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Rabenauer Anzeiger : 19.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191402194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140219
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-19
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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- ' -A. 6". In Fneorickshasen geht Vas vorausficktlliy für Trier bestimmte Militär-Luftschiff „Z. 8" seiner Voll endung entgegen. Es ist das 23. Zeppelinluftschiff, das gebaut worden ist. Eia Wunderdoktor, der Thüringen unsicher machte, wurde in Erfurt zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt. Kranke Augen, Gicht, Rheuma, Blinddarmentzündung, Frauenkrank, heilen — nichts war vor seiner Behandlung sicher. Das Tollste aber war, daß er damit renommierte, studiert und den deutschen Kaiser behandelt zu haben; auch die Groß herzogin von Sachsen-Weimar habe er in seiner Eigenschaft als Kurarzt des Bades Berka an der Ilm behandelt. Alfred BertMon, der in Parts im Alter von 61 Jahren gestorben ist, war ein sehr tüchtiger Arbeiter. Seine berühmte Entdeckung der Fingerabdrücke, die der Kriminalistik eine unschätzbare Waffe in die Hand gab, wurde im Jahre 1893 durch ihn wissenschaftlich begründet, das grundlegende Werk ist in fast alle Kultursprachen übersetzt worden. Ebenso ist das Berttllonsche Verfahren international geworden. Seit langem war Bertillon der Chef des anthropometrischen Dienstes der Pariser Polizeipräfektur. Der Kampf Frankreichs gegen die Spielhöllen, der vor einem Jahr eröffnet wurde, ist bloße Spiegelfechterei geblieben. Von dem Verbot, Spielhöllen in einem 100 Kilometer-Umkreis von Paris zu errichten, wurde das be rühmte Kasino von Enghien laut Senatsbeschluß ausgenom men. Außer Enghien gibt es größere Spielstätten garnicht in der Umgebung von Paris, die kleinen Winkelkneipen, in denen das Publikum beim Bakkarat sein Geld vertut, zählen nicht mit. Der Senat will nur nicht gestatten, daß Studen- ten in Enghien erscheinen. Giftmord-Anschlag französischer Soldaten aus ihre Kameraden. Ein gemeiner Anschlag auf das Leben der Soldaten der Garnison Amiens wurde in der dortigen Garntsonbäckeret entdeckt. Als die Bäcker die fertig ge formten Brote in den Ofen schieben wollten, fiel ihnen ein eigenartig scharfer Geruch auf. Der Teich wurde unter- sucht, und es ergab sich, daß jemand eine giftige Kupfer lösung hineingemischt hatte. Die Militärbehörde hat sofort eine Untersuchung eingeleitet, die zur Folge hatte, daß zwei der Tat verdächtige Soldaten verhaftet wurden. Auf Bahnhof vorflgwerl in Oberschlesien suhr eine Lokomotive auf einen rangierenden Güterzug auf. Dec Lokomotivführer Herold aus Beuthen wurde lebensgefährlich verletzt und starb wenige Stunden später. Auch der Heizer Chrobol erlitt schwere Verletzungen. Ein neuer Schutz gegen die Eisberge. Die Paffa- gier-Dampfer einer englischen Amerika-Linie werden neuer dings mit einem sehr stabil gebauten Motorboot ausge rüstet, dessen Maschine so hohe Geschindigkeit entwickeln kann, daß das Boot dem Dampfer vorauseilen kann. Das Boot soll dieselbe Route fahren und den Dampfer beim Nahen schwimmender Eisberge funkentelegraphisch in Kennt nis setzen. Es gibt zwar einen international geregelten Eismelde-Dienst, aber die Stationen können natürlich die Dampfer nicht davon unterrichten, wann die Eisberge den Kurs der Schiffe kreuzen werden. Vie Erfindung der elektrischen Fernzündung, die vor einiger Zeit so großes Aufsehen erregte, hat Ingenieur Uliot in Florenz inzwischen vervollkommnet. Er führte vor der italienischen Admiralität neue, wohlgelungene Versuche aus. Der Admiral Forniani hatte im Arnofluffe vier Tor- pedos versenken lassen, und zwar zwei