Doch gerade diese Aufführung war eigentlich ein Desaster gewesen, zumindest jedoch für die Aufnahme der beiden Sinfonien, denn auch die sechste ist dort aufgeführt worden. Nicht allein die Länge von monströsen vier Stunden, selbst für damalige Zeiten überdimensional, sondern unzureichende Proben des zusammengewürfel ten Orchesters und eine geradezu sibirische Kälte im Theater ließen den Zuhörern kaum ei ne Chance, sich auf echten musikalischen Genuß und sinnvolle Aufnahme zu konzentrie ren. Erst in nachfolgenden Aufführungen be merkte das Publikum, welch ein großer Wurf dem Meister hier gelungen war, so daß sich das Werk sehr rasch über Deutschland und sogar Europa verbreiten konnte, und überall, wo es die Möglichkeit gab, größere Orchester einzu setzen, wurde die Fünfte gespielt. So wurde die se Sinfonie sehr bald schon zum populärsten al ler Beethovenwerke. Das mag einerseits seltsam erscheinen, sind doch die kompositorischen Mittel überaus komplex und ist die Zyklusge- staltung von besonderer Art, mag andererseits aber auch verständlich sein, da sich diese Musik dem Hörer plastisch öffnet, ihrem Sinn nach er schließt und eine festumrissene Aussage zu ha ben scheint. Beethoven hat es erstmals geschafft, ein sinfo nisches Werk so zu gestalten, daß er ohne jedes hinweisende Wort, ohne jegliche Erklärung Gedanken und Bilder ausbreiten konnte, die so fort und ohne Umwege erkennbar wurden. Zu seinem Sekretär Anton Schindler soll er zwar einmal auf dessen Frage zu den ersten pochen den Tönen gesagt haben: „So klopft das Schick sal an die Pforte!“, doch selbst ohne diese ver bale Nachhilfe wäre der Gedanke an Kampfund Auflehnung gegen das Schicksal zu verstehen gewesen und ist auch so begriffen worden. Diese Musik hat appellativen Charakter, spricht deutlicher als Worte es vermögen, hat dramati sche Energie, agitatorische Kraft und Sugge-