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Politische Rundschau. In einer Besprechung der auswärttgen Lage hebt die „Köln. Zig." in einem halbamtlichen Berliner Artikel hervor, daß Deutschland keine Abenteurerpolitik verfolge, sich aber auch aus dem internationalen wirtschaftlichen Wett bewerb nicht ausschalten lasse, ohne einem solchen Aus schaltungsversuch seine ganze Macht entgegenzusetzen. Mit England und Frankreich schwebten Verhandlungen über Deutschlands Betätigung im weltpolitischen Wettbewerb in der Türket und in Zentralafrika. Grundbedingung für den Skutzen solcher Abmachungen sei, daß von ihnen keine Er höhung unserer europäischen Verwundbarkeit ausgehen könne. Mit England, das in der Balkankrise zusammen mit dem Dreibunde an -er Fernhaltung jeder Friedensstörung gearbeitet hätte, würden wir voraussichtlich zu nützlichen Geschäftsabschlüssen gelangen. Gleichwohl könnte nur ein gedankenloser Optimismus die Lagerung in rosigem Lichte sehen. Der Anblick des europäischen Waffenlagers mit seinen wachsenden Rüstungen lenke weit ab von aller Sorglosigkeit. Blickt man aber über Schwierigkeiten des Tages hinaus, so kann man sagen, daß wir auf dem Wege, den uns die be sonderen Grundbedingungen unserer auswärtigen Politik oorschreiben, durch die neue Heeresoerstärkung, die innere Festigung Les Dreibundes sowie durch den Abschluß der Verhandlungen mit Frankreich, der Türkei und England weitergekommen sind. Um wie viel, wird sich erst zeigen, wenn wir wissen, wie Frankreich die dreijährige Dienstzeit aufnimmt, ferner ob die Versicherungen der leitenden russischen Staatsmänner die Kraft eines dauernden politischen Pro gramms haben, und schließlich was das Ergebnis der Ver handlungen über Kleinasien und Mittelafrika im einzelnen ist. Die Reichslagskommission für den Hausierhandel ließ ihre Sitzung am 1. Mai mit Rücksicht auf die sozial demokratische Maifeier ausfallen. Es war das die erste offizielle Teilnahme einer Körperschaft der deutschen Volks vertretung an dem sogenannten Weltfeiertage. Die sozial demokratischen Anträge auf Ausfall der Sitzungen in den übrigen Kommissionen und im Plenum waren glatt abge lehnt worden. Vas Gesamtergebnis des wehrbeikrages wird von einer dem Reichsschatzamt nahe stehenden Seite auf min desten 1200 Millionen Mark geschätzt, also auf 200 Millionen mehr, als der Voranschlag angenommen hatte. Mit der Zustellung der Veranlagungsbeschetde ist in Preußen mit dem Anfang dieser Woche begonnen worden. Die Zahlung des ersten Drittels des Wehrbeitrages wird danach im August zu leisten sein. In anderen Bundesstaaten verzögert sich der Termin, so daß eine genaue Aufstellung des Ge- samtaufkommens erst im Herbst d. I. möglich sein wird. Das Wehrbeilragsergebnis Vadens ist mit 30 Millionen Mark noch hinter der vorsichtigen Schätzung deS Finanzministers des Großherzogtums um fünf Millionen zurückgeblieben. Daß in Baden im Gegensatz zu ander wärts bei Veranlagung zum Wehrbeitrag fast jede Über raschung ausgeblieben ist, hängt damit zusammen, baß das dortige Finanzministerium erst vor zwei Jahren einen Generalpardon für Steuerhinterziehung gewährt hat, und daß die Steuerbehörden seit der Einführung der badischen Einkommensteuer vor 32 Jahren aus der Bevölkerung herausholen, was innerhalb der Grenzen des Gesetzes mög lich und zulässig ist. Zur verurtoitung der deutschen Luflschiffer in Perm. Die Kautionen für die verurteilten Deutschen in Perm im Gesamtbetrags von 13800 Mark ist von Sport- Vereinen und Angehörigen der Verurteilten bereits aufge bracht worden. Nach Hinterlegung der Kaution werden die Deutschen zwar