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WkMlm Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 MI. Zeitung sie Wrackt, Seiserckars, Min- n. EraMa Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auS- . wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 1 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Nummer 65. Kernsprecher: «mt Lende« 2120 Donnerstag, den 4. Juni 1914 Fernsprecher: «mt Lruben SLLV 27, Jahrgang. Nur Nav unü fern. Rabenau, den 3. Juni 1914. — Die beiden s ä ch s. Armeekorps werden in diesem Jahre unter Leitung des Armeeinspekteurs Generalobersten v. Heeringen Manöver gegeneinander abhalten. — Im sächs. Ministerium des Innern ist ein neues Dezernat für Po lizei- und Gcndarmeriewesen gebildet worden. — Eine Ministerialverordnung empfiehlt den L a n d- gemeinden, Wander theater nach Preuß. Muster in Sachsen für das flache Land einzuführcn. — Der Hainsberger Einwohner Fr. Th. Meißner wurde in der Montag Nacht in einem Restaurant in Deuben von einem plötzlichen Tode überrascht. Im Begriff zu zahlen, machte ein Herzschlag dem Leben des 60 jährigen Mannes ein Ende. — Der inPotschappel Turnerstraße wohnende Bcrginvalid Seifei t hat sich mit Gas vergiftet. Seifert war verheiratet und im Bankverein Potschappel an gestellt. Seine Frau hatte er fvrtgeschickt; während dieser Zeit hat er die Tat begangen. — Kreischa will auch ein Naturtheater mit Wald bühne errichten, falls das Projekt genügende Unterstützung findet. Man bringt die Sache in Berbindung mit einem neu anzulegenden Sportplatz sür die Jugend. — Bei der Sparkasse Dippoldiswalde wurden im Mai d. I. 124 118,12 M. eingezahlt und 87 839,23 M. zurückgczahlt. — Auf Bahnhof Malter ist seit einigen Tagen die Bahnsteigsperre eingeführt worden. Der Besuch der Talsperre während der Feiertage war ein ganz enormer. — In Dippoldiswalde wurde über die Vermögen der Firma Heinrich Max Adler, Schneider, und der Firma Paul Keller u. Co-, Kommandit-Gesellschaft, das Konkurs verfahren eröffnet. — Der Stadtgemeinderat zu Tharandt faßte in seiner letzten Sitzung bei Beratung der neuen Vorschriften über Gemeinde-, Schul- und Kirchensteuergesctz den Beschluß, Kriegsteilnehmer (1861, 66, 70—71 und Afrika) von Steuer zahlung dann zu befreien, wenn sie weniger als 1 100 M. Einkommen haben. — Im Jahre 1916 begeht die Königliche Forstakadcmie Tharandt, die vor 1816 von dem bedeutenden Forstmann Eotta gegründet, mehrere Jahre als Privatlehranstalt bestand, das 100 jährige Bestehen als staatliche Anstalt. Für die Jahrhundertfeier sind die Vorbereitungen im Gange. Für eine Jubiläumsstiftnng sind bereits ansehnliche Beträge von ehemaligen Angehörigen der Fvrstakademie im In- und Aus land eingegangen. Zur Errichtung eines Bismarck-Wahr zeichens, das am Tage des Jubiläums seine Weihe erhallen soll, ist durch Sammlungen und durch studentische Feiern ein Fonds gebildet worden, der auf 6000 Mark angewachsen ist. Ferner ist eine große forstliche Ausstellung geplant. — Der 1894 geborene Wilhelm Paul Mann verwendete als Bierkutscher bei Brauereibesitzer Weber in Kesselsdorf für diesen vereinnahmte Gelder in seinem Nutzen. Die unter schlagene Summe betrug über 400 Mk; 200 Marl sind durch Lohnabzug zurückerslattet. M. wurde zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. — Der von Pfarrer Brückner-Döhlen geleitete rote K rcuz - Tag im Plaucnschen Grunde hatte 1 635 Mk. Reingewinn. — Zum Kapitel der K indcraussage n. Den Wert oder besser Unwert der Kinderanssagen illustriert in drastischer Weise ein Vorfall, der sich kürzlich in einer größeren Stadt ereignet hat. Teilt da ein Schüler des zweiten Schnl- jahrcs dem Lehrer mit, daß ein Mitschüler in die Abort grube gefallen sei. Ec gibt auch eine ganz genaue Beschrei bung, in welcher Weise der Vorgang sich abspielte. Seine