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Rabenauer Anzeiger : 14.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191403141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-14
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Politische Rundschau. Vas Programm da» »oloatalflaalssekrefärs. 8 Unsere Kolonien haben sich durchgesetzt, vergleicht man die parlamentarischen Kolonialbebatten Ler achtziger und neunziger Jahre mit den gegenwärtigen, dann merkt man Len Unterschieb. Von Kolonialskanbalen kein Wort mehr , dafür einmütige Anerkennung der wirtschaftlichen und polt« tischen Entwickelung unserer Schutzgebiete durch die Reonel aller bürgerlichen Parteien. Freilich hat auch daS Regiere« vom grünen Tische auS aufgehürt. Der „Kaufmann" Dern burg führte ein neues Verwaltungssystem ein, daS dessen Nachfolger, Staatssekretär Solf, beibehalten hat und erfolg« reich weiter entwickelt. Fand Herr Dernburg noch verein« zelten Widerspruch, so kann Herr Dr. Solf von sich sageh daß er der erste Leiter unserer Kolonialverwaltung ist, dem, von der selbstverständlichen Opposition der Sozialoemokrati« abgesehen, einmütige Zustimmung zuteil wird. Exzellenz Solf, der praktische Kolonialpolttiker, der lang jährige Gouverneur Samoas, der tief« und weitblickende Be sucher und Ergründer unserer afrikanischen Kolonien, versteht es aber auch prächtig mit dem gestrengen Reichstag fertig zu werden. Äon dem Grundsätze ausgehend, daß rückstchtS« lose Offenheit gegenüber der Volksvertretung und ein daraus beruhendes Vertrauensverhältnis zwischen Parlament und Regierung den Kolonien am besten zugute kommt, weiß et doch jeder Partei hinsichtlich ihrer Mitarbeit an dem Ge deihen der Schutzgebiete sowie ihrer LleblingSwünsche etwa! Angenehmes zu sagen. Das Bild, das der Staatssekretär von dem Zustand unserer Kolonien entwarf, war durchaus erfreulich, wobei besonders hervorzuheben ist, baß er daS früher viel ge schmähte Kamerun als bas aussichtsreichste unserer Schutz gebiete bezeichnete. Ganz ohne Zukunftsmusik geht eS bet der Betrachtung kolonialer Entwicklungsverhältniffe natürlich noch nicht ab. Die Voraussetzungen für die Zukunst»- Möglichkeiten sind insonderheit die Ermöglichung aus reichender Wasserversorgung und zweckentsprechenden Aus baues der Eisenbahnen. Bedenkt man, daß unsere kolonial« Arbeit noch kaum ein Menschenalter währt, so wird man zugeben dürfen, daß schon viel erreicht ist und daß bei mutiger und planmäßiger Fortarbeit unS noch schöne Erfolg« winken. De» 50. Todestages des Königs Mag 2. von Bayern — 10. März — ist von allen bayerischen Blättern gedacht worden. König Max 2., der am 28. November 1811 geboren wurde, strebte nach einer Einigung der deutschen Mittelstaaten unter Bayerns Führung. Kunst und Wissen- schäft wurden unter ihm sehr gefördert, München ward der Musensitz an der Isar. Der König hatte sehr viel Liebe im Volke, die sich in rührender Weise zeigte, als Ler Monarch an den Folgen einer Hautoerletzung erkrankte, die zu seinem Tode führen sollte. In allen Kirchen fanden Andachten statt. Eine große Menschenmenge ging in der Münchener Residenz ab und zu In den letzten Stunden hatte das Publikum ungehinderten Zutritt zu den Vorzimmern. Und ein rührender Zug ward offenbar. Es bestand damals vielfach die Meinung, daß eS für einen an Rotlauf oder ähnlich Erkrankten heilsam wäre, wenn eine Turteltaube in seine Nähe gebracht würde. So wurden mitten in der Nacht von verschiedenen Seiten Turteltauben in die Residenz geschickt. Verdruß in England. In englischen Jndustriekreisen lamentiert man darüber, daß die südafrikanische Regierung den Bauauftrag für 10 Lokomotiven