für einige Zeit freiaelassen, stehen aber unter russischer Polizei-Aufsicht. Die russische Botschaft in Berlin, der man die Kaution übergeben wollte, verweigerte die An nahme und verwies die erschienenen Herren an das Gericht in Perm. — Das Artelt hat auch in Frankreich peinlich berühr», was bei dem Sportsenthusiasmus der Franzosen verständlich ist. Und Frankreich war in der Behandlung über die Grenze getriebener deutscher Lustschiffer stets höf lich, Verurteilungen sind überhaupt nicht vorgekommen. „Gil Blas" wirst Rußland „eine kleinliche und ungeschickte Politik der Nadelstiche vor", die mit dem Urteil von Perm begangen worden sei. England und die Weltausstellung von San Aran- risko. Nackidem kick Hnnon bereit erklärt bad die Welt- Iw Lanas äsr Scbalü. Roman von Egon Rotenfels. 37 Es gehörte wirklich die ganze Zähigkeit eines Cha rakters, wie der Körtings war, dazu, um einen solchen Zu stand auf die Länge der Zeit zu ertragen. War das denn ein Leben, war das eheliches Glück ? Scheu wich die Baronin vor jeder nicht durch der Konvenienz gebotenen Begegnung mit ihrem Gemahl zurück und die Kammer jungfer erzählte ost genug dem Diener, wie sie noch spät in der Nacht, lange nachdem sich die gnädige Frau zur Ruhe begeben hatte, Weinen und Schluchzen aus ihrem Schlafgemach gehört habe. Vor einundeinhalb Jahren war Körting nach Willin gen zurückgekehrt, um dort seinen ständigen Wohnsitz zu nehmen. Anfangs war man wohl erstaunt gewesen, daß er gerade Willingen zu seinem Aufenthalt gewählt habe, wo er doch dem Schauplatz jener Vorgänge so nahe war, doch hatten sich die Gemüter schnell wieder beruhigt. Was war denn auch weiter? Gertrud Walberg war ja nun seine Frau; sie hatte einfach dem reichen Freier den Vorzug gegeben; das kam ja oft vor, und hatte sich in der Zwischenzeit mehr als einmal in anderen Familien wiederholt, was war also darüber noch weiter zu reden? Wirklich schien Gertrud seit ihrer Rückkehr nach Wil lingen etwas heiterer geworden zu sein; wenigstens schien das so in dem Verkehr mit Oswald und Emma, den sie ! fleißig unterhielt und der offenbar günstig auf ihre Stim mung wirkte. Oft kam sie herüber nach Schönberg, um im Kreise der kleinen Familie einen Nachmittag zu ver bringen; stets jedoch kam sie allein, ohne ihren Gemahl, mit welchem Oswald seit jenen Vorgängen in einem ge- spanuten Verhältnis stand. Der durchaus offene und ehrenhafte Charakter Oswalds konnte dem Baron jenen streich, welche« dieser seinem Freund Hohlfeld gespielt, auSstellung voll SSn'Franzlsko im Jahre 1015 zu beschicken, ist auch in England der Wunsch einer Beteiligung an der Ausstellung wieder rege geworden. Am DienStag wird Premierminister Asquith eine Deputation empfangen, dis aus UnterhauSmitgliedern aller Parteien besteht, und dis ihm ein Gesuch unterbreiten wird, daß England an der Panamaausstelluna in San Franzisko im Jahre 1915 offi ziell teilnehmen soll. Ob die Regierung ihren bisherigen ablehnenden Standpunkt aufaeben wird, bleibt abzuwarten AnaSttge Sorge. Nach Wiener Meldungen ver „Dost. Ztg." find die russischen Diplomatenkreise sehr besorgt wegen der Wendung, die die türkisch-griechische Frage annimmt, da Griechenland angeblich eine Blockade der Dardanellen be absichtigt, um die Türkei zur Nachgiebigkeit in der Jnsel- frage zu bewegen. Das hieße die Lunte an das Pulverfaß legen; dazu wird sich Griechenland nicht verstehen. Aus Paris. In ganz Frankreich entfalten die radi kalen Parteien, die bei der Hauptwahl nicht besonders gün stig abjchnitten, eine gewaltige Agitation, um aus den am Sonntag stattfindenden 251 Stichwahlen möglichst großen