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Rabenauer Anzeiger : 04.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191404041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140404
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-04
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Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Politische Rundschau. Eine Lösung Ser epirotischen Krisis erwarten Athener Blätter von Kaiser Wilhelm während des Korfuer Aufenthaltes des Monarchen. Die Blätter meinen, der deutsche Kaiser sei der geborene Vermitteler, da er der Schwager des Königs von Griechenland ist, und da der Fürst von Albanien ein deutscher Prinz ist. Selbstverständ lich befinden sich die modernen Griechen mit dieser Er wartung auf dem Holzwege. Kaiser Wilhelm hat nicht einmal, sondern schon wiederholt erklärt, daß ihm nichts ferner liege, als sich in die inneren Angelegenheiten fremder Staaten einzumijchen. An den Vorgängen im südlichen Albanien aber haben der Kaiser und das Deutsche Reich nur ein mittelbares Interesse. Die epirotische Frage ent hält so große Schwierigkeiten, daß sie nur durch das ein mütige Vorgehen aller Großmächte gelöst werden kann, wenn die beiden unmittelbar beteiligten Staaten, Griechenland und Albanien, sie nicht auf dem Wege gütlicher Verständigung aus der Welt schaffen. Mit der Aufhebung der Zollerleichkorungen für frisches und gefrorenes Fleisch, das die Städte aus dem Auslande für eigene Rechnung einführten und zu ange messenen Preisen an die Verbraucher abgaben, erlischt eine Einrichtung, die seit dem Herbst 1912 bestand und am 31. Januar v. Js. bis zum 31. März 1914 verlängert wurde. Es handelte sich damals, wie regierungsseitig ausdrücklich hervorgehoben wurde, um eine Notstandsmaßnahme, da in folge der Dürre des Sommers 1911 der deutsche Viehstand zurückgegangen und das Fleisch dementsprechend im Preise gestiegen war. Inzwischen haben wir zwei gute Ernten und infolge davon eine ansehnliche Steigerung der Vieh haltung zu verzeichnen gehabt, mit der Hand in Hand auch die Fleischpreise etwas zurückgegangen sind. Wenn das Fleisch nicht entfernt um so viel billiger geworden ist wie das Schlachtvieh, so liegt das vornehmlich an dem Zwischen handel, der sich in dieser Beziehung namentlich in den Großstädten auf das unliebsamste bemerkbar macht. Die Möglichkeit, daß der Zwischenhandel die Aufhebung der Zollerleichterung für Auslandsfleisch zum Anlaß neuer Preistreibereien machen wird, ist keineswegs ausgeschloffen obwohl zu solchen durch das jetzige Erlöschen der regierungs seitigen Zugeständnisse kein tatsächlicher Grund geboten ist. Das von den Städten aus Rußland usw. bezogene frische Fleisch stellte sich trotz der Zollermäßtgung nicht so billig wie man erwartet hatte, und fand auch unerwartet geringen Absatz; es schmeckt nicht. Die Städte machten teilweise ein so schlechtes Geschäft, daß sie den Verkauf einstellten. Der erste Flugplatz in den deutschen Kolonien ist in Karibib errichtet worden, Schuppen und Reparaturwerk stätten sind vorhanden. In Deutschsüdwestafrika sollen be kanntlich größere Fliegerexpeditionen in diesem Sommer stattfinden, das Reich hat seine Unterstützung geliehen. Die Versuche, die unsere Flieger dort unten ausführen sollen, erstrecken sich laut „Magd. Zig." in der Hauptsache auf militärische Aufklärungsflüge und Beförderung von Postsachen in das Innere des Landes. Eine sehr wichtig« Frage ist der Transport von Ärzten in Krankheitsfällen. Mit Hilfe des in den Kolonien viel verwendeten Helioskops wäre es beim Luftverkehr möglich, den Arzt binnen wenigen Stunden nach entfernten Ortschaften zu bringen, während er auf dem Landwege unter Umständen mehrere Tage brauchen würde. Die wichtigste Aufgabe jedoch, die