Angaben werden von mehreren Knaben bestätigt mit dem Hinzufügen, wie sie sich vergeblich bemüht haben, den Knaben zu retten. Auf Befragen erklärt die ganze Klasse, daß der Schüler vorher in der Schule anwesend war, Natürlich entstand große Aufregung. Der Rektor wurde hcrbeigerufen, die Polizei benachrichtigt, die Feuerwehr sandte Hilfe, und vor dem Schulhause staute sich eine große Menschenmenge, die von dem Unglücksfalle Kunde erhalten hatte. Die Mütter eilten zur Schule, um sich nach ihren Kleinen zu erkundigen. Und weshalb die ganze Aufregung? Um nichts! Der Knabe, der verungiückt sein sollte/ war an dem Tage gar nicht zur Schule gekommen, sondern lag krank im Bett. Ein Knabe, der wahrscheinlich gern lügt oder sich wichtig machen wollte, hatte von dem Unglück erzählt, das sich gar nicht zugetragen Hatte, und die übrigen Kinder hatten es geglaubt und weiter erzählt. Zum Glück hatte dieser Vorfall für Keinen eine ernstere Bedeutung, außer der Aufregung für Eltern und Lehrer. Man sieht aber hieraus wieder, welche Gefahren entstehen können, wenn bei ähnlichen Vorfällen seilens der Gerichte re. den Aussagen der Schüler großer Wert zuerkannt wird. , — Der Festzug zum Sachsentag Dresden 1914 (4. bis 6. Juli) der' als Huldigungs-Festzng vor denr^ König und dem gesamten Königshause zu dem großen Sachsen- Heimatfest gedacht ist, wird eine bedeutende Kundgebung werden. Den Festzug am 5. Juli wird eine berittene uniformierte Abteilung des Militärvereins der Ueberseetruppcn und vielleicht eine Gruppe von privaten Landsleuten in Kolonialtracht, die in den Kolonien als Kaufleute gewirkt haben, eröffnen. Dann werden viele Sachfenvereine mit Fahnen n. Standarten folgen. Der sich daran anschließende Landsmannschaftszug, der das ganze Sachsenland verkörpern will, wird etwa 20 Festwagen, 8 Trachtengruppen, 4 Gruppen von Bergleuten, 4 Schützen, etliche Kinder und andere Gruppen, sowie gegen 40 Reiter umfassen. Die Gruppen allein werden von etwa 1600 Personen gestellt. Neben vielen Musikchören, darunter die Gardereiter- u. Trainkapelle zu Pferde, werden im Fest zuge 2 Knabenmusikchöre (aus Dresden und Kamenz), sowie etwa 30 Bandonienspieler mitwirken. Die Leitung des Sachsen tagfestzuges, wie auch des vorangehenden Auszuges der vater ländischen Festspiele, liegt in den Händen des Stadtverordneten Hans Acerbitz, Dresden-20, Dvhnacr Straße 37, I. Während die vaterländischen Festspiele sich diesmal auf dem Theater platz stellen, formiert sich der Sachsentag-Festzug auf der Reichenbachstraßc, er marschiert durch die Reichs-, Prager- und Seestraße, Altmarkt, Wilsdruffer- und Sophienstraße, am Kgl. Schloß vorbei, wo der König mit den Mitgliedern des Königlichen Hauses und umgeben von allen Staats- miuistern, diese große Huldigung entgegennimmt. Darnach bewegt sich der Zug durch die Äugustusstraße, über de» Neu markt, Laudhausstraße, Pirnaischer Platz, Marschallstraße usw nach dem Sachsentag-Festplatz, der Vogelwiese. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich auf dem Schützenplatz in Altendorf bei Chemnitz. Als in der Bude eines Schnellphotographen eine Aufnahme mit Blitzlicht gemacht werden sollte, explodierte ein in der Nähe stehendes mit Benzin gestilltes Gesäß. Es entstand eine riesige Feuergarbe, und Holz und Glassplitter flogen umher. Von dem in der Bude ver sammelten Publikum wurden hierdurch sieben Personen schwer verletzt. Unter ihnen befindet sich auch die Fran des Budenbesitzers. — Eine Vortragskünstlerin, die in der Südstraße in Leipzig wohnte, wollte sich nach eigener Angabe am 16. Alai nach Dresden begeben. Sie verabschiedete sich deshalb von ihren dortigen Bekannten. Da nach einem inzwischen in Leipzig eingetroffenen Briefe hervorging, daß sie dort nicht augekommen war, so wurde die Polizei verständigt. Durch einen Schlosser