Gewinn davonzutragen. Die radikalen und sozialistischen Parteien kämpfen gegen die Konservativen und die ge mäßigten Republikaner in so heftiger Weise, daß es aller Voraussicht nach am kommenden Sonntag sehr viel lebhafter zugehen wird, als bei der Hauptwahl am Sonntag vor acht Tagen. In Albanien sind durch die unerwartete Einnahme der Stadt Kolonia durch die aufständischen Epiroten aufs neue ernst« Schwierigkeiten eingetreten. In Durazzo herrsch! große Erregung. Es fanden Umzüge statt, wobei patrio- iische Reden gehalten wurden, in denen gegen diese Vor- kommnifle heftig Einspruch erhoben und Rufe gegen Griechen- !and ausgestoßen wurden. Am Sonntag wurde eine Ver sammlung gegen die an den Albanesen verübten Greueltaten »bgehalten. In ganz Albanien herrscht Kriegsstimmung, und überall wird der Ruf nach Vergeltung laut. Die epirotischen Aufständischen sollen nach der Ein nahme Kolontas schlimmer als die Vandalen gehaust, Frauen und Kinder hingemordet und die Stadt in Brand gesteckt haben. Obwohl die Epiroten über zahlreiche Kanonen und Mitrailleusen verfügten, hätten sie Kolonia nicht er obert, wenn die dortige Garnison nicht infolge der Absen kung zahlreicher Mannschaften zur Verstärkung der Gen darmerie von Koritza stark geschwächt gewesen wäre. — Die albanische Regierung, die den Epiroten so weit entgegen- gekommen war, wie sie es nur immer mit der beabsichtigten, sehr liberalen Verfassung des Landes vereinbaren konnte, ist laut „Tag" jetzt fest entschloßen, ihren Standpunkt zu wahren und trifft alle Vorbereitungen, mit bewaffneter Macht gegen die Epiroten vorzugehen. Man verkennt in Durazzo die Schwierigkeiten kriegerischer Verwickelungen mit den Epiroten wegen deren Rückwirkung auf Griechenland nicht und würde daher eine friedliche Lösung umziehen, bezeichnet jedoch ein weiteres Nachgeben als unmöglich. Lenken die Epiroten nicht ein, denen alle berechtigten Zugeständnisse gemacht vorden sind, dann ist ein Blutvergießen unvermeidlich. Waffenruhe in Amerika. Die Unionsregierung hat mit Huerta und den Rebellew führern ein Abkommen getroffen, wonach während der Ver mittelungsaktion der drei großen südamerikanischen Repu bliken Waffenruhe zu herrschen hat. Die Rebellenführei Carranza und Villa erklärten dagegen, daß sie gegen Huerta die Feindseligkeiten mit Aufbietung aller Kraft fortsetzen würden, um den Usurpator auf dem mexikanischen Präsidentensessel so bald wie möglich zu beseitigen. Klar und ehrlich ist diese Politik nicht, scheint dessen ungeachtet aber die Billigung der nordamerikanischen Regierung zu finden. An amerikanischen Wachen soll in Veracruz von Mexi kanern laut „B. T." ein Meuchelmord verübt morden sein. Es sollen amerikanische Schtldwachen rücklings erschossen und zwanzig der Tat verdächtige Mexikaner darauf füsiliert worden sein. Die Meldung stammt aus Mexiko und beruht kaum auf Tatsachen. In der Hauptstadt Mexiko herrscht noch Ruhe. Ein Aufstand ist auch unwahrscheinlich, obwohl sich 90 000 Arbeiter waffen- und führerlos in der Stadt auf halten. Die Gerüchte, Huerta beabsichtige abzudanken, werden von verschiedenen Seiten übereinstimmend für grundlos erklärt. Ryans Freilassung. Der Amerikaner Ryan, der als Vertreter Les Roten Kreuzes bei Len Truvoen Carranza- nicht vergessen; soviel Mühe er sich auch gab, dem Baron bei Begegnungen, die sich bei der Eutsnachbarfchast nicht vermeiden ließen, höflich und freundlich zu begegnen, es gelang ihm schlecht, seine Antipathie gegen Körting ganz zu verbergen. Das entging letzterem nicht, und so ver mied er es selbst soviel als möglich, mit Oswald zusam menzutreffen. An einem besonders