mit weißem und zwei mit schwarzem Pulver. Auf ein gegebenes Zeichen hin setzte Ulioi, der sich in einem Turm des Palastes Capponi be fand, seinen drahtlosen Apparat in Tätigkeit. Die Torpedos explodierten innerhalb 40 Sekunden. Die italienische Ad miralität beschloß, das Projekt Ulivis anzukaufen. Zweifel los kommt der Erfindung eine außerordentliche Bedeutung zu. Die übertriebenen Erwartungen, die an sie geknüpft werden, sind jedoch unbegründet. Daß mit Hilfe der draht losen Fernzündung die Pulvermagazine in Festungen und Kriegsschiffen in die Luft gesprengt werden könnten, ist ausgeschlossen, die verhängnisvollen Ströme setzen immer einen besonders konstruierten Empfängerapparat voraus. Vie Buttermifchmaschine. In Berlin wurde entdeckt, daß ein Butter-engros-Händler zum Verfälschen der Butter — sie wurde mit einem Drittel Margarine durchmengt — eine eigens für diesen Zweck erfundene und gebaute Misch maschine benutzte. Große Mengen Butter wurden täglich -verarbeitet* Durch die Betrügereien des Butterfälichers, bÄ Zu hoher GeldstrÄfe^rMieilt wurSe, waten vielen kleinen Kolonialwarenhändlern, Vorkostgeschäften usw. große Unan nehmlichkeiten entstanden, da das Publikum sie im Verdacht hatte, selber die Fälscher zu sein. Ein Fall von Genickstarre im deutschen Heere. An Genickstarre ist im Zittauer Garnisonlazarett ein Soldat des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 gestorben. Der Soldat war drei Tage vorher wegen Hustens und Brust schmerzen in das Lazarett eingeliefert worden. Weitere Er krankungen liegen nicht vor. Vom Generalkommando sind umfaßende Maßregeln zur Vermeidung der Ansteckungsge fahr getroffen worden. Grund zur Beunruhigung kann dieser durchaus vereinzelt dastehende Fall nicht geben. Die Frühllnasmode wird jetzt überall eifrig besprochen. Was wird sie bringen? Nach den Ankündigungen der Pariser Modegewaltigen wird Schwarz die Modefarbe sein. L)er schwarze Seidenmantel bleibt sehr schick, und das schwarzseidene Kleid wird in Zusammenstellung mit kon trastierenden Farben das Modernste der Saison sein. Im übrigen kann sich die Männerwelt, die bei Modenfragen stets der zahlende Teil sein wird, auf teure Stoffe und demge mäße Preise gefaßt machen. Angekündigt werden Silber- tuchseiden und Libertys der feinsten Tönungen, besonders Mandarine und Rosa mit Gelb getönt, die sogenannte Psirfichfarbe. Vermischtes. Der Kaiser und die Land-Feuerwehr. Das In teresse des Kaisers für die Berliner-Feuerwehr, die vor ihm üben durfte, hat sich besonders dadurch bekundet, daß der Kaiser befahl, ihn in Zukunft stets vom Ausbruch größerer Brände sogleich in Kenntnis zu setzen. Bei der erwähnten Übung wies der Kaiser auch auf die Bedeutung hin, die die Beschaffung stark leistungsfähiger Benzinautomobile für Landzentralen und größere Verbände hat, besonders im Hinblick auf die zahlreichen großen Feuer auf dem Lande und den ost weiten Wegen zu den Brandstätten. In der bayerische« Kammer erklärte der Minister des Innern Frhr. o. Soden, daß ihm von bundesstaatlichen Verhandlungen über einheitliche Regelung des militärischen Maffengebrauchs nichts bekannt sei. In Bayern könne nach der Verfassung die Militärgewalt nur auf Ersuchen der Zivilbehörden eingreifen. Ferner nahm der Minister die Hauptstadt München gegen den Vorwurf der laxen Moral in Schutz und meinte, es werde in der Stadt und auf dem Lande gesündigt. Endlich erklärte er, daß die Einführung der Feuerbestattung, die er persönlich ablehne, nicht aufzuhalten sei. Die Zabernkommisfion des Reichstags zur Be- catung der Anträge über den militärischen Waffengebrauch tritt am Mittwoch zu ihrer ersten Sitzung zusammen, in der entgegen früheren Meldungen das Kriegsministerium vertreten sein wird. Die Bildung von