die Flugzeuge auszuführen haben werden, wird der Transport von Diamanten sein, den die Regierung künftig auf dem Luftwege ausführen will. > Di« Protestversammlung de« Goelhe vundes gegen die GewerbeordnungS-Novelle, die aus Gründen des Jugend schutzes der Polizei ein größeres Aufsichtsrecht über die buchhändlerischen Erzeugnisse gibt, ist, das werden selbst die Anhänger des Bundes zugeben müssen, ein Schlag ins Wasser gewesen. Allgemein sagt man, daß eS noch keine - Gefährdung deutscher Kultur ist, wenn bestimmte „Künstler"- ! Postkarten aus Lem Handel verschwinden. Die „Magd. ' Ztg." beispielsweise schreibt über Lie Goethebund-Versamm- lung: „Uns scheint, daß, selbst wenn man von den unge- j beuerlichen Übertreibungen und Entstellungen absteht, die sich ! fast samUlche Redner zuschruoen kommen ließen, dennoch ein« > derartige „Protestoersammlung" einen Don Quixote-Kampl Larstellt, der schwerlich geeignet ist, den gesunden Absichten, i die ihr etwa inne wohnen, neue Anhänger zu gewinnen." Im Saline äsr Sckalck. Roman von Egon Rotenfels. 18 Lisbeth war heute in ihrem Elemente; so war sie noch nie umflattert, solche Tribute der Galanterie waren ihr noch nie entgegengebracht worden, sie war, dos merkte sie wohl, nachdem Gertrud durch die plötzliche Abreise ihres Bräutigams vereinsamt und in den Hintergrund ge schoben war, die Königin des Festes geworden, und da rüber empfand sie ungemeine Befriedigung. Gertrud fühlte sich wirklich einsam; hatte sie auch mit der glücklichen Gabe der Jugend einen Augenblick zu ver gessen vermocht und es versucht den Freuden des Festes ganz und voll sich hinzugeben, so überkam sie doch ein so trübes, banges Gefühl, daß sie am liebsten ihm nach geeilt wäre den das Dampfroß so weit weg von ihr trug. In solcher Stimmung schien ihr die Lust des Ball saales unerträglich; sie verließ daher unter dem Vorwande, die Tante suchte sie» den Kreis der heiter plaudernden jungen Mädchen und gelangte, wie sie glaubte, unbemerkt durch den Korridor und über die Hintere Treppe hinauf in das Schlafzimmer, das für diesen Abend in einen Garderobenraum verwandelt war. Hier zwischen den Pelzen, Mänteln und Plaids, de ren Besitzer unten im Ballsaal sie mit ihrer lauten Fröh lichkeit störten, konnte sie ihren Gedanken nachhängen, ihren Gedanken an ihn, an dessen Seite sie gehofft hatte, an diesem Abende zu glänzen, doch auch nicht einmal diesen kleinen Triumph hatte ihr das Schicksal gönnen wollen, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Wenn Gertrud geglaubt Hatte, ihr Entweichen aus dem Ballsaale sei unbemerkt geblieben, so hatte sie sich doch getäuscht; zwei Augen waren ihr, wie am ganzen Abend so auch in dem Moment gefolgt, als sie den Saal verließ. Körting, der. wenn er auch nicht mehr zu den — Deutschland vlkket ad. An ber Newa ist man augen blicklich sehr stolz: die deutsche Regierung hat wegen der Verhaftung deS Kapitäns Poljakow in Köln ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht und mitgeteilt, daß die Beamten, die sich eines Versehens schuldig gemacht hätten, bestraft werden wurden. Poljakow war bekanntlich in den bei einem russischen Offizier einfach unerhörten Verdacht geraten, ge stohlen zu haben. Da sich der Verdacht als unbegründet herausgestellt hat, war eS selbstverständlich, daß die deutsche Regierung in höflicher Form ihr Bedauern ausdrücken würde. Aber die Übereilung war durchaus nicht nötig. Noch läßt man unter nichtigen Vorwänden den deutschen Freiballonfüyrer Berliner in Perm schmachten, noch ist von deutscher Seite nichts geschehen, um dem von den Ruffen beabsichtigten wirtschaftlichen Ruin des Mannes entgegenzu arbeiten. Vie Ausgabe ber bayerischen Königs marken in München hat sich in ruhigen Grenzen vollzogen. Es hat nirgends