DRESDNER PHILHARMONIE Der Ausgangspunkt seiner, man möchte mei nen, wissenschaftlichen Herangehensweise, Mu sik zu ergründen und eine moderne „Sprache“ zu formen, beruht auf dem Erkunden von mu sikalischen Ausdrucks- und Gestaltungsmög lichkeiten in aller Welt. So untersuchte und be nutzte er Modelle aus der gregorianischen Melodik, der antik-griechischen Metrik, aus der hinduistischen, überhaupt fernöstlichen Klang welt - anscheinend ein heterogenes Gemisch. Den Sinn für Klang und Klangveränderung hat te er selbst hautnah erlebt während seiner Studienzeit. Die impressionistischen Klangbilder von Debussy und Ravel hatten ihn anfangs gar geprägt. Über seinen Lehrer Paul Dukas wäre er „beinahe“ ein Wagnerianer geworden, hat aber zumindest die Suggestivkraft von Wagners „Ring"- und „Tristan“-Harmonik in sich aufge sogen und ihr Anregungen verdankt. Doch Mes- siaen selbst suchte andere Wege, wollte aus dem inspirativen Vorgang des Komponierens - handwerklich natürlich kenntnisreich vorgebil det - vorerst eine rein rationale Angelegenheit, etwas Konstruiertes machen und sie seinen „Aussagen“ - Inhalten - anpassen. Seine Anre gungen nahm er wirklich von überall her, ver mischte sie, deutete sie neu und versuchte, ei ne völlig andersartige Ordnung zu erstellen, die Organisation musikalischer Formen unter völlig veränderten, ja eindeutig zu kalkulierenden Gesichtspunkten. Und hier war es nun beson ders die Frage der rhythmischen Gestaltung, die ihn brennend interessierte. Der Rhythmus an sich ist Leben, Ausdruck der Bewegung, des Lebendigseins und findet sich in der Natur (Gottes) auf Schritt und Tritt, auch z.B. im Gang der Gestirne, im Regenbogenspektrum und vor allem in den Vogelrufen, die ihm, ei nem interessierten Ornithologen, viel bedeute ten. Sich einer an sich banalen Tatsache bewußt zu werden, ist der Ansatz für die künstlerische Deutung, Umdeutung und Veränderung. Das