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Rabenauer Anzeiger : 30.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191406307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-30
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 30.06.1914
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Schauspieler zu einem engerrnZusammenspiel, und entfernte somit das verhängnisvolle Virtuosentum, das einzelne Paraderollen aus einem im allgemeinen niedrigen Niveau der übrigen Darsteller heraushob. Der beste Schauspieler deutscher Zunge, der jetzt verstorbene Joseph Kainz, be kannte, daß er sich am Melningertum gebildet; Professor Reinhardt, der Reformator der Berliner Bühne, hat letzten Grundes bei den Meiningern den Stil gefunden, den er konsequent durchführte. Mit gleichem Verständnis stand Herzog Georg der Musik und der Malerei gegenüber. Das Meininger Orchester unter Hans v. Bülow und Steinbach hat berühmt gewordene Reisen unternommen. Die Ge mälde Herzog Ernsts gehen weit über den Durchschnitt hinaus, fein in der Malerei geschultes Auge war es auch wohl hauptsächlich, das ihn so fabelhaft „bühnensicher" machte. In dem erfolgreichen Leben des verblichenen Herzogs blieben auch düstere Stunden nicht aus. Tiefen Schmerz verursachte ihm der Tod der beiden ersten, hochgesinnten Gemahlinnen, an denen er mit inniger Liebe hing. Starke Anfeindungen mußte er erdulden, als er sich, durch seine künstlerischen Neigungen bestimmt, morganatisch mit seiner Hofschauspielerin Ellen Franz vermählte. Sein Vater, der erst im Jahre 1882 starb, und die beiden Kinder erster Ehe wandten sich von ihm ab. Vornehmlich dankte er es dem begütigenden Einwirken seiner Mutter, der Herzogin Marie, geborenen Prinzessin von Hessen-Cassel, daß nach dem Tode des Vaters die Familienbeziehungen sich wieder freund licher gestalteten und mit den Jahren einen herzlichen Charakter gewannen. Gleichwohl zog der Herzog sich mehr und mehr zurück und überließ den größten Teil der Re präsentationspflichten seiner Tochter, der Prinzessin Marie. Nur ab und zu trat er noch hervor, dann aber auch mit aller Entschiedenheit, wenn er irgendwo Zeichen der Miß achtung gegenüber seiner Gemahlin bemerkte. Die Beisetzung des Herzogs Georg, der an Arterien verkalkung, d. h. in diesem Falle an Altersschwäche, verstarb, ft-rd^ am Sonntag statt. Als seinen letzten Willen hinter ließ der Verstorbene eine Verfügung an den Magistrat der Hauptstadt Meiningen, wohin die Leiche von Bad Wil dungen ohne jeden Pomp übergeführt wurde, daß jeder Kosten verursachende Aufwand der Stadt bei der Trauer feierlichkeit unterbleiben solle, Der neue Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen be«, suchte nach einer sorgfältigen häuslichen Erziehung die Uni versitäten Heidelberg und Leipzig und trägt noch heute das Band der Heidelberger Saxo-Borussen. Im Jahre 1867j stand der Prinz, der damals 18 Jahre zählte, bereits als Leutnant a la suite des S5. Infanterieregiments, mit dem er den Krieg gegen Frankreich mitmachte und an den Schlach ten von Wörth, Sedan und Orleans persönlich Anteil nahm. Er stieg dann die militärische Ehrenleiter schnell empor, kam 1882 zum Großen Generalstab, wurde 1885 Oberstleutnant und zwei Jahre später Oberst des in Charlottenburg stehen den Kaiser Franz Regiments, wurde 1891 Generalleutnant und Kommandeur der 2. Gardedioision und 95 General der Infanterie und Kommandierender des 6. Armeekorps in Breslau. In dieser Stellung gab er seinen vielbesprochenen Erlaß gegen Soldatenmißhandlungen, der ihm in weiten militärischen Kreisen wegen seiner Schärfe schwer verdacht wurde. Der Erbprinz trat bald darauf von der Stellung des kommandierenden Generals zurück und wurde 1903 zum Generalinspekteur der 2. Armeeinspektion und zwei Jahre später, aus Anlaß seines Scheidens