wurde die Wohnung auf Anregung der Polizei geöffnet und die Künstlerin fand man tot auf dem Sofa vor. Der Leichnam war bereits stark verwest. Man nimmt au, daß sie sich aus Grain über den kürzlich erfolgten Tod ihrer Tochter vergiftet hat. — Zum Direktor der Gefangenenanstalt Plaueni. V. wurde vom I.Juli an Oberinspektor Alexander Gebauer vom Zuchthaus in Waldheim ernannt. Der jetzige Direktor, Martin Uhlmann, tritt am 1. Juli in den Ruhestand. — Der bisher Unbekannte, dem am 16, Mai Juwelen im Werte von 300 000 Mk. gestohlen wurden, hat sich jetzt als der Juwelier Bissiuger aus Frankfurt gemeldet. Die Juwelen bestehen u. a. ans acht durchbohrten Perlen, ferner aus Diamanten und Rubinen, die zu Ringen und anderem Schmuck gefaßt waren. Die Spuren der Diebe führen nach Paris. Dresden. — Im Hause Prager Straße 42 wurde auf der Treppe ein dort wohnhafter 58 Jahre alter Damcnscheider W. tot angelroffen. Er war bei seiner Rückkehr von einer Besorgung plötzlich am Herzschlag verstorben. — Ferner siel vor dem Hause Bürgerslraße 10 eine 73 Jahre alte Trichineu schauerswitwe, die dort in der Nähe wohnte, plötzlich um und verschied. — Ein aufregender Vorgang, der den Tod eines Ingenieurs zur Folge hatte, ereignete sich auf der Prager Straße. Beim Ueberschreiten der Fahrbahn geriet der 24 Jahre alte Ingenieur Johannes Knorr aus Limbach bei Chemnitz zwischen zwei Straßenbahnwagen. Er erlitt bei diesem Unfall starke Brustquetschungen. Man brachte den Verunglückten nach der Sanitätswache in der Marschall straße. Dort vermochte er noch Angaben über seine Personalien zn machen, ist aber kurz darauf au den Folgen seiner Ver letzungen verstorben. — Der am 15. November v. Js. mit 39 000 Mark in bar aus Dresden geflohene Postassistcnt Taub hat in Nizza Selbstmord verübt. Taube war 25 Jahre alt und aus Altona gebürtig. — In der Nacht brach ein Schadenfeuer in dem Kon fektionsgeschäft von Pfefferkorn in der Wallstraße in Dres- den aus. Als die Feuerwehr ankam, hatte der Brand be reits erhebliche Ausdehnung angenommen. Der Schaden ist sehr beträchtlich. Man fand in den Räumen eine leere Oelflasche vor. Es wird Brandstiftung angenommen. Bei Ausbruch des Feuers befand sich der Inhaber des Geschäftes auf Reisen. — In der Villa des bayrischen Gesandten Grafen vou Montgelas, Zinscndorfstraße 13, entstand ein Stubenbrand. — Im Grundstück Tonbergcrstraße 6 in Cotta stürzte ein etwa 1 jähriger Knabe des dort im 2. Stockwerk wohnen den Arbeiters Wittig zum Fenster herab. Der Knabe blieb aber zwischen dem Gartenzaun und dem dahinter gezogenen Stachcldraht hängen, wodurch der Sturz gemildert wurde. Außer inneren Verletzungen und verschiedenen Rißwunden durch den Stacheldraht hatte der Knabe keinen Schaden er litten. — Verhaftet wurden 3 junge Burschen, die nachts au der Staatsstraße in Sohland von jungen Bäumchen die Kronen abbrachcn, — Auf der 2. Etappe (Dresden - Berlin - Leipzig) des Dreieckfluges sind bis Dienstag von 36 in D r e s d e n gestarteten Fliegern 27 in Leipzig eingetroffen. — 3 deutsche Offizierflieger sind mit Begleitern von Wien nach Budapest geflogen. — Der deutsche Lehrertag nahm in Kiel unter Beteiligung von 8000 Lehrern seinen Anfang. — Von der Gesamtsumme von 8 Millionen Mark, mit der der untergegangene Dampfer „EmPreß ofIreland" versichert gewesen ist, sind etwa 3 Millionen Mark bei fünf deutschen Versicherungsgesellschaften versichert, die also zur Zahlung herangezvgeu werden. Wie aus Newyvrk gemeldet wird, ist bereits eine Regieruugskommission ernannt zur Unter suchung des Unglücks. Eine Sprengung des Schiffskörpers durch Dynamit ist notwendig zur Erlangung der Leichen, sowie der untergegangcnen Silberbarren. — Nach den neuesten Aufstellungen stellen sich die Ver luste au Menschenleben bei dem Untergang der „Empreß of Ireland" im