der Firma Maffei in München zugewiesen hat. Vor einigen Wochen wurden von einer englischen Verwaltung Kleinbahnlokomotiven in Deutschland bestellt, auch damals war der Ärger groß. Die Bestellungen erklären sich dadurch, daß die englischen Firmen nicht so schnell wie die deutschen liefern können. Als neuester Kandidat für den Statthalter-Posten in Elsah-Lothringen wird von einzelnen Blättern Prinz Karl von Rattbor, ein jüngerer Bruder des Herzogs, Ober- Präsident von Westfalen, genannt. Vorher war der Prinz Regierungspräsident in Aurich und Polizeipräsident in Wiesbaden. Man rühmt ihm gesunden praktischen Sinn und Gewandtheit im politischen Verkehr nach. Rußland und Deutschland. Einige Petersburger Blätter verlangen, daß der deutsche Reichskanzler tn der VolksvertretuNa zur Widerleauna des viel besprochenen -«»-I»——-EM«—»-«,— Artikels der „Köln. Ztg/ ote Beziebungin Deutschlands und Rußlands als vertrauensvoll und freundschaftlich be zeichne. Da der Artikel des genannten Blatte- ausdrücklich als Prioatarbeit gekennzeichnet war, liegt zu solcher Er klärung kein Anlaß vor. Die Meldung der Wiener „Reichspost" von einer Zuspitzung der russisch-österreichischen Beziehungen wird halbamtlich für grundlos erklärt. An starken Rüstungen Rußlands ist dagegen nicht zu zweifeln, und wohin diese Rüstungen zielen, sagte soeben mit dankens werter Deutlichkeit das Organ LeS französischen General- stabeS, indem es schrieb: DaS russisch-französische Flottenab kommen von 1912 kann nur den Zweck haben, daS vereinte Vorgehen der beiden Nationen zur See an dem Tage zu bestimmen, wo sie infolge ihres Bündnisvertrages zu einem gemeinsamen Vorgehen veranlaßt würden. Line englische Regierungskrise erscheint unvermeid lich, da die konservative Partei auch die neue vom Premier minister Asquith soeben einaebrachte Vorlage über bt« Selbständigkeit Irlands ablehnt, obwohl diese die Ein führung von Homerule in dem protestantischen Ulster für di« nächsten sechs Jahre von einer Abstimmung der Ulster leute abhängig macht. Giolittis Rücktritt. Der Italienische Ministerpräsident Giollittt hat seine Demission in dem Augenblick gegeben, in dem ihm die Kammer mit gewaltiger Majorität daS Ver trauen in der lydischen Frage ausgesprochen hatte. Er wich den Angriffen der Radikalen, die nach der Macht streben und ihn bei der Erörterung der kirchenpolitischen Fragen in einigen Wochen gestürzt hätten. Mit seinem schon jetzt vollzogenen freiwilligen Rücktritt verhindert oder erschwert er doch einen Zusammenschluß aller radikalen Elemente und leistet so durch seine Demission dem Vater land« noch einen Dienst. Giovanni Giolitti, seit Jahren der populärste Mann Italiens, war im Oktober 1843 in Mondovi geboren worden, steht also im 71. Lebensjahre. Schon mit 23 Jahren war er Staatsanwalt, trat 26 jährig in das Finanzministerium ein, wurde 1882 Staatsrat und bald darauf Abgeordneter. 1889 übertrug ihm Crispi in schwerer Zeit daS Schatzamt. Im Mat 1892 Übernahm Giolitti zum ersten Male daS Mtnisterpräsidium und erfocht bet den Neuwahlen zur Kammer einen großen Sieg gegen die unabhängige Linke. Im November 1893 nahm Giolitti wegen heftiger Be kämpfung der von ihm eingebrachten Steuerreformen und Bankskandale seinen Abschied. Zehn Jahre später wurde er zum zweiten Male Ministerpräsident, nachdem er vorher unter Zanardelli daS Ministerium des Innern geleitet hatte. Im Dezember 1909 trat Giolitti zurück, um im März 1911 zum dritten Male Ministerpräsident zu werden und al» solcher seine Glanzperiode zu feiern. Die dritte Minister- Präsidentschaft Giolittis bleibt denkwürdig durch den Krieg gegen die Türket und die Einverleibung