aus dem aktiven Heeres- dienst zum Generalfeldmarschall ernannt. Der jetzige Herzog ist ein überaus gelehrter Mann und gründlicher Kenner des klassischen Altertums. Er ist der Übersetzer Sophokleischer Tragödien und Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Breslau. Die „Nordd. Allg. Zkg." sagt in ihrem Nekrolog: Mit warmer Anteilnahme wird die Kunde vom Ableben des Herzogs Georg allenthalben in Deutschland, und nament lich in Preußen, dessen Herrscherhaus mit der herzoglich meiningischen Familie in nahen verwandtschaftlichen Be ziehungen steht, vernommen werden. Gehörte doch Herzog Georg zu den volkstümlichsten Fürstengestalten Deutschlands. Ihm war es vergönnt, an Ereignissen tätig mitzuwtrken, die zur Einigung des deutschen Volkes führten. Der deutsch-französische Krieg rief ihn aus der Heimat zu den Kämpfen, in denen es um Deutschlands Schicksal, ging. Exkaiserin Eugenie. Exkaiserin Eugenie. Von den drei fürstlichen Frauen, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts glänzend her vortraten, ruht die Exkönigin Isabella von Spanien nach langem und bewegtem Leben schon seit zehn Jahren. Die Exkaiserin Charlotte von Mexiko, Tochter des verstorbenen Königs Leopold 1. von Belgien und Schwägerin des Kaisers Franz Joseph, die in diesem Monat ihr 74. Lebens jahr vollendete, lebt auf Schloß Bouchoute in geistiger Um nachtung ihre eintönigen Tage dahin. Die Exkaiserin Eugenie, die Gemahlin des dritten Napoleon, erfreut sich dagegen trotz ihrer 88 Jahre noch beneidenswerter körper licher wie geistiger Frische. Sie steht, wie man dem „B. T." schreibt, regelmäßig des Morgens um fünf Uhr auf und geht an ihrem Stock so flink einher, daß es fast un glaublich erscheint. Dabei hat sich die Greisin noch immer einen Schimmer ihrer einstigen Schönheit erhalten. In Bologna, wo sie häufig «nd auch gegenwärtig weilt, hatte die Exkaiserin eine Begegnung mit Donna Laura Minghetti, der Schwiegermutter des Fürsten Bülow, des früheren deutschen Reichskanzlers. Donna Laura, die als junges Mädchen in Paris lebte, wurde von Napoleon sehr verehrt, der sich erst dann von der schönen Italienerin obwandte, als die Spanierin Montijo am Hofe erschien, das Herz des Korsen eroberte und Kaiserin Eugenie von Frank- reich wurde. Fürst und Fürstin Bülow befinden sich auf der Reise nach Deutschland und haben in Bologna kurzen Aufenthalt genommen; die Möglichkeit eines Empfanges des fürstlichen Paares durch die Exkaiserin ist also vorhanden. Die modernsten Gigerln. Auch die neue Kragen-Mode für Männer, die bedauer- iicherweise schon zu bedenklichen Übertreibungen geführt hat, hat ihre Geschichte. Der blutdürstigste Wüterich der großen französischen Revolution, der nach seinem Sturm selbst hin- gerichtete Nobespierre, trug NM den Hals eine Art ausge schnittenen Kragxn: unseren großen Dichterfürsten Schiller Aus aller Welt. Die Minister ohne Geld. Beim Londoner Rosentag, ben Königin Alexandra nach deutscher Sitte zu wohltätigen iZwecken veranstaltet hatte, kam es vor, daß Minister, die pon den jungen Verkäuferinnen überfallen wurden, erklären mußten, sie hätten keinen Pfennig Geld bei sich. Den Herren wurde das nicht geglaubt, und da sie auch nicht erkannt wurden, waren es gerade keine Schmeichelworte, die ihnen nachgerufen wurden. Brunhilde Wilden, die im Elberfelder Prozeß des Mordes an ihrem früheren Verlobten Nettelbeck Freige sprochene, hat unmittelbar nach ihrer Freisprechung ihren Rechtsanwalt mit der Erhebung von Entschädigungsan sprüchen an den Staat für unschuldig erlittene Untersuchungs haft beauftragt. Der SS jährige Lord Forbes, den man in einem Hotelzimmer in Dundee mit durchschnittener Kehle auffand, mar das Haupt einer Ler vornehmsten Familien Englands. Einer seiner Vorfahren war Vasall Heinrichs 5. und wird in Shakespeares Königsdramen