DRESDNER U PHILHARMONIE die Stellung des Komponisten als nationale Integrationsfigur. Bereits 1898 hatte Sibelius in Breitkopf ft Härtel einen bedeutenden deutschen Verleger gefun den, der sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts bemühte, den Komponisten in Europa bekanntzumachen. Und auch das Auf treten von Sibelius zusammen mit Kajanus und dem Helsinki-Orchester bei ihrer ersten Europa tournee im Jahre 1900 war ein wichtiger Schritt zu internationaler Anerkennung. Und so kam es, daß sein Name bald überall einen guten Ruf hatte und Einladungen ins Ausland sich zu häu fen begannen. Aber Reisen wurden für ihn mehr Last als Lust. Er wußte genau, daß es wichtig war, eigene Werke als Dirigent selbst vorzustel len und musikalische Anregungen in anderen Ländern zu gewinnen, um einer kulturellen Isolierung zu entgehen. So übernahm er immer wieder Verpflichtungen im Ausland. Am liebsten aber hielt er sich vorwiegend in seinem eigenen Haus auf, das er seit 1904 bezogen hatte, sein „Ainola", umgeben von finnischer Natur und Landschaft, nördlich von Helsinki auf dem Lande gelegen. Nur dort konnte er wirklich ar beiten, wo er absolute Ruhe fand. Dort ver brachte er - von wichtigen Konzertreisen abge sehen - schließlich ein ruhiges, arbeitsreiches Leben. Auch durch diese zurückgezogene Lebensweise kam er sicherlich in den Ruf, ein „verträumter Hinterwäldler von der finnischen Seenplatte“ (Adorno) zu sein. Und dennoch war er zu ei nem der letzten großen Sinfoniker im alten, im spätromantischen Geiste geworden, ein Kompo nist von imponierendem Können und oftmals großartiger Eingebung. Er war nicht nur seines Heimatlandes bedeutendster Musiker, sondern der gesamten skandinavischen Musik stärkster Vertreter (da er die im allgemeinen kleinen For men des Norwegers Grieg weit übertraf, wenn auch an Originalität nicht immer erreichte). Die