Unverwechselbare „Bruckner- Originalität" - reiche Harmonik und Farbigkeit von einem bisher nicht bekanntem Ausmaß berichtete Hans Richter einem Freund. Der ein stige beschämende Mißerfolg hatte sich drei zehn Jahre später für den Komponisten an der selben Stelle in Freude verwandelt. Jetzt setzte eine allmähliche Pflege durch die „Wiener“ ein, und die Philharmoniker widmeten Bruckner we nigstens gegen Ende seines Lebens die gebüh rende Aufmerksamkeit. Bruckners Widmungs- text der 3. Sinfonie 111 seiner Handschrift Wir begegnen in dieser 3. Sinfonie dem Bruck- nerschen Phänomen, über verschiedene - hier sogar drei - Fassungen zu verfügen. Für die Aufführungspraxis hat sich vor allem die dritte durchgesetzt, obwohl bekannt ist, daß mancher Eingriff von Franz Schalk, seinem Schüler - spä ter als Dirigent der Wiener Philharmoniker ein eifriger Förderer des Brucknerschen Werks -, stammt, vom Komponisten aber toleriert wur de. Die mittlere Fassung von 1877 wird heute gelegentlich bevorzugt, weil sie einigen Ken nern als ausgewogener und nicht so sehr von fremden Willen beeinflußt erscheint. Aber die Urgestalt dieser „Wagner-Sinfonie“, wie sie auch genannt wird, schlummert meist im Archiv. Sie wurde 1946 zwar in einer Aufführung der Dresdner Staatskapelle unter Joseph Keilberth der Welt bekannt gemacht, ist aber - auch wenn es inzwischen zu ei nigen Aufführungen kam - offensichtlich nicht recht zu eigenem Leben gelangt. So sei z.B. an \eine Aufführung durch das Gewandhausorche ster unter Leitung von Herbert Blomstedt erin nert, die 1998 übrigens auch durch ein Gast konzert nach Dresden gebracht wurde.