DRESDNER PHILHARMONIE zuteil, wie die Würde eines Ehrendoktors der Universitäten Cambridge (1893) und Oxford (1906), die Mitgliedschaft an der Berliner Akademie der Künste und beim Institut de France. Und in der eigenen Heimat wurde Grieg geehrt, als sei er ein Heilsbringer. Mit Griegs Kunst hat die norwegische Musik ei ne Weltgeltung erlangt, wie sie bisher kein Komponist der skandinavischen Länder für sich beanspruchen konnte. Die unübertroffene Wir kung seiner nationalromantischen Musik beruht wesentlich darauf, daß die folkloristischen Ele mente stets international verständlich bleiben, weder künstlich einbezogen wirken noch vorder gründig aufgesetzt erscheinen. Griegs Verdienst war es, zwar aus nationalen Quellen geschöpft zu haben, aber mit großem künstlerischen Ver ständnis und emotionaler Kraft eigene Wege gegangen und nicht im engen nationalen Ton hängengeblieben zu sein. Geschickt suchte er nach harmonischen Erweiterungen, wagte Ausflüge bis in den französisch orientierten Impressionismus und verstand es, stets in herr lichsten Orchesterfarben zu malen. Immer wieder wurden und werden ihm, eben so wie Tschaikowski, salonhafte Seichtigkeit, kitschhafte Attitüden vorgehalten und jeglicher Mangel an dramatischer Wirkung nachgesagt. Die große Form suchte er nicht ausdrücklich, hat aber dennoch viel für Orchester komponiert. Doch er war kein Opernkomponist, bemerkte es rasch selbst. Sein besonderes Gespür entwickel te er als geborener Lyriker für das Lied und in sehr beeindruckender Weise für die Klavier musik. Seine liebenswürdige, melodische Gestal tungskraft zeigte sich in zahllosen Liedern und in reizvollen Klavierstücken, die rasch um die Welt gingen (zehn Hefte „Lyrische Stücke"). Als Miniaturist hat er wirklichen und nachhaltigen Weltruhm erlangt. Und doch hat Grieg bereits als recht junger Mann ein Werk geschaffen, das ihn weit früher