oft genannt. Ein anderer war General Gustav Adolfs, ein dritter focht bei Waterloo. Die Familie, gut protestantisch, wurde 1571 von der Partei Maria Stuarts leidenschaftlich verfolgt. Lady Forbes, die sich damals mit ihren Kindern in Stowie Castle verschanzt hatte, wurde verbrannt. Lord Forbes hat wahrscheinlich Selbstmord verübt. Die höchste Geschwindigkeit, die seit allen Zeiten wohl auf mechanischem Wege erreicht worden ist, hat zweifellos der Berliner Flieger Landmann erzielt, der in der Flucht vor einem aufsteigenden Gewitter, Sturm im Rücken, mit seinem Doppeldecker streckenweise eine Geschwin digkeit von 200 Kilometern in der Stunde erreichte. Da Landmann 17 Stunden in der Luft war, Basser am gleichen Tage über 18, so ist der französische Dauerweltrekord an diesem Tage doppelt geschlagen morden. Der Aeroplan Landmanns machte wahnsinnige Sprünge, er wurde durch die Böen hinauf und hinab geschleudert, der Flieger mußte verzweifelt kämpfen, die Maschine im Gleichgewicht zu halten. Eine Verhaftung 350 Meter unter der Erde fand in einer Kohlengrube bei Kaitowitz statt. Es handelte sich um eine Falschmünzerbande, die eine Menge falsches Geld in Umlauf setzte und in der Maske ehrlicher Bergleute auf trat. Die Kattowitzer Kriminalpolizei hatte ausfindig gemacht, in welcher Grube die Falschmünzer arbeiteten. Während her Nachtschicht fuhren zwei als Grubenarbeiter verkleidete Nach Errichtung des Reiches hat sich Herzog Georg jederzeit als reichstreuer Herrscher bewährt, dem die Entfaltung der nationalen Kräfte zu steigender Entwicklung am Herzen lag. Dem Meininger Lande galt seine unablässige förderliche Fürsorge, die sichtbare Erfolge gezeitigt hat. In den Zeiten des Friedens legte der Herzog einen seltenen Sinn für die Kunst an den Tag, die unter seiner Führung in Meiningen eine weithin berühmte Pflegestätte besaß. So umfaßte das Wirken des Heimgegangenen Herrschers ein weites Gebiet und sichert der langen Regierung Herzog Georgs 2. ein bleibendes Andenken weit über die Grenzen des Herzogtums Meiningen hinaus. Der „Deutsche Reichsanzeiger" schreibt: Nach dem Hinscheiden des greisen Prinz-Regenten Luitpold von Bayern war Herzog Georg 2. von Sachsen-Meiningen der älteste der deutschen Bundesfürsten. Bis nahe an die Schwelle des 90. Lebensjahres hat die ehrwürdige Gestalt des Heimge gangenen unter den Zeitgenossen geweilt, und wie in Thüringen wurde im ganzen Reich diesem treudeutschen Fürsten mit Gesinnungen der Liebe, der Verehrung und Dankbarkeit begegnet. Seit den Jahren der nationalen Einigung, als der Verewigte an dem deutsch-französischen Kriege teilnahm, hat er fest zu Kaiser und Reich gestanden. Seinen Meiningern, die ihren „Herzog Jörg" nicht vergessen werden, war er ein gütiger, im großen wie im kleinen fürsorglicher Landesvater. Unzertrennlich bleibt sein Andenken mit hohen, in ernster Arbeit erworbenen Verdiensten um die deutsche Schauspielkunst verbunden, die den meiningischen Namen in der ganzen Welt zu Ehren gebracht haben. An der Bahre des dahingefchiedenen Herzogs trauert mit dem ihm verschwägerten Kaiserhause und den thüringischen Gauen das deutsche Vaterland, dessen Ansehen zu mehren auch ihm vergönnt gewesen ist. Kriminalbeamte unter Führung eines Steigers in die Grube ttir, suchten die einzelnen Stollen ab und verhafteten drei der Täter. Das schnelle Ende des Pariser Brieflräger-Skretks ist in der Hauptsache auf die Erbitterung der Kaufleute in folge Ausbleibeus der Post zurückzusühren, man berechnet den Schaden der Kaufleute auf eine Million Franks. Daß der Streik wiederkehrt, ist nicht ausgeschlossen, denn ob die Zusicherung des Postministers an die streikenden Briefträger, er werde sich bemühen, im Senat (der bereits die For derungen, der Briefträger abgelehnt hat) für sie einzutreten, viel Erfolg hat, ist