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Rabenauer Anzeiger : 16.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191406168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140616
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-16
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Müs schwere Bluttat beging ein bosnischer Arbeiter in Siegburg. Er geriet in einen Streit mit seinem Arbeits kollegen und erschoß diesen und noch einen Mann mit einem Revolver. Der Mörder schoß dann blindwütig um sich und verletzte noch vier Männer schwer. Ein gräßlicher Aahrstuhl-Anfall ereignete sich in dem Tietzschen Warenhaus am Alexanderplatz in Berlin. Als dort der 32 Jahre alte Schlosser Kieselbach damit beschäftigt war, die Schienen eines Lastenfahrstuhles zu reinigen und iu ölen, setzte ein anderer Schlosser einen Nachbarfahrstuhl m Bewegung. Infolgedessen ging das Balanciergewicht hernieder und traf den Schlosser Kieselbach mit solcher Wucht, daß ihm der Kopf vom Rumpfe abgerissen wurde. Der Körper und der Kopf des Verunglückten stürztengetrennt in die Tiefe. Der Verunglückte war verheiratet und Vater von zwei Kindern. Eine unheimliche Szene. In einem neuen Werk er zählt der französische Napoleonforscher Cahnet, der der Ausgrabung Ler Leiche Napoleons 1. am 1ö. Oktober 1840 auf St. Helena (die Leiche wurde im Pariser Jnvaltdendom beigesetzt) beigewohnt hatte, eine unheimliche Szene. Als man den Sarg geöffnet und die Wattsn-Decke, die den Körper hüllte, zurückgeschlaaen hatte, bemerkte man klar und deutlich, daß durch die Leiche eine eigentümliche Zuckung ging, die die Anwesenden in Schrecken und Bestürzung ver setzte. Arzte gaben der Ansicht Ausdruck, daß bestimmte Veränderungen des Körpers, bewirkt durch das plötzliche Hinzutret-n frischer Luft, die unheimliche Bewegung ver ursacht haben mochten. Napoleons Gesicht fand man in der eisernen Ruhe, die es beim Tode angenommen hatte, voll kommen erhalten. Noch ein „Aall Thormann". In Bochum wurde ein Bureaubeamter Oberscheidt, der als Dr. phil. und Leutnant der Reserve aufgetreten war und Kaufleute um größere Summen betrog, zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Ein neuer Spionageprozetz begann vor dem Reichs gericht. Angeklagt ist der Bureaubeamte Max Rosenfeld, ein früherer Wachtmeister, militärische Nachrichten an ein russisches Spionagebureau gegeben zu haben. Die Ver handlung erfolgt unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Der vielfache Mörder Tomsik von Oedenburg (Ungarn), der vom Kirchturm herab seine Opfer niederschoß, ist in vieler Beziehung ein interessantes Objekt für den Seelenforscher. Der junge Bursche war von je ein Sonder ling, er hatte die Großmannssucht, schrieb Tagebücher, die er mit „Dr. August Tomsik" unterzeichnete, wollte auf alle Fälle von sich reden machen, weshalb er mehrmals den Entschluß faßte, einen aufsehenerregenden, grauenhaften Selbstmord zu begehen. Hervorstechend war sein Hang zur Grausamkeit. Deshalb wurde er auch von seiner Geliebten abgewiesen. Interessant ist, daß er zu seinen Gräueltaten durch die Lektüre von Schundliteratur, namentlich einer blut rünstigen Schilderung der „Fort Chabrol"-Affäre in Paris, angeregt wurde. Er hat die Tat mit voller Überlegung ausgeführt, tags zuvor hatte er sogar Brot und Wurst in dem Kirchtum versteckt, um Proviant für längere Zeit zu haben. Die Braut erstochen, weil er sie wegen Krankheit nicht heiraten konnte. In Berlin erstach der 23jährige Tischler Plüschke seine 20jährige Braut mit einem Taschen messer und verletzte die hinzüeilende Mutter durch Stiche schwer. Plüschke vergiftete sich dann mit Kleesalz. Das Mädchen wollte die Verlobung mit