Landtrankenkassen und deren Förderung betrifft ein Erlaß deS preußischen HandelS- Ministers, der dem „Tag" zufolge demnächst veröffentlicht werden wird. Ein unbekannter Bismarck-Brief? Eine Pariser Wochenschrift veröffentlicht einen Brief des damaligen Grafen BiSmarck vom 9. Februar 1870 an den preußischen Bot schafter in London, worin sich der spätere Reichskanzler auf eine vertrauliche Anfrage gegen den Vorschlag einer ge meinsamen Mrüstung der preußischen und der französischen Armee ausspricht. Der Brief, der also nur sechs Monate vor dem Ausbruch des Krieges geschrieben wurde und auch von den deutschen Blättern für echt gehalten wird, be gründet die Ablehnung des Vorschlages mit dem Hinweis, daß bei der Organisation des preußischen Heeres die Kon trolle einer Verminderung der Wehrkast sehr leicht zu be werkstelligen sei, während Frankreich jederzeit seine mili tärischen Anordnungen verschleiern könne. Außerdem müsse man auf Zwischenfälle in jedem Augenblick gefaßt sein. Für die Echtheit des Schriftstücks verbürgt sich der Heraus geber der Pariser Wochenschrift, der die Abschrift «US der Handschristensammlung des Lord Lyon erhalten haben will. Dem Bunde der Landwirke widmet zu besten am heutigen Montag in Berlin stattstndenden 21. Generalver sammlung das Organ der konservativen Partei einen Be grüßungsartikel, worin eS beißt.: Auch wer nicht von Beruk LärtdÄN ist, wird SN Viesen Beratungen herzlichen AnlM nehmen, denn von der Lage der deutschen Landwirtschaft hängt unendlich viel für die Wohlfahrt unseres Vaterlandes, für unsere Stärke und Kraft im Innern und für unser An sehen im Auslande ab. Eine inrerpyanke Ausstellung. In den Räumlich keiten des preußischen Herrenhauses findet vom 5. bis 15. März zum Besten des Deutschen Frauenvereins vom Roten Kreuz eine Ausstellung von edlen Metallen und Juwelen statt, die vorwiegend aus den deutschen Kolonien und Schutz gebieten stammen. Aeber die siebenstündige Oauerrede des Sozial- demokraken Hoffmann im Preußischen Abgeordnetenhause ällt die „Nordd. Allg. Ztg." in ihrem Wochen-Rückblick olgendes Urteil: „Es ist genugsam bekannt, daß die Vor- tellungen dieses Parlamentariers vom Wesen der Mandats ausübung in mehrfacher Hinsicht die Anlegung eines nor malen Maßstabes überhaupt nicht vertragen. Die jüngste Leistung, die der ernsten Arbeit des Abgeordnetenhauses 7 Stunden raubte, bewegte sich aber auf einem so tiefen Niveau, daß man selbst dem „Vorwärts" es als Heuchelei anrechnen muß, wenn er verunglückte Beschönigungsoersuche unternahm. Das Gebühren des Abg. Hoffmann kam schlechtweg einer Entwürdigung der ihm zugefallenen Be tätigung im Parlament aleick." Der Hungerstreik. Bisher hatte es den Anschein, als ob der Hungerstreik, den jenseits des Kanals die Suffragetten schon , lang« an wenden, bei uns in Deutschland keinen Eingang finden sollte. Seitdem aber kürzlich bei uns ein wegen „bucket- shops" verurteilter Bankier dieses Mittel gebraucht hat, wird man wohl damit rechnen müssen, daß das Beispiel Nacheiferung an anderen Stellen wecken wird. Und des halb wird man sich bei uns in der Öffentlichkeit auch mit dieser Frage und mit der damit unmittelbar zusammen hängenden der Zwangsernährung solcher Streikenden be schäftigen müssen. Vom Rechtsstandpunkte aus ist diesem Problem wohl am besten beizukommen, wenn man den Hungerstreik als Selbstmord oder als Selbstmordversuch anspricht. Die Straflosigkeit des vollendeten oder des versuchten Selbst- mordes ist heute nach dem Vorbild des bayerischen Straf gesetzbuches von 1813 auf dem europäischen Kontinent all gemein durchgeführt; der Mensch kann heute über seinen Körper frei verfügen. Das war freilich nicht immer so. Das Mittelalter und das gemeine Recht drohten dem Selbst mörder