Lydiens. Orient. Fürst Wilhelm von Albanien tritt schon in den nächsten Tagen eine Reise an, um zunächst die alba» Nischen Küstenorte und Valona persönlich kennen zu lernen. Mukhtar Pascha, der Mann Rußlands, wird sich schnell tn die Geschäfte des Ministerpräsidenten einarbeiten. Essad Pascha soll Generaltnspekteur der zu bildenden albanischen Armee werben. — In der griechischen Kammer bemüht sich der Ministerpräsident Venizelos, die Opposition von der Notwendigkeit eines Verzichtes auf das nördliche EpirUS, daS zu Albanien geschlagen wurde, zu überzeugen. Er mußte dabet aber zugeben, daß er s. Z. die Bildung der ^heiligen Bataillone" in Nordepirus nicht gehindert habe. Starken Eindruck machte die Erklärung, daß Griechenland die Vorherrschaft auf dem Ägäischen Meere behalten werd« und Rußland seine Interessen vertrete. Kus äen Parlamenten. Der Deutsche Reichstag setzte am DienStag nach Er ledigung einer kurzen Anfrage wegen Berechnung der Kalt frachten die vorher begonnene zweite Lesung des Kolonial etats fort, in der Staatssekretär Solf sein Programm ent wickelt und dazu die Zustimmung aller bürgerlichen Parte en gefunden hatte. Abg. Schwarze (Ztr.) wies die grundlo en Angriffe des sozialdemokratischen Abg. Henke aus die Mis sionen zurück. Der Aufschwung unserer Kolonien sei zum großen Teil der Fürsorgetätigkelt der Missionen zu danken, die deshalb noch weit mehr gefördert werden müßten, als tzS bisher, geschehe. Kleine Ansiedelungen und Eingeborenen- Im Saune «isr Letrnlü. Roman von Egon Rotenfels. S „Wie, Du weißt nichts von der Gesellschaft, nichts von dem Besuche, der angekommen ist?" fragte Oswald. „Ja sag mir einmal, Du kleiner Einsiedler, hast Du denn Lisbeth heute und gestern nicht gesehen? Die spricht ja seit oierundzwanzig Stunden von nichts weiter als von dem zu envartenden Besuche, und macht ein Aufhebens, als wenn Seine Majestät selber käme!" „Ja, aber wenn Du so fortschwatzest, erfahre ich im mer nicht, wer eigentlich da ist." „Sollst Du auch nicht von mir erfahren, Du meine liebe Eva, denn neugierig bist Du doch. Komm mit hin unter und sieh selbst. Höchstens will ich Dir verraten, daß es zwei Herren sind, die den Tee mit uns nehmen wer den." Gertrud war in ihrer Verlassenheit doch nicht so ganz abgestorben für weibliche Eitelkeit. Mit allerliebster Der- legenheit fragte sie daher, von ihrer Arbeit aufstehend und die Staffelei zurückschiebend, indem sie ihr bescheidenes dunkles Wollenkleid, das sie von allen mit Vorliebe trug, betrachtete: „Kann ich denn so im Salon erscheinen?" „Sieh einer das eitle Göhr!" rief Oswald in seiner manchmal etwas derben Soldatenmanier und drohte ihr mit dem Finger; „aber komm nur, komm, Du siehst : allerliebst aus und brauchst keine andere Toilette. Lis beth freilich hat sich in feine Toilette geworfen, und ich will wetten darauf, sie hat ihre Zofe heute beim Anklei den zur Verzweiflung gebracht." So plaudernd hatten sie das jetzt schon im Dämmer licht liegende Schulzimmer verlassen, waren die breite Treppe hinuntergestiegen und standen jetzt vor der Tür des Zornschen Salons, aus welchem ihnen schon lebhafte Unterhaltung entgegentönte. Das „Schloß" Hohenau, wie es von den Gutsange hörigen genannt wurde, war ein weitläufiges, im Stil des vorigen Jahrhunderts gehaltenes Gebäude. Mitten iw Garten gelegen, stand es auf einer kleinen Anhöhe und enthielt in den auf drei Seiten von einer Terrasse umge benen Partien die Wohnräume der Schloßherrschast und unter diesen auch den Salon, der zu den schönsten Räu men des Hauses gehörte. Die Gesellschaft, die sich im Salon befand, bestand aus der Kommerzienrätin, einer schlanken, etwas kühl