Plüschke aufgeben, weil dieser krank war. Plüschke hatte auch eingewilligt, doch als er das Mädchen in Begleitung eines anderen sah, überfiel ihn rasende Wut, er stürzte sich auf die Geliebte und stieß ihr das Taschenmesser ins Herz. Der Gras als Einbrecher. In Parts wurde der Gras Maximilian Montgelas, der an verschiedenen Einbrüchen be- rüchtiqter Einbrecher teilgenommen hatte, zu 3 Jahren Ge- fängnis verurteilt. Der Graf ist als Abenteurer bekannt, eine Familie sagte sich von ihm los, als er die erste Strafe wegen Falschspiels erhielt. Ursprünglich ein hochbegabter, kenntnisreicher Mann, ist der Graf nunmehr zum Mitglied einer internationalen Verbrecherbande hinabgesunken. Eine neue Hitzewelle ist in den mittleren Staaten Nordamerikas aufgetreten. Die Hitze stieg bis auf 35 Grad Celsius im Schatten. Etwa 50 Personen wurden vom Hitzschlag getroffen. Die Leute verließen die Wohnungen und schliefen auf den Dächern und^in Anlagen^ DieHitze- Vramgestyenre. Wie das Bürgerliche Gesetzbuch da» Verlöbnis (oder die Verlobung) als Rechtsverhältnis betrachtet und daher in den Kreis seiner Betrachtung zieht, so muß es folgerichtig sich auch mit der Auflösung des Verlöbnisses befassen. Bei einer Entlobung haben die Beteiligten in der Regel den ourchaus verständlichen Wunsch, gänzlich auseinander zu rommen und keinerlei Beziehungen mehr zueinander zu Mehrzahl der Fälle wird es den ge- rennten Verlobten nicht angenehm sein, Andenken, Ge- m Arbeiten, besonders wenn sie eine persön ¬ liche Note haben, in der Hand des andern zu wissen und zu lassen. Diesem ganz natürlichen Gefühl kommt das Ge setz entgegen, wenn es über die sogenannten „Braut geschenke" bestimmt: „Unterbleibt die Eheschließung, so kann feder Verlobte von dem andern die Herausgabe desjenigen, was er ihm geschenkt oder zum Zeichen des Verlöbnisses gegeben hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Im Zweifel ist anzunehmen, daß das Rückforderungsrccht ausgeschlossen sein soll, wenn das Verlöbnis durch den Tod eines der Verlobten aufgelöst wird." Wie man aus der allgemeinen Fassung ersieht, ist es gleichgültig, aus welchem Grunde die Eheschließung unter bleibt. Zu den Brautgeschenken im einzelnen gehören all die kleinen und größeren Aufmerksamkeiten, die Brautleute sich während der Verlobungszeit gewöhnlich machen; unter „demjenigen, was zum Zeichen des Verlöbnisses gegeben Ist", wird man wohl hauptsächlich die Verlobungsringe zu verstehen haben; dagegen sind Brautbriefe nicht als Ge schenke in diesem Sinne anzusehen und unterliegen daher nicht auf Grund dieser Bestimmung dem Rückforderungs- recht. Es gehören ferner nicht zu den Gegenständen, die die Verlobten bei Auflösung der Verlobung zurückzugeben haben, die durch das Verlöbnis veranlaßten Geschenks der Angehörigen des einen Verlobten an den andern, oder die schon vor der Eheschließung gegebenen Hochzeitsgeschenke. Diese sind nach andern Vorschriften zurückzuverlangen. Daß die Brautgeschenke „nach den Vorschriften über die Heraus gabe einer unaerechtsertioten Bereicherung" zurückzuoebe» welle bewegt sich langsam gegen Osten, ihre Ausläüfet St reichten bereits Neuyork. Die Welt im Inserat. In Berliner Blättern fanden sich folgende Inserate: „Mensur-Schmisse! Diskret l Billigst! Offerten unter usw." — „Kleine Hündchen, Affenschnäuze, nur in gute Hände abzugeben. Offerten usw." (Da wird der Hund bald vornehmer sein als der Käufer!) — „Gesucht Techniker, erfahren in Erfindungen." Aus den Gerichlssälen. Was in Berlin Möglich ist, hat der Heiratsschwindel der Nachlwächkerswilwe Krey und ihrer 32 jährigen Tochter erwiesen, die sich demnächst zu verantworten haben. Die Krey gab sich als die Gemahlin