ein schimpfliches Begräbnis an; der versuchte Selbstmord wurde mit Strafen bedroht und Einziehung des Vermögens unter Umständen angeordnet. In der Gegen wart hält nüt noch das englische Recht an der Strafbarkeit des Selbstmordversuchs fest, der mit Geld- und Gefängnis strafe geahndet wird. Aber auch wenn man den Selbst mörder heute bei uns nicht mehr mit Strafen verfolgt, so wird man doch wenigstens nach allgemeinen Rechtsgrund, sätzen dem Staate und seinen Organen, ja jedem Bürger, das Recht zusprechen müssen, einen Selbstmord mit allen Mitteln zu verhindern; denn es würde dem gesunden Em pfinden widerstreben, wollte man nicht das Recht und die Pflicht sogar aufstellen, daß etwa ein Selbstmörder den Fluten zu entreißen oder ein Gehängter abzuschneiden sei u. s. w. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet kann man die Gefängnisoerwaltung auch durchaus für berechtigt ansehen, einem Gefangenen zwangsweise Nahrungsmittel zuzuführen, weil man ihr nicht zumuten kann, daß sie einen ihrer Für sorge anvertrauten Gefangenen vor ihren Augen soll ver hungern sehen. Sie darf deshalb alles versuchen, um den Gefangenen zu hindern, der ja zwar nicht geradezu Selbst mordabsichten hat, wenn er die Nahrungsaufnahme ver weigert, sondern vielmehr seine Freilassung auf diese Welse durchsetzen will. Doch kann die Verweigerung der Nahrungs aufnahme bei hartnäckiger Durchführung zu völliger Ent kräftung und so zum Selbstmord führen, und diesen zu verhindern, wird der Staat unbedingt das Recht haben. Da er zu dem einen möglichen Mittel, der ersehnten Ent lassung des Streikenden aus der Hast, aus Gründen der Wahrung der Strafhoheit nicht greifen kann, so muß der Staat notgedrungen den anderen Ausweg der Zwangser nährung wählen. Qualität und Preis. DaS große Frühlings-Einkaufen, das Millionen «nd aber Millionen Mark in Umlauf setzt, steht nahe bevor, und es gilt vor allen Dingen praktischen Gegenständen. Da ist eS wohl angebracht, der soliden Fabrikation ein Wort zu reden und vor Ler Ramschware zu warnen, die billig er scheint, aber in Wahrheit teuer ist, weil sie einen schnellen Ersatz beansprucht. Um gewaltige Summen wird damit daS deutsche Nationalvermögen in jedem Jahre geschädigt, die nie wieder eingebracht werden können. Es ist leider eine bedauerliche Tatsache, daß Lie Fabrikation von Artikeln geringster Qualität einen viel größeren Umfang gewonnen hat, als man denkt. Diele Mode hat aus unseren grüßten deutschen Städten, wo das „teure Leben" immer lauter nach billigen Preisen schreien ließ, ihren Aus gang ge nommen und nach und nach das ganze Geschäftsleben in seinen Bann geschlagen. Selbst Welthäuser haben sich dem Rufe nach „Spottspreisen" nicht ganz entziehen können und notgedrungen diesem Zuge Ler Zeit gewisse Konzessionen machen muffen. . , Ein bekannter Reichstags-Abgeordneter hat zu diesen Fragen Stellung genommen. Er schreibt u. a.: „Kein Kaufmann kann nur Waren erster Güte verkaufen, da eS von jeder Sache nur eine kleine Menge allererster Erzeug nisse gibt. Auch sind die allerbesten Waren für die aller meisten Käufer zu teuer. Es muß auch das geringere Holz an den Mann gebracht werden, wenn man den Wald ab holzt, und das geringere Fleisch, wenn man das Rind schlachtet. Aber eS ist nicht nötig, daß alle festen und lang jährigen Hölzer durch leichte, kurzfristige verdrängt werden. Es ist nicht recht, daß Tausende von Menschen an Ge weben arbeiten, Lie gar nicht halten können. Es ist nicht recht, Teppiche herzustellen, die im nächsten Jahre schon Lappen sind. In hundert und mehr Fällen drückt der Kauf mann die Qualität der Waren tiefer, als es dem Hersteller lieb ist. Er verlangt gutes Aussehen bei geringerem Gehalt. Der ganze verhängnisvolle Zug zur Scheinware stammt