heiteren Nachmittage in der er sten Hälfte des Monats August saß Emma in der Ve randa, die sich rings um das einfache aber behagliche Wohnhaus ihres Gatten hinzog. Das Haus war nichts weniger wie komfortabel, wenigstens seines äußeren An sehen nach. Die früheren Pächter des Gutes mochten wohl einfache Leute gewesen sein, deren praktischer Sinn wenig Geschmack an dem Komfort des Lebens gefunden hatte. Um so behaglicher, behaglich, das war der richtige Ausdruck dafür, hatte Emma es verstanden, sich die in neren Wohnräume auszustatten, und der Eindruck den die aus den wilden Weinranken hervorlugenden, mit blen dend weißen Vorhängen aus gestatteten Fenster machten wurde noch erhöht, wenn man die Zimmer selbst betrat. Da fehlte nichts, was zu der Ausstattung eines gut situ ierten Gutsbesitzers, und das war Oswald ja jetzt gewor den, gehört. Frei von aller Ueberladung heimelte den Fremden sogar schon jedes Plätzchen der mäßig großen Wohnung an, und überall schaute jene harmonische Stim mung heraus, die uns Wohnräume sofort bekannt und vertraut erscheinen läßt, auch wenn wir zum erstenmal in ihnen weilen. Ihr Lieblingsplätzchen zur Sommerszeit war freilich die Veranda, dort saß sie auch heute in dem bequemen Schaukelstuhl zurückgelehnt und ließ sich von ihrem Bu ben, dem die Sache unendlich viel Vergnügen zu machen schien, hin- und herschaukeln. Schwer wurde es dem kleinen Schelm freilich den schweren Stuhl in Schwin gen zu versetzen, und, die prächtigen Pausbacken waren > tätig gewesen MS von HMrtaleuM gefangen grnMMest worden war, sollte hingerichtet werden. Nachdem von amerikanischer und englischer Seite eiue halbe Million Löse geld angeboten worden war, verfügte Huerta die Freilassung RyanS und verbürgte sich für dessen sichere Fahrt nach Veracruz. In Mexiko nahm der Minister deS Auswärtigen Royas seine Entlassung, weil daS Kabinett seinen Vorschlag, eine Kommission zu Friedensoerhandlungen nach Washington zu entsenden, ablehnte. Kus cten Parlamenten. Der Deutsche Reichstag, der vorher den internatio nalen Vertrag über den Schutz des menschlichen Lebens aus See in allen drei Lesungen angenommen und auf eine kurz« Anfrage von der Regierung die Versicherung erhalten hatte, daß bei dem 143. Regiment in Straßburg keine Todesfälle und Selbstmorde infolge anstrengender Felddtenstübungen vorgekommen seien, hielt am Sonnabend nur eine ganz kurze Sitzung ab, da eine große Zahl seiner Mitglieder sich mittags nach Hamburg begab, um einen Besuch an Bord Les neuen und größten Dampfers der Hapag „Vaterland" abzustatten. In dieser wurde nach debatteloser Erledigung von Rechnungssachen und Petitionen das Rennwettgefetz in erster Lesung beraten und einer Kommission überwiesen. Schatzjekretär Kühn begründete die Vorlage, die eine uner freuliche Erscheinung im deutschen Volksleben, die Wett leidenschaft, beseitigen solle, da das Totalisatorgesetz vom Jahre 1905 die erstrebte Wirkung nicht voll erzielt hätte. Die Regierung erwartete aus dem Gesetze etwa 15 bis 20 Millionen Mark an Reichseinnahmen. Abg. Franck (Sozdem.) billigte den Grundgedanken der Vorlage, fragte aber, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen habe. Abg. Erzberger (Ztr.) warnte nach den Erfahrungen mit dem Totalisatorgesetz vor zu hohen Erwartungen auf den finanziellen Erfolg des neuen Gesetzes. Abg. Neumann- Hofer (Vp.) wünschte, daß die Wettseuche nach Möglichkeit eingedämmt und die heimische Pferdezucht gehoben würde. Abg. Flemming (kons.) hielt den Entwurf für den besten Weg, um das Wetten in geregelte Bahnen zu leiten. Abg. Seyda (Pole) hielt gleichfalls die Eindämmung