Lorenzostrom auf 937 Personen. An Bord befanden sich 1463 Personen, von denen 526 gerettet wurden. Die Untersuchung über die Schuldfrage nimmt ihren Fortgang, stößt jedoch auf Schwierigkeiten, da Kapitän An dersen von der Storstad" sich weigert, eingehende Angaben zu machen. — Die Suffragetten haben 1 Kirche eingeäschert und zwar die Kirche von Wargrave, ein prächtiges Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert. Ebenfalls durch die Suffragenten eingeäschert wurde ein Privathaus an den Ufern der Themse. — Am Dienstag hat sich auf dem hinter Potsdam ge legenen Schwielowsee ein Bootsunglück zugetragen, dem 2 Personen zum Opfer fielen. Als ein mit 6 Aus- flüglern besetztes Segelboot am „Gänsehorn" vorüberfuhr, wurde es plötzlich von einem Windstoß zum Kentern gebracht. Ein Fräulein Baum ans Leipzig ertrank. Der Kaufmann Biermann, der die Unglückliche retten wollte, ertrank mit. — In der Nostizstraße in Berlin fand ein Liebes Verhältnis einen tragischen Abschluß. Der 24jährigc Maler Fabisch er schoß seine gleichalterige Braut Stoinska. Das Mädchen war auf der Stelle t o t. Fabisch verletzte sich schwer. Er starb bald darauf. — In B e r l i n erregt die Verhaftung eines früheren hiesigen Theaterdirektors beträchtliches Aufsehen. Der Direktor beabsichtigte die Leitung eines Hamburger Instituts zu übernehmen. Die Verhaftung erfolgte wegen zahlreicher Civilklagcn, kurz vor Abgang des Zuges. — Der Chef des Kgl. Sächs. Generalstabes erhält a. 1. Oktober 1914 an als Standort Berlin, während für Zentralabteilung des Generalstabes Dresden als Standort bei- bchalten wird. — Das Befinden des deutschen Militär-Attachäs in Paris Oberstleutnants v. Winterfeldt hat sich so gebessert, daß er demnächst in die Heimat übergeführt werden kann. — Im Bahnhof in Laibach entgleiste infolge falscher Weichenstcllung während der Einfahrt der Wiener Südbahn Schnellzug und karambolierte dann mit einem vollbesetzten Per- sonenzug. 2 Reisende, darunter Graf Auerstadt, wurden verletzt. — In einem Schacht der Kohlenwerke von Barnsley wurden 11 Bergleute durch eine Kohlenstaubexplosion getötet. — Das franz. Kabinett Donmergue hat dem Präsidenten Poincaree die Demission überreicht. — Die Lage des Fürsten von Albanien ist nach italienischen Berichten verzweifelt. Die Aufständischen haben Schiak besetzt, ohne nennenswerten Widerstand zu finden. Die österreichischen und italienischen Beiräte des Fürsten, Konsul Buchberger und Hauptmann Castoldi, wurden entlassen, — Die Haltung der italienischen Presse hat unter der Bevölkerung von Skutari eine große Mißstimmung gegen Italien hervorgerufen, die sich insbesondere in einem heftigen Artikel des dort erscheinenden „Shkipny" äußert. Auch wurde ein Exemplar der „Tribuna" öffentlich verbrannt Nachts werden Plakattierungen von Aufrufen vorgenommen, in denen es u. heißt: Nieder mit Italien! Verräter sind diejenigen Albanier, die ihre Kinder in italienische Schulen schicken. — In Coimbra kam es, wie von der portugiesischen Küste gemeldet wird, zu äußerst heftigen Zusammenstößen zwischen Republikanern und Monarchisten anläßlich eines politischen Meetings. 2 Personen wurden dabei getödet und 20 schwer verletzt. Die Garnisonen wurden mobilisiert. — Eingesandt. Eine Psiugsttagung für Gegen- wartschristeutum, veranstaltet von den Freunden der christ lichen Welt, Bund für Christentum und Kultur, Bund für kirchlichen Fortschritt, findet am 4. u. 5. Juni in Augustusburg i. Erzgeb. statt. Ein Lichtbildervortrag: „Die religiöse Bild kunst unserer Zeil", sowie Borträge über zwei Fragen: „Lohnt sich in der Gegenwart organisatorische Arbeit im Dienste der Kirche?" und zum anderen: „Unser Gottesglaube und die moderne Weltanschauung" werden geboten. Leiter u. Redner sind Pastor Mcusig-Drcsdcu, Obcrl. Rcsch-Nemscheid, Prof. Weinel-Jena.