein unbekannter Duft, ein Vogel ohne Schlaf. Eine Musik wie Kirchen fenster, ein Wirbel von komplementären Farben. Eine Musik, die das Ende der Zeiten ausdrückt, die Allgegenwart, die verklär ten Leiber, die göttlichen und übernatürlichen Geheimnisse, ein theolo gischer Regenbogen." Wir sollten ihn suchen, diesen Regenbogen. Und es mag uns gelingen, ihn auch zu finden.