eines Schulrats aus, die für ihre Tochter einen Mann stuhte. Eine große Anzahl Personen fiel auf den Schwindel hinein, und die beiden Damen ergaunerten Beträge bis zu 20000 Mark. — In Hanau wurde der 17 jährige Gymnasiast Anlon Mols wegen vierfachen Mordver suchs zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Schüler, der trotz seiner Jugend kostspieligen Vergnügungen und Lieb schaften huldigte, hatte auf seine Verwandten geschossen, um durch Erbschaft in den Besitz größerer Geldmittel zu kommen. — Das Reichsgericht verwarf die Revision des zu längerer Gefängnisstrafe verurteilten rumänischen Heiratsschwind^ lers Popescu. Der Rumäne hatte eine Anzahl Mädchen und Frauen betört, die dem Zauber seiner schwarzen/ feurigen Augen, seiner blassen Wangen und seiner üppigen Lockenpracht rettungslos verfallen waren. Das Reichsgericht blieb jedoch durch diese Schönheit ungerührt und hielt das Urteil aufrecht. s Geistliche unterstützen die Suffragellen-Bewegung. Der Demonstrations-Zug der Londoner Suffragetten zum Parlament wurde, kaum glaublich, von einem Geistlichen eingesegnet. In dem Gebet flehte er Gottes Schutz aus Miß Sylvia Pankhurst und ihr Unternehmen herab. Miß Pankhurst sprach dann ein paar Worte zu den Versammelten. Es sei vielleicht das letztemal, daß sie hier spreche, sie fühle sich sehr schwach. Der Prozession voran marschierte eins Musikkapelle, umsäumt von einer starken Abteilung Polizisten' zu Fuß und zu Pferde. Der Kapelle folgte der Geistliche/ und hinter ihm, in einem Krankenstuhl, wurde Miß Pank hurst getragen. An einer engen Stelle des Weges wurde die Prozession durch einen Straßenbahnwagen und einen anderen Wagen auseinandergetrieben. Die Polizisten nahmen diese günstige Gelegenheit wahr, umringten den Kranken stuhl, auf dem Miß Sylvia Pankhurst saß, und brachten sie in einem Automobil in das Hollowaygefängnis. Ein wildes Handgemenge folgte, bei dem Frauen, Männer und Polizisten sich auf dem Boden wälzten. Die Prozession sammelte sich schließlich wieder und setzte ihren Zug fort. Sie löste sich schließlich auf, als das Parlaments-Präsidium erklärte, eine Deputation der Suffragetten empfangen zu wollen. Schwere Anwetter richteten in England viel Schaden an. In einigen Bezirken wurde ein Hagelniederschlag von 6 Zoll registriert. In Dudley wurde ein Arbeiter vom Blitz getötet, und das gleiche Schicksal traf einen Landmann in der Nähe von Ormsktrk. In Wellington schlug der Blitz in ein Haus ein. Drei Personen erlitten dabei Ver letzungen. Zahlreiche Rinder und Schafe wurden vom Blitz erschlagen. Fast alle Flüsse führen Hochwasser, und die Uferdistrikte stehen teilweise unter Wasser. Das Trinkgetvgeben und -nehmen ist gesetzlich verboten worden in — man beruhige sich — in dem amerikanischen Gtaate Ontario. Ontario hat in letzter Zeit öfters von sich reden gemacht, es verbot den Verkauf des Alkohols, ausgenommen zu Heilzwecken, es gab den Frauen das Stimmrecht, es führte den Boxkampf in den Stunden- vlan seiner Schulen ein und verbot die Pferderennen unter der Androhung, die Pferde würden totgeschoffen werden. Das Trinkgeld-Verbot jedoch ist eine für europäische Ver hältnisse beneidenswerte Sache. vermischtes. Zum Oberprüsidenlcn von Posen für den verstor benen Herrn v. Schwartzkopff ist der Unterstaatssekretär im preußischen Staatsministerium v. Eisenharth-Rothe auser« sehen. Herr v. Eisenhart-Rothe ist aus seiner bisherigen Stellung, die er seit vier Jahren bekleidet, mit der Polen politik und den Absichten des Reichskanzlers aufs engste vertraut, kennt die Provinz Posen aus eigener langjähriger find, bedeutet, daß nur die Herausgabe des noch vor- Handsnen Geschenkes, nicht auch der Ersatz