zersplitterte Fensterscheiben, zerrissene Kleider oder blaue Flecken gegeben, wie das früher, besonders im Juni 1911, vorgekommen ist. Ein sehr gutes Geschäft hat die Post durch die Spezialsammler gemacht, die für Sammel- zwecke gleich ganze Bogen mit den verschiedenen Walzen nummern kauften. Weniger kaufkräftige Sammler erstanden sogenannte Biererblocks mit den Walzennummern; aus dieser Sammlerspezialität, die philateltstisch nicht ohne Interesse ist, wird die Post noch manche hübsche Nebeneinnahme erzielen. Lückenlose Sammlungen der Plattennummern der Regentenmarken haben heute bereits hohen Sammlerwert. 2m Zeichen des Verkehrs. Der 1. April hat wichtige Neuerungen auf dem Gebiet des postalischen Welt verkehrs gebracht. Die Fernsprechleitung Berlin—Mailand, die ein 3 Minuten-Gespräch zu dem verhältnismäßig billigen Preis von 4 Mark vermittelt, vervollkommnet das Telephon- Netz, das Berlin schon mit Paris, Wien, Petersburg, London und Kopenhagen verbindet. Für Lie Geschäftswelt sind besonders die sogenannten Wochentelegramme wichtig, die im Verkehr mit Togo, Kamerun, Deutschsüdwestafrika, Nordamerika, Kanada, Argentinien, Chile und Peru zuge- laffen worden sind. Die Wochentelegramme werden zu einer wesentlichen Gebührenermäßigung — bis zu einem Viertel der vollen Gebühr — von Sonnabends Mitternacht ab befördert und am Dienstag oder Montag am Bestim mungsort bestellt. Frankreichs Chauvinisten sind über die jüngsten Skandalaffären in der Republik, Rochette-Untersuchung, Calmette-Attentat usw., tief betrübt, weil sie von diesen Er eignissen und Enthüllungen ungünstige Eindrücke auf das befreundete England und das verbündete Rußland be fürchten. Namentlich die Beziehungen zum Zarenreiche haben nach ihrer Meinung bereits merklich gelitten. Wenn die russische Regierung, so sagte den Blättern zufolge ein hervorragendes Mitglied der französischen Kolonie in Petersburg, sich kürzlich beeilt hat, Len französischen For derungen in der Putilow-Angelegenheit zu willfahren, und wenn sie Deutschland gegenüber eine Sprache geführt hat, die man nicht mehr gewohnt war, so ist dies darauf zurück zuführen, daß man in dem Dreijahrsgesetz ein erfreuliches Anzeichen für die Wiederkehr des nationalen Geistes Frank reichs erblickt. Die Enttäuschung Rußlands auf Grund der jüngsten Ereignisse ist deshalb um so größer gewesen. Das Vertrauen zu Frankreich ist wieder gesunken und die russische Regierung beginnt, ein freundlicheres Verhältnis zu Deutschland wiederherzustellen. Man ersieht aus diesen Bekenntnissen einer schönen Seele, mit welcher Beflissenheit Frankreich das verbündete Rußland in einen Krieg gegen Deutschland hineinzutreiben sucht. Der gute Einfall des englischen Premiers Henry Asquith, dem innerpolitischen Wirrwarr, der zum Rücktritt deS Kriegsministers Seely und des beliebten Feldmarschalls French führte, durch die Übernahme des Kriegsportefeuilles ein Ende zu machen, hat die liberalen Regierungsfreunde entzückt. Sie meinen, daß dank der, wenn auch nur vor läufigen, Vereinigung der Posten des Premier- und des Kriegsministers nicht nur der schwebende Konflikt zwischen Offizieren und Regierung beigelegt, sondern daß auch bis zur Durchführung des Homerulegesetzes die Gefahr der Wiederholung derartig unliebsamer Vorkommnisse beschworen werden würde. Die Offiziere müßten jetzt erkennen, daß sie mit dem Kriegsminister der gesamten Regierung zu gehorchen batten. Ob sich die Sache wirklich so einfach gestalten wird. ganz jungen Herren zu rechnen war, dennoch feinen Pflich ten als Tänzer und Gesellschafter, mit einer wahren Selbst- verachtng nachkam, hatte seine Aufgabe, Gertrud zu be hüten und zu bewachen, insofern treulich erfüllt, als erste nicht aus den Augen ließ und alle ihre Schritte genau kontrollierte; mit