zweifelhaft. Der Streik hat gezeigt, wie es mit der französischen Beamtendisziplin bestellt ist. Die Briefträger verhöhnten den Verkehrsminister, sodaß dieser mit den Worten „ich habe genug" das Feld räumte! Während das Publikum in größter Verlegenheit sich befand, führten die Postboten in den Räumen der Ämter Kinder spiele auf! Viel Spaß hatten sie damit, durch die Schutz manns-Ketten vor den Ämtern Proviant zu schmuggeln! Wenn ein Vorgesetzter den Versuch machte, sie wenigstens zur nötigsten Arbeit zu bewegen, schrien sie: „Aber wir arbeiten ja! Sehen Sie doch, wie uns der Schweiß übers Gesicht läuft!" Und diesen Zuständen gegenüber erklärte der Minister den Kaufleuten doch: „Ich werde Milde walten lassen, sonst kommt noch Sabotage vor!" Stratzensenkung in Berlin. Eine Straßensenkung, die lebhaft an die kürzliche Einsturz-Katastrophe in Paris ! erinnert, ereignete sich in Berlin. Nachts stürzte plötzlich in der Bismarckstraße, unter der sich der Tunnel der Unter grundbahn befindet, das Straßenpflaster ein. Eine Dame rutschte mit binunter. konnte jedoch gleich gereitet werden. Vie Landesverralsaffäre. Der in Dresden als Mitschuldiger des Landesverräters Feldwebel Pohl verhaftete Dr. Blumenthal ist als der 30jährige Kaufmann Kurt Kaul aus Berlin ermittel^ worden. Der Landesverrat wurde dadurch entdeckt, daß man vor einiger Zeit bei der ersten Jngenieurinspektion in Berlin das Fehlen von Plänen fest- steüte. Daraufhin wurde eine Beobachtung aller der Per sonen eingeleitet, die mit den Plänen in Berührung ge kommen sein konnten, und als Ergebnis dieser Ermittlungen ch ließlich ein starker Verdacht gegen den Feldwebel Pohl konstatiert. Er wurde verhaftet und hat nach anfänglichem Leugnen schließlich zugegeben, daß er die Pläne genommen Und verkauft habe. Bei der Durchsuchung seiner Effekten wurde die Adresse eines Dr. Blumenthal in Dresden ge- ftmden. Pohl gestand ein, daß er mit Dr. Blumenthal in Verbindung gestanden hatte und daß dieser der Abnehmer der Pläne gewesen sei. Die Verhaftung Pohls erfolgt« bereits vor einigen Tagen, wurde aber so geheim gehalten, daß „Dr. Blumenthal" nichts davon merkte. Es' gelang, Ihn nach mehrtägigen Beobachtungen seiner Wohnung in Dresden, festzunehmen. Kaul hat angesichts Les erdrücken- den Beweismaterials auch sein Verbrechen eingestanden. Betbe Spione standen höchstwahrscheinlich in russischem Sold. Maffenverurkeilungen infolge der kürzlichen revolu tionären Unruhen in Italien erfolgten in Mailand. An einem Tage wurden über 100 Personen, zu längeren oder kürzeren Gefängnisstrafen verurteilt. Im ganzen harren in Ler Romagna, dem Aufstandsgebiet, etwa 3000 Personen ihrer Verurteilung. von «ah und fern. Der Ostmarkenflug fand auf dem Danzig-Langfuhrer Exerzierplatz sein Ende. Das deutsche Kronprinzenpaar war zugegen, der Kronprinz be- grüßte jeden Flieger einzeln. — In Konstantinopel gedenkt man eine große Spielbank zu errichten. Die Bank erfreut sich der Gönnerschaft der Hofkreise. Ein großer Teil der sehr eleganten Einrichtung soll bereits bei deutschen Firmen bestellt worden sein. — Eine Auslands-Stipenvienfliftung für junge Berliner Kaufleute im Betrage von 500000 Mark errichtete der jüngst in Berlin verstorbene Kausmann Hermann Jakoby. — Der Sanitätsrat Dr. Schemmel, der langjährige Leiter des Detmolder Landeskrankenhauses, und der KreisphyfikuS Dr. Volkhausen sind durch Regierungs- beschluß vorläufig von ihren Ämtern suspendiert worden. Diese Maßregelung hängt mit den Pockenerkrankungen in Detmold zusammen, und es gilt als erwiesen, daß die beiden Arzte nicht sofort für die nötigen Absperrungen ge ioral baden. Aeber dl« Fachausschüsse für Hausarbeit werden im Reichsanzeiger ausführliche bundesratliche Bestimmungen veröffentlicht. sehen wir damit abgebildet, der Turnvater Jähn nahm ihn als