Volltext Seite (XML)
DRESDNER PHILHARMONIE Ansicht von Salzburg; Stich aus dem 18. Jahrhundert. Mozart wirkte in seiner Geburtsstadt bis 1781. Er war seit 1769 am Hofe des Fürst erzbischofs angestellt, unterbrach aber seine Verpflichtungen immer wieder durch größere Reisen. Gefühl. Eine solche Scheingefühlswelt sollte zwar anrühren, aber nicht zu tief gehen und sollte das Gemüt nicht stören, nicht verwirren. Wie gesagt, der junge Mozart hörte solche Musik überall und griff sie auf. Er komponierte in dieser Art selbst so mancherlei, viel Leicht geschürztes, Heiteres, immer aber Unterhalt sames, dem Zeitgeschmack Geschuldetes. Und doch schlichen sich schon sehr frühzeitig gewis se Momente ein, die auf mehr Tiefgang hinwei sen können. Diese mußten nur erst geweckt werden. Auf der zweiten großen Kunstreise der Familie Mozart, die beinahe drei Jahre währte, von 1763 bis 1766, und über München, Augsburg, Frankfurt/Main und Brüssel nach Paris und London führte, beeindruckten den Knaben in der englischen Hauptstadt besonders die Sinfonien des jüngsten Bach-Sohns Johann Christian (1735 - 1782). Das war jemand, der vorher lange im Musikland Italien gelebt und von dorther seine Liebe zum Gesang und über haupt Gesanghaften mitgebracht hatte. Der junge Mozart sollte dies für die gesamte Zeit seines Lebens nicht vergessen, weder die „sin genden Themen“ noch das Galante und das Anrührende seines Stils. In Italien - drei Reisen zwischen 1769 und 1773 führten ihn dorthin - aber hatte Mozart direkten Kontakt mit dem Quell seiner eigenen Inspiration, der italieni schen Oper, dem melodischen Impuls dieses Landes und einem über alle Maßen strömenden Gesang. In Mannheim und München (vor allem 1774/75 und später nochmals, 1777/78) hörte er die berühmtesten Orchester und erfuhr etwas von einer bisher ungeahnten lebensvollen Musizier- und Ausdrucksweise. Aus Paris aber hatte er den dortigen Geschmack, den französi schen „goüt“ mitgebracht. Und alle diese Ele mente wußte er für sich zu nutzen und mit höchster Inspiration zu verbinden. Er konstru ierte nicht lange herum, hatte im Ohr, wie es an dere machten und machte daraus eigenes. Alles so, als wäre es ganz einfach, als wäre es nichts. Er strebte nicht bewußt nach Originalität, woll te auch gar nicht das Besondere, sondern hatte nur keine Mühe, seinen künstlerischen Gedan ken ein ganz persönliches Gepräge zu geben. Diese Gabe, alles, was ihn interessierte, aufzu nehmen, aufzufangen, sich von all dem inspi rieren zu lassen und etwas wirklich Neues zu ge-