ihr selbst hatte er nicht getanzt, doch beobachtete er scharf, an wen sie ihre Tänze vergab. Kurz vor Mitternacht hatte er im Vorsaal einen Die ner des Hauses angetroffen, der, einen Brief in der Hand, den Ballfaal zu betteten zögerte. Durch eine geschickte Wendung war es Körting gelungen, die Adresse zu er haschen; der Brief war an Gertrud adressiert und hastig nahm er denselben dem Diener ab, mit der Bemerkung er werde den Brief der jungen Dame zustellen. Mitter nacht war längst vorüber, das neue Jahr war von der Gesellschaft mit Jubel begrüßt worden und noch immer hatte Körting gezögert, Gertrud den Brief zu übergeben; da, als er sie den Saal verlassen sah, benutzte er die Ge legenheit, ihr zu folgen, und so trat er denn bei ihr ein, den Brief noch sorgfalltig in der Brusttasche seines Fracks verborgen hallend. Das Zimmer, nur von einer Lampe matt erleuchtet, lag im Halbdunkel und so konnte ein unbefangener Be obachter es für wahrscheinlich halten, daß Körting die in einem Schaukelstuhl zurückgelehnte Gertrud nicht bemerkte; wenigstens tat er so und rief, plötzlich stutzend in erstaun tem Tone aus: „Was sehe ich, Fräulein Gertrud, mein Schützling hier ? Was in aller Well tun Sie hier in die ser Einsamkeit, wo man sich unten in heitester Gesellig keit tummelt?" Gertrud lächelte trüb und fragte mit tränenerstickter Stimme: „Hätte ich denn wirklich gar keinen Grund, Herr Baron, mich in mich selbst zurückzuziehen? Denken Sie doch, mein armer Arthur." „Arthur, immer wieder Arthur!" rief Körting fast hef tig und warf einen glühenden Blick auf das junge Mäd- wie eS dke Freunde des Herrn Asquith gliwven, vteiot jeden falls abzuwarten. Noch weniger gewiß ist es, ob Asquith, der sich infolge der Übernahme Les Krtegsmtnisteriums einer Neuwahl in seinem Wahlkreise East Fife zu unterziehen hat, dort auch den Sieg daoontragen wird. Der Wahlkreis ist zwar seit vielen Jahren liberal vertreten gewesen, hat aber jedesmal dann einen merklichen Rückgang der liberalen Stimmen er kennen lassen, wenn Las Selbständigkeitgesetz für Irland in dem Wahlprogramm irgendwie hervortrat. Jetzt bildet eS die ausschließliche Wahlparole, so daß Überraschungen nicht ausgeschlossen sind. Da sich aber zur Unterstützung deS Kabinetts in dem Kampfe gegen die unbotmäßigen Offi ziere die liberale und Lie Arbeiterpartei zusammenge« geschlossen haben, so ist ein Wahlsieg Asquiths doch wohl Vas wahrscheinlichere. Herber» Henry Asquith wurde im September 1852 in Morley in Schottland geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums seiner Vaterstadt studierte er in Oxford Juris- prudenz und ließ sich als Rechtsanwalt nieder. Im Jahre 1877 vermählterer sich mit Helen Melland, der Tochter eines reichen Industriellen in Manchester. Nach dem Tode seiner ersten Frau ging er 1894 eine zweite Ehe ein mit einer adeligen Dame Margaret Jmmant. 1886 wurde er zum ersten Male in das Unterhaus gewählt. Dort machte er sich bet Gelegenheit der Parnell-Kommission bemerkbar. 1890 berief ihn der alte Gladstone als Staatssekretär in LaS Ministerium. Während der konservativen Regierung in den Jahren 1895 bis 1906 betrieb Asquith wieder seine Anwalts praxis, um danach zunächst Schatzkanzler und 1908 Premier minister zu werden. ruyich engttsqe Verhandlungen. Fürst Trubetzkoi, der Chef der Abteilung für den nahen Osten im russischen Auswärtigen Amt, nach London reiste. Anläßlich der politischen Verhältnisse wird der Reise große Bedeutung bei- gelegt, da augenblicklich in London ein Gedankenaustausch zwischen dem Dreiverband über die brennendsten Fragen der internationalen Lage stattfindet. Reisepläne des Präsidenten poincaree. Am Sonn abend begeben sich der Präsident der Republik Frankreich und seine Gemahlin zu längerem Aufenthalt nach