dreinschauenden Dame, doch von sehr distinguierter Hal tung und Toilette. Sie ruhte in einem Schaukelstuhl ne ben dem großen französischen Kamin, dessen Glut vorläu fig die einzige, aber recht trauliche Beleuchtung des schö nen, mit braunem Getäfel versehenen Gemach bildete Nicht weit vom Kamin war der Teetisch etabliert, mi dessen Arrangement Lisbeth beschäftgit war. Mit Eife widmete sie sich den Pflichten der Hausfrau, indem si geschäftig auf dem Teetisch herumhantierte und mit eine- gewissen Absichtlichkeit dabei ihre schlanken Hände zur Geltung brachte. Mit ihr im Gespräch stand Baron Kör ting, sich von Zeit zu Zeit an die Kommerzienrätin wen dend und sie in das Gespräch ziehend. An einem der breiten, mit herrlichen Gardinen ge schmücktem Fenster stand, halb von einem reizenden Blu menetablissement verdeckt, der Flügel; an ihm lehnte de Rittmeister von Hohlfeld, mit dem Rücken der Eingangs tür zugewendet, und betrachtete einen die Fensternische schmückenden Kupferstich, der ihn besonders zu interessieren schien. „Da seid Ihr ja endlich," begrüßte die Kommerzien rätin die Eintretenden, „warum ziehst Du Dich zurück, liebe Getrud; ich hatte vorausgesetzt, daß Du auch ohne besondere Aufforderung heute abend erscheinen würdest; es soll nachher ein wenig musiziert werden." Purpurglut übergoß Gertruds Wangen. Also darum , kulturen seien notwendig. Abg. Pckasche (nl.) wie» den sozialdemokratischen Vorwurf zurück, wir hätten dl« Unkultur nach Afrika getragen, wünschte, daß die einge- borenen Arbeiter auf den Plantagen angefiedelt und die sanitären Maßnahmen erweitert würden, uüd bezeichnete einen gewissen ArbeitSzwang als notwendig. Ab. Nau mann (Vp.) würdigte die kolossalen Diamantenerträge und den Bau der Tanganjtkabahn und beklagte die allzu starke Heranziehung der Eingeborenen zu Trägerarbeiten, Eisen- bahnbauten usw. Auch die alten Germanen, die den Acker von den Frauen bebauen ließen, hätten sich erst in Jahr hunderten zu den heutigen Sechstage-Arbeitern entwickelt. Abg. Noske (Soz.) führte die Besserung in den Kolo nien auf die scharfe sozialbemokratifche Kritik zurück. Die Sklavenhaltung sei ein Schandfleck und müßte so bald wie möglich beseitigt werden. Gefängnis und Prügel waren die ersten Kulturförberer, die man nach Afrika trug. In Ostafrika wurde im letzten Jahre die Prügelstrafe in 8057 Fällen verhängt. Sämtliche Resolutionen wurden ange nommen. Der Etat wurde genehmigt. Mittwoch 2 Uhr: Etats der einzelnen Schutzgebiete, Luftoerkehrsgejetz. Schluß halb 7 Uhr. Da» preußische Abgeordnetenhaus suyrle Dienstag die Beratung deS Etats der Handels» und Gewerbever waltung zu Ende. Die Debatte drehte sich u. a. um die nicht gewerbsmäßigen Arbeits-Vermittelungsstellen. Es folgte dann die Beratung des Etats der Berg», Hütten» und Salinen-Berwaltung. Dabei wvrde ein Wieder-Zustandekommen deS Kohlen-Syndikats gewünscht. Nach längerer Debatte über Kali- und Kohlenfragen vertagte das Haus die Weiterberatung auf Mittwoch. Ms aller Welt. Vie Prämie für Erlegung des vauernschrecks aus der Steiermärker Koralp, 3000 Kronen, die von der Re- j ottrung ausgesetzt worden ist, erhalten der Fürstlich Donnersmarksche Jäger Steinbauer, der dem Wolf den - ersten schweren Schuß beibrachie, und der Fabrikdirektor i Max Diamant, der tags darauf den Fangschuß abgab. Der - Wolf, ein ungewöhnlich starkes und großes Exemplar, wird s ausgestopft werden. Vie lustigen Weiber von Glasgow. Der Zu sammenstoß, den die Polizei von Glasgow mit Wahlrcchts- weibern hatte, ist nächst den Brandstiftungen der Suf fragetten bas Wildeste gewesen, was England mit seinen stimmwütigen Weibern erlebt hat. Die Suffragetten