des verbrauchten oder aus anverm Grunde nicht mehr vorhandenem Ge schenkten verlangt werden kann. Der Bräutigam braucht also nur die 57 noch nicht gerauchten Zigarren von der ge- schenkten 100 Slück-Kiste herauszurücken, braucht aber nicht die bereits verpafften 43 Havannas in Geld zu ersetzen; ebenso hat die Braut nur das noch halbgefüllte Parsüln- släschchen, das sie von ihrem Verlobten geschenkt erhalten hat, herzugeben. Wer ohne wichtigen Grund von dem Verlöbnis zurück- getreten ist, oder den Rücktritt des andern Teiles schuldhast, z. B. durch sein rücksichtsloses Benehmen oder durch seinen Lebenswandel veranlaßt hat, verliert sein Rückforderungs recht, während er selbst zur Rückgabe der von dem andern Verlobten empfangenen Gaben verpflichtet bleibt. Ist einer der Verlobten gestorben, so soll nach der Regel des Gesetzes bas Riicksorderungsrecht ausgeschlossen sein, was auch nur natürlich erscheint, da dann die angeführten Gründe für sine völlige Auseinandersetzung beider Teile nicht ohne weiteres gegeben sein werden. Selbstverständlich können die Brautleute auch anders hierüber bestimmen; denn die Gesetzgebung tritt nur im Zweifel, d. h. beim Fehlen einer anderweiten Vereinbarung, in Wirkung. Ebenso wird man sich nach der Lage der Dinge für das Rück forderungsrecht der Braut beim Tode ihres Bräutigams emscheiden müssen, wenn sie diesem eine Summe Geldes zur Vergrößerung seines Geschäfts zum Geschenk ge macht hat. veneuerung oer sanoyoizersaymine» ist tm Reichstage laut „B. T." der Zustimmung unter der Be dingung sicher, daß gleichzeitig eine Ermäßigung der Zünd holzsteuer um ein Drittel, also von 15 auf 10 Pfennige für das Packet von zehn Schachteln, erfolgt. Da die Zündholz steuer jetzt auf 21 Millionen veranschlagt ist, müßten durch die Ersatzmittelsteuer 7 Millionen Mark aufgebracht werden. Auch die Schachtelfabrikanten, die in große Notlage geraten sind, hoffen auf eine Berücksichtigung Ihrer dem Reichstage unterbreiteten Wünicke Erfahrung und bietet somit dte Gewähr für eine unver änderte Fortführung der preußischen Ostmarkenpolllik. Mehr Kriegeroerelne bei Paraden! Während die Kriegervereine in den letzten Jahren nach ihrer Zugehörig keit zu den einzelnen Armeekorpsbczirken zu den Kaiser paraden zugelassen wurden, soll, wie der Kriegsminister von Falkenhayn den Vereinen mitteilt, nach neuer Bestimmung des Kaisers fortan ein bestimmter Grundsatz für die Zu lassung nicht gelten. Die Einzelheiten sollen vielmehr von Fall zu Fast durch den Vorstand des Preußischen Landes-KriegervSWandes mit den zuständigen General kommandos vereinbart werden. Der Kaiser würde sich freuen, die Kriegervereine wie bisher auf dem Paradefelde in möglichst großer Zahl begrüßen zu können. Vertreter der obersten einzelstaatlichen Kirchen behörden sind laut „B. T." im Nesidenzschlosse zu Eisenach versammelt, um über dte Gestaltung des Gemeinde- wahlverfahrens und die Bestattung der Selbstmörder zu beraten. Der Nasenbär als Begleithund. Berlins jung, Damenwelt'vom Kurfürstendamm oder der Tauen tzienstraß« hat ein neues Spielzeug: man geht mit einem Nasenbär ar der Leine promenieren. Fuchs, Marder, Äffchen sind er ledigt. Der Nasenbär, ein possierlicher Bursche, soll fehl zahm werden und im Hause sich sehr manierlich benehmen Als die ersten Bärenführerinnen erschienen, gab es jedoch solches Aufsehen, daß die meisten jungen Damen vorzogen in der Droschke den Heimweg anzutreten. Die „Wacht am Rhein", das Kriegslied von 1870-7! und seitdem meistgesungenes deutsches Volkslied, war zuerst von dem Berner Organisten Wendel komponiert worden, jene zündende Melodie aber gab dem Liede Schneckenburgers erst der Krefelder Komponist Wilhelm. Zur