DRESDNER (J PHILHARMONIE Sinfonie Nr. 3 d-Moll Zur Musik Obwohl Bruckner bereits in den ersten beiden Sinfonien meisterliche Ansätze zeigte, hat er erst in seiner „Dritten“ zu einer unverwechsel baren Originalität gefunden. Das bezieht sich besonders auf die außerordentlich reiche Har monik, in der er traditionelle Elemente mit Wagnerschen Errungenschaften zu verschmel zen verstand und dadurch zu einer Farbigkeit von einem bisher nicht bekannten Ausmaß ge langte. Zu Beginn des ersten Satzes steht vor dunklem Streicherhintergrund ein Trompetenthema, das - nicht allein der gleichen Tonart d-Moll wegen - an Beethovens Neunte gemahnt: In beiden herrscht die leere Quinte D-A vor und hält an fangs alles in der Schwebe, führt aber bald zu einer kraftvollen Steigerung. In seiner typischen Manier setzt Bruckner auch hier mehrere Themen ein, mit denen er im weiteren Verlauf arbeitet. Der zweite Gedanke zeigt sich in Schubertscher Innigkeit. „Er vereint idyllische Naturbilder mit religiösen Gefühlen, will uns scheinen“, meint Kurt Pahlen, setzt aber hinzu, daß derartige Interpretationen auf subjektivem Gefühl fußen, denn „Bruckner war, trotz seiner Romantik, ein .absoluter' Musiker, der nie außermusikalische Erklärungen programmati scher Art gab. Stark gefühlsgeladen dürfen wir seine Musik nennen, leidenschaftlich, mystisch erregt, gläubig; aber allzu erklärende Deutungen bleiben zweifelhaft“. Heroisch schreitet das dritte Thema in einem Bläser- Unisono einher. Daneben wird ein Zitat aus der d-Moll-Messe wichtig, das Bruckner noch ein mal in seiner letzten, unvollendet gebliebenen neunten Sinfonie einsetzte. (Fassung 1889) 1. Saiz Mehr langsam, Misterioso Alla-breve-Takt, d-Moll