deutsche Tracht au, und er bildete dann ein Stück der studentischen Ausrüstung. Als aber 1819 der exaltierte Student Sand den von ihm als russischen Spion be trachteten Schrfftsteller von Kotzebue ermordet hatte, kam der Umlegekragen in den Verruf, äußeres Abzeichen inter nationalen Damagogentums zu sein. Jahn erschien damit noch 1848 als deutscher Volksvertreter in der Nationalver sammlung in der Paulsktrche zu Frankfurt a. M. Auf demjenigen Boden, auf welchem heute die Mode- Torheit in Deutschland am üppigsten wuchert, im Bezirk der Tauentzienstraße im Berliner Westen, sind nun die Kragen- Gigerl als eine männliche Spezialität erschienen, welche die Wertschätzung für den homo sapiens sehr vermindern muß. Aus dem halsfreien Kragen ist ein Ausschnitt geworden, der läppisch wirkt, und den sich selbst Angehörige höherer Register leisten. Wenn die in den bevorstehenden Reise wochen die „Provinz" unsicher machen, dann gibt's einen gelinden Aufstand in den Dorfstraßen.... vermischtes. Scharfe Augen haben entdeckt, daß die Dienerschaft des Kaisers falsche preußische Wappen führt; in den Adlern, die sich auf den silbernen Tressen aneinanderreihen, fehlen das F. R. (Friedecicus Rex) und die goldenen Kleestengel in ben Flügeln. Da die Treffen-Adler etwa 2 Zentimeter hoch sind, glaubte wohl der Fabrikant der Livreen auf die genaue Ausführung aller Details verzichten zu können. Hingegen zeigen aber die Adler auf den Livreen der Dienerschaft des Prinzen Friedrich Leopold Lie heraldisch richtige Form. Der 40. Deutsche Aerztelag tritt heute Freitag in München zusammen. Neben wirtschaftlichen und Standes- fragen gelten die Beratungen den krankhettverhütenden Maßnahmen der öffentlichen Hygiene und anderen Wohl- fahrtszwecken, besonders der Säuglings» und Tuberkulose- fürsoroe. Präsident Wilson wird ein Golf-Vall an den Kopf geworfen. Ein recht unangenehmes Abenteuer begegnete dem Präsidenten Wision aus einem Golf-Platz in Washinton." Ein Spieler, der ihn nicht erkannte, geriet darüber, daß der Präsident gegen Regeln verstieß, so in Wut, daß er mit dem schweren Holzball nach dem Prä sidenten warf. Dicht an Wilsons Kops flog der Ball vorbei. Sehr verstimmt verließ der Präsident Amerikas den Sportplatz, und wenn auch der Gegner sich später vielmals entschuldigt« und der Präsident ihm einen ver zeihenden Bries schrieb, so bleibt der Vorfall doch peinlich genug. Die kürzlich verstorbene Bertha von Suttner, die einst von Tast gefragt wurde, ob sie auch Golf spiele, pflegte zu jagen: „Zwischen den Worten Golf und Plattform bewegt sich das politische Denken des Amerikaners." Probalum est t Ol- und Fettflecke aus Kokoslaüfern verschwinden, wenn man trockene Sägespäne erhitzt, sie in einer dicken Schicht auf die fleckigen Stellen bringt und unter Verwendung alter Handschuhe tüchtig verreibt. Sollte nach mehrmaligen Ver suchen nicht alles geschwunden sein, so kann inan den Rest mit lauem Seifenwasser vollends herauswaschen. B-mzin erscheint bei Kokoslaüfern nicht angebracht. Mas äer ^ag bringt. Herzog Georg von Sachsen-Meiningen s. Ein rechter Landesvater — War er im Thüringer-Land, — Da waltet' er seit Jahren — Mit offnem Herz und Hand. — Ein Jubel klang, ein Freuen, — Wo sich der Herzog naht, — Der unermüdlich wachte — Ob seinem Volk und Staat. — Hat viel das Land verloren, — Noch mehr verlor die Kunst, — Die ihm sein ganzes Leben — Schenkt' ganz be- sondre Gunst. — Der biente er in Treuen, — Er wies ihr neuen Pfad, — Bis herrlich sproß zum Himmel — Die Ernte nach der Saat. — In ihm ist nun entschlafen — Der letzte deutsche Herr, — Der in Versailles dem Kaiser — Schritt fest zur Seite her. — Doch nimmer wird erlöschen — Sein Name vielgenannt, — Ein deutscher Fürst voll Größe — Im deutschen Vaterland.
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