der von ihnen gemieteten Villa Eze zwischen Nizza und Monte Carlo an der französischen Riviera. Nicht weit davon liegt auf italienischem Gebiete San Remo, tn dem Kaiser Friedrich als Kronprinz weilte und den Ruf auf den dmischen Kaiser thron erhielt. Der auf das Meer gerichtete Blick gewahrt die Küsten von Corsika, dessen Hauptstadt Djaccio Ler Ge burtsort Napoleon 1. war. Zweimal werden der Präsident und seine Gemahlin den Aufenthalt in Villa Eze unter brechen, einmal in der dritten Aprilwoche anläßlich des Be suches des englischen Königspaares und sodann um Lie Maimitte zum Empfange des Königs und der Königin von Dänemark. In der zweiten Julihälfte unternimmt der Präsident die Seereise nach Rußland zum Besuche des Zarenhofes und stattet auf der Rückfahrt in Kopenhagen Lem dänischen Königspaare seinen Gegenbesuch ab. Die Verhandlungen gegen Fran Caillaux, die Gattin des früheren französischen Finanzministers, die den „Figaro"«Direktor Calmette erschoß, sollen erst im Juni stattfinden. Die Anklage wird wahrscheinlich nicht auf Mord, sondern nur auf Totschlag lauten. Es müßte auch mit einem Wunder zugehen, wenn die Geschworenen der schönen Frau nicht mildernde Umstände zusprächen, so daß Frau Caillaux aller Voraussicht nach mit einer sehr geringen Strafe davonkommen wird. Ihr Verteidiger Labort hegt die besten Hoffnungen. Aus aller Welt. Verhaftung des Lübecker Brandstifters. Der Brandstifter, der im vorigen Jahre in Lübeck eine Anzahl Holzlagerplätze in Brand steckte und damit große Beun ruhigung hervorrief, ist in der Person des Arbeiters Jakob Schönemann verhaftet worden. In seiner Wohnung fand man ein ganzes Arsenal von Flaschen, die mit Petroleum und Benzin gefüllt gewesen waren. Schönemann stand schon einmal unter der Anklage der Brandstiftung, wurde jedoch aus Mangel an Beweisen freigefprochen. Der Tango Hal die Seiden-Industrie gehoben, so wird vom amerikanischen Markte gemeldet, und die Bot schaft wird auch von deutschen Landelsblättern eifrig nach» chen. Doch, wie sich besinnend und um den ungünstiger! Eindruck, den seine Worte sichtbar auf Gertrud gemacht hatten, zu verwischen, fuhr er sich mit dem Taschentuch über die Stirn, indem er mit ruhigem Ton bemerkte: «Beschäftigen Sie sich nicht so viel mit Arthur, Sie re gen sich dabei zu sehr auf, und das könnte Ihnen scha den!" und ärgerlich fuhr er fort: „Der alte Onkel konnte sich für seinen Heimgang wahrhaftig keinen unpassenderen Zeitpunkt auswählen!" Gertrud war viel zu sehr mit sich beschäftigt, sonst hätte sie den höhnischen Zug, der Körtings Lippen um spielte, merken müssen. „Was ich sagen wollte " fuhr dieser fort, „ich habe Ihnen etwas zu übergeben; soeben nahm ich einen Brief in Empfang, den ich jetzt ja an seine Adresse befördern kann." Hastig wandte sich Gertrud nach Körting um, der den Brief inzwischen aus der Tasche gezogen hatte; hastig er griff sie den Brief und las die Adresse sowie den Post stempel Aachen. „Ach, von meinem Bruder Richard! Das ist hübsch von dem guten Jungen, daß er mir we nigstens seine Neujahrsgrüße und so pünktlich sendet, da er leider verhindert war, diesmal selbst zum Feste nach Hohenau zu kommen!" In freudiger Bewegung hielt sie den Brief in ihrer Hand, und die noch vorhin so kommervollen Augen leuch teten auf als sie das Couvert öffnete und das Schreiben entfaltete. Da, ein gellender Schrei! Erschrocken wandte sich Körting, der abseits stehen geblieben, dem jungen Mäd chen zu. Da saß Gertrud, totenbleich und zitternd, die Augen auf des Bruders Brief geheftet. „Gott im Himmel!" schrie Körting, „was ist Ihnen Fräulein? Sie find nicht wohl, ich will sofort S«Ph» rufen!" „Lassen Sie, ich bitte Sie, rufen Sie niemand^ (Fortsetzung folgt.)
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