hatten eine Barrikade gebaut, vor der ein dichter Stacheldraht ge- zogen war. Die Poliztt wurde mit Steinen und Holz» - scheiten bombardiert und mit Schirmen und Stöcken ange» ; griffen. Die Beamten mußten schließlich schonungslos von i ihren Gummiknüppeln Gebrauch machen. Zwanzig Suffragetten ! wurden erheblich verletzt. versumpfte Ilieger. Bei einem Fluge von Posen j nach Lissa mußten zwei Offiziere der Posener Fliegerstation > bei Gostyn eine Notlandung vornehmen. Sie gerieten da bei in einen Sumpf, aus dem sie sich nur mit vieler Mühe reiten konnten. Zum Herausschaffen des Flugapparates i wurde ein Kommando de» Lissaer Infanterie-Regiments ! Nr. 50 an die Unfallstelle beordert. Riesenunterschlagung. AuS Frankfurt a. M. ver schwand nach Unterschlagung von 100000 Mark der Direktor , Geisenberger der Chemischen Fabrik Griesheim. Geisen- « berger war früher Bürgermeister in Schlettstadt im Elsaß. Selbstmord eines Opernsängers — Grund: Unzu- frledenhell mit der Stellung. Der tn Wilmersdorf wohn hafte Opernsänger Paul Seidler beging Selbstmord, indem er sich auf das Fensterbrett eine« im dritten Stock gelegenen Zimmers stellte und sich hier eine Kugel in die Schläfe schoß. Im Fallen stürzte er aus dem Fenster auf das Straßenpflaster. Hier wurde er von Passanten aufgehoben und von den Samaritern der Feuerwehr nach dem Kranken haus gebracht. Auf dem Transport starb er jedoch; er hatte beim Sturz einen schweren Schädelbruch erlitten. Seidler, ein sehr geschätzter, geschmackvoller Sänger, war früher als Heldentenor am Hoftheater in Wiesbaden be- chäftiqt. Wegen bestimmter politischer Anschauungen gab er diese Stellung auf. Er war bann am Deutschen Opernhaus tn Charlottenburg tätig, doch befriedigte ihn die Stell...:g nicht, er strebte nach anaeseheneren Instituten. hatte man aus ihr Erscheinen gerechnet, um die Gäste mit ihrer Kunst zu unterhalten, nicht weil man sie sürberech- tig hielt, an der Geselligkeit des Hauses gleichen Anteil zu nehmen. Gern wäre sie auf der Stelle wieder umge kehrt, gern wäre sie auf ihr kleines Zimmer geflüchtet, um sich dort vor dem Bilde ihrer Mutter auszuweinen. Doch Oswald, der wohl auch das Verletzende in seiner Mutter Rede gefühlt haben mochte, ließ Gertrud gar nicht erst zur Besinnung kommen, sondern stellte sie den frem den Herren vor. „Herr Baron von Körting . . . Fräulein Gertrud Walberg, meine Cousine." Der Baron verbeugte sich tief, während Gertrud mit Natürlicher Anmut das Haupt neigte. Es sah reizend aus dieses soeben erst aufgeblühte Knösp- lein, dies liebliche, jetzt von der Erregung etwas gerötete Mädchenantlitz mit dem kastanienbraunen, in einfachem Knoten geschlungenen H rr und den Rehaugen, die so schwermütig in die Welt chauten. Auch der Rittmeister hatte seinen Platz am Fenster verlaffen und war näher getreten; auch ihm stellte Os wald seine Kousine vor. Doch, was war das? Lisbeth, welche schon bei Ger truds Eintritt einen spöttischen Blick über die einfache Toilette der Kousine hatte gleiten lassen, beobachtete sie 'charf; vielleicht entdeckte sie irgend einen Mangel an Tournüre, vielleicht einen Verstoß gegegen den guten Ton im Verkehr mit Herren, und hatte dann Grund, sie mor gen damit nach Herzenslust zu peinigen und zu demüti gen. Da bemerkte sie, wie Hohlfeld bei Anblick Gertruds stutzte, und wie auch das junge Mädchen den Rittmeister mit seltsam fragenden und leuchtenden Augen bettachtete. Was war das? Kannten sich die beiden ? Lächerlich, er der elegante Offizier und sie das arme Zigeunerkind . so nannte sie Gertrud in Bezug aus ihre Eltern manchmal l Fortsetzung folgt.)
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