Feier del silbernen Hochzeit des Prinzen von Preußen, späteren Kaisers Wilhelm 1., wurde die „Wacht am Rhein" am 11. Juni 1854 zum ersten Mal von der Krefelder Liedertafel unter Leitung des Komponisten öffentlich ooroetragen. Beendigung des italienischen Massenstreits. Was ein entschlossenes Bürgertum vermag, Hai sich in dem jetzt beendigten politischen Massenstreik Italiens glänzend gezeigt. Ohne die kraftvolle Gegenbewegung aller Vertreter des Bürgertums hätte der verderbliche Streik ent weder weit größere Ausdehnung genommen, oder seine Unterdrückung durch Gendarmerie und Militär hätte erheblich mehr Opfer gefordert, als er jetzt verursacht hat. Eine große nationale Kundgebung zu Nom, an der sich 60 000 Bürger und 3000 Studenten beteiligten, beschloß das wahn witzige Unternehmen anarchistischer Revolutionshelden und hat den letzteren auch eindringlich und hoffentlich mit der erwünschten Wirkung die Aussichtslosigkeit der Wiederholung ähnlicher verbrecherischer Taten vor Augen geführt. Von den revolutionären Ausschreitungen während des politischen Massenstreiks erfährt man Einzelheiten erst jetzt, nachdem die italienischen Blätter wieder erschienen sind. In Ancona, dem Ausgangspunkte der Unruhen, mußte der Bürgermeister die Herstellung der Ordnung dem Militär kommandanten überlassen. In Florenz waren Barrikaden errichtet worden, in den Kämpfen mit den Revolutionären gab es 2 Tote und 60 Verwundete. In Turin betrug bis Zahl der Verwundeten sogar 70 bei 2 Toten. Am ärgsten ging es in Imola zu, wo Barrikaden errichtet, das Bahn hofsgebäude und das Amtsgericht in Brand gesetzt worden waren. In Fiorenzuola wurde eine Eisenbahnbrücke mit Dynamit in dte Luft gesprengt, auf vielen Gleisen wurde« die Eisenbahnschwellen losgerissen und der Verkehr un möglich gemacht. Die Eisenbahner hielten sich wacker und blieben trotz der Aufforderung ihrer Verbandsleitung dem Streik fern. In der Streikangelegenheit hat die italienische Ro- glerung von der Kammer mit großer Mehrheit eine Der« trauenSkundgebung erhalten. In der Sitzung ereignete« sich mehrfach heftige Zusammenstöße, dem Ministerpräsioente« Salandra wurde das Wort „Mörder!" zugerufen. Du Stellung des erst vor zwei Monaten berufenen Kabinett« Salandra wurde durch die Vertrauenskundgebung so te« festigt, daß man glaubt, es werbe dem Ministerium noch gelingen, die Finanzgesetze und damit die Deckung der libyschen Aeldzugskosten durchzusetzen. Dann freilich wird die Opposition den Sturz des Kabinetts herbeizuführen Ste« legenheit finden. -. ^ür Geist unä Gemüt. Styelmerown vom Tage. In Paris sucht heut man nach Ministern, — Und ein Präsidente fehlt in Mexiko, — Land Albanien wünscht 'nen Landesvater, — Der so recht ist comme il saut. — Auch in manchem andren Lande — Braucht man Männer voller Energie, — Hochbezahlt wird, wer in London dämpfet — Den verruchten Suffragettencri. — Nur bei uns ist überfüllet, — Wie man klagt, ein jeg licher Beruf; — Warum klagen? Freue Dich, mein Herze, — Dsß der Himmel so viel tücbt'ae Leute schuf! gwei blaue Augen. Zwei Aeuglein sind's, die ich besinge, Und du kein Maler schöner malt, Weil ich nicht glaub, daß es gelinge, Da eine Seele daraus strahlt. Es liegt ein Herz darin voll Güte Und unverdorbener Kindersinn, Drum bitt ich Goll, daß er behüte Die Unschuld tief im Herzen drin. Das Auge ist der Seele Spiegel, Klopft bang des Herz, blick's Aeuglein müd, Doch strahlt es hell, wenn seine Flügel Ein Englein um uns schlingt im Lied. DeS Liedes Kraft ist unerreichbar, Wenn der Gesang die Seele schwillt, Die dann das Auge unvergleichbar Mit ihrer Reinheit ganz erfüllt. Bruder Enzian-
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