der Wett seuche für die Hauptjache. Abg. Arendt (Rpt.) schlug vor, die Erledigung der Vorlage bis zum Herbst zu vertagen. Darauf ging der Entwurf an eine Kommission. Montag: zweite Lesung der Konkurrenzklausel-Vorlage. Vas preußische Abgeordnetenhaus setzte am Sonn abend die Beratung des Kultusetats beim Kapitel „Univer sitäten" fort. Anträge auf Schaffung eines Lehrstuhls flir Tropenpathologie und eines Ordinariats für prähistorische Forschung wurden der Budgetkommission überwiesen. Das Kapitel wurde erledigt. Das Haus war so schwach besetze, daß Zweifel darüber entstanden, ob eine Jnangrtffnahms, des wichtigen Kapitels „Höhere Lehranstalten" tunlich seit« Die Weiterberatung wurde auf Montag 11 Uhr vertagt. Aus aller Welt. Eln schwäbischer Lehrer ersticht einen älteren Kollegen. In Ellwangen (Württemberg) geriet der 20 Jahre alte Unterlehrer Kirchmeier mit dem ungefähr 60 Jahre alten Oberlehrer Kienzler in Streit. Kirchmeier feuerte auf den älteren Kollegen einige Revoloerschüsse ab, die jedoch fehl gingen. Sonderbarerweise begaben sich beide Männer zur Wohnung des Oberlehrers, wo der Zank fortgesetzt wurde, ver junge Lehrer griff hier zum Messer und brachte Kienzler 16 Stiche bei. Blutüberströmt brach der alte Lehrer zusammen. Der Täter flüchtete. Die „Schiffsleichen-, d. h. treibende Wracks, gehören, zumal im Sturm, zu den schwersten Gefahren der Seefahrt. In der Nordsee stieß der Hamburger Dampfer „Dollart" mit einem Wrack zusammen. Das Vorderschiff des „Dollart" wurde vollständig aufgerissen-, der Dampfer sank innerhalb weniger Minuten. Zwei Maschinisten konnten den Dampfer nicht rechtzeitig verlassen und wurden mit in die Tiefe ge rissen. von der Roosevell-Expedition wird gemeldet, daß Roosevelt schwer erkrankt ist; er hatte Fieber zu überstehen, und ist zurzeit so schwach, daß er getragen werden muh. Die Expedition, deren geographische Aufgabe die Erforschung des Amazonenstromgebietes war, hatte schwere Strapazen hochgerötet, nicht nur von der Lust des Spieles, sondern auch von der ungewohnten Anstrengung. Ein liebliches Bild war es, Mutter und Sohn in so harmlosem Tun zu beobachten. Der Kleine war aber auch ein Staatsjunge, blonde gekräuselte Locken ringelten sich um den Kopf, aus welchem ein Paar blaue, strahlende Augen schelmisch hervorlachten zur innerlichen Freude der überglücklichen Mutter. Plötzlich hielt der Kleine in seinem Spiele inne und eilte zu der Freitreppe, die von der Veranda hinunter in den Garten sührte. „Was hast Du, Walter?" rief Emma besorgt aus, ihn ängstlich mit ihren Blicken verfolgend und besorgt, er könne die Stufen hinuntergleiten. „Komm her, mein Goldjunge, komm zur Mama." Wer aber nicht hörte, war Walter. Gespannten Au ges lauschte er hinunter in den Garten, so daß auch Em mas Aufmerksamkeit rege wurde. „Was hast Du denn?" sragte sie, von ihren Sitz sich erhebend und auf die Freitreppe zuschreitend. Da nahte sich des Rätsels Lösung; jubelnd schrie der Kleine auf und lief, so schnell ihn seine kleinen Beine tragen konnten, rasch hinunter in den Garten, dem Papa entgegen, der eben aus einem von Gebüsch verdecktem Gange hervortrat. Jubelnd nahm auch Oswald den Buben auf den Arm, herzte und küßte ihn mit vor Vaterstolz leuchtenden Augen ab und setzte ihn dann aus die Schulter, um im rasenden Laufe zu Walters höchster Befriedigung mehrere Male mit ihm um das Blumenbeet herumzujagen, das aus sorgfältig geschorenem Rasen heraus sich zu Füßen der Veranda präsentierte. Endlich kam er herauf und warf sich nach Mem rin gend in einen Sessel. „Puh, das hat warm gemacht, wärmer als mancher Manöverritt," sagte er.