zu einem guten Teile aus den Einkaufsbureaus der Grossisten Md Agenten." Wenn es heißt, daß der Zug zur Scheinware zum Teil aus den Einkaufsbureaus der Grossisten und von den Agen ten stammt, so darf nicht vergeßen werden, daß ein Keil den anderen treibt, und das sind in diesem Falle Publikum und dann Konkurrenten. Aber der Durchschnittskaufmann hat jedenfalls nicht das Bestreben, seinen Kunden Schein ware zu unterbreiten, für deren Qualität sie ihn nachher verantwortlich machen. Denn, wenn der Ersatz notwendig ist, vergißt das Publikum, wie wenig es gezahlt hat und denkt nur an die knappe Gebrauchszeit. Ein umsichtiger Kaufmann weiß also, wie gefährlich das Geschäft mit Min derware ist, und er drängt keinen Fabrikanten zu solchen Arbeiten. Ader die Reisenden kommen ihm ins Haus, und die Wünsche eines Teils seiner Kunden bleiben auch nicht aus. Immer wieder treibt in der Hauptsache das Publikum. Und von ihm allein, von seiner Einsicht kann nur eine wirkliche Besserung ausgehen. Es sind nicht eigentlich die unbemittelten breiten Bevölkerungskreise, die diese unerquick liche Lage geschaffen haben, sondern andere, die glauben sparen zu können, wenn sie wenigstens bet einem Teil ihrer Einkäufe die Scheinware bevorzugen. Es ist nickt eben selten, daß man zu Haus die billigsten Waren kauft, von anderswoher sich solide und dementsprechend bezahlte Gegen stände schicken läßt. Die geringe Qualität zs-'gt sich häufig bet Geschenkartikeln und entnüchtert bald den anfänglich be glückten Empfänger. Nun, darüber kann man schließlich noch lächeln. Aber sür das eigene Anwesen und für den eigenen Bedarf sollte doch auf tunlichste Güte gehalten werden, da mit nicht eine erste Garnitur bald den Charakter einer zweiten oder gar dritten annimmt. Auch das Kapital von den Reparaturen und Reno vierungen gehört hierher. Es ist falsch, einen Gewerbetreiben den in den Ruf eines teuren oder billigen Lieferanten zu bringen, ausschlaggebend ist die Güte seiner Arbeiten. Und da für alle Einkäufe die Frauen ein gewichtiges Wort mit in die Wagschals zu werfen haben, so sei zum Vergleich auf ein Beispiel aus ihrer eigensten Tätigkeit hingewiesen. „Es kommt weniger darauf an, was man kocht, als wie man kocht. Qualität und Zutaten bestimmen den Wert und die Bekömmlichkeit der Sveiien." Die Kaiserjachk „Hohenzollern^ wiro in diesem Jahr zum letzten Male als Kaiser-Schiff fahren. Sie wird aus rangiert, im nächsten Frühjahr wird die neue Dampfjacht deS Kaisers in Dienst gestellt. Eine Korfu-Reise wird die „Hohenzollern" nicht mehr machen, aber in den blauen Fjorden Norwegens wird sie noch einmal ihren eleganten, weißen Rumpf zeigen. Mit der „Hohenzollern" wird auch das auf Len Kaiser-Fahrten ost genannte Depeschenboot „Sleipner" in diesem Sommer zum letzten Mal fahren. Große Aenderungen des Berliner Stadtbildes heim Reichstag wird der Bau des neuen Opernhauses am Künigsplatz bringen. Das neue Opernhaus wirb sich im größten Teil feiner Fassade bis zu einer Höhe von 45 Metern erbeben, dem mächtigen Bau muß daher die Um-, gevung angepaßl wero«n. Bisher war oer Komgspwtz, den in der Mitte die prächtige Siegessäule ziert, beherrscht durch Len stolzen Reichstagsbau, während ihm gegenüber die alte Krolloper, ein nur bescheidener Bau, durch die vielen historischen Erinnerungen, die sich an sie knöpfen, den Ber liner Spaziergänger zum Verweilen zwauq. Die Anlagen des Platzes werden neuen, im Stil sich einfügenden weichen müssen. Schade um die herrlichen alten Rosen, die im Sommer Len Königsplatz zu einem der schönsten Punkte Berlins machten. Aber da der Kaiser mit dem neuen Overnhaus Berlin um eine Sehenswürdigkeit bereichern will, wird der Königsplatz sich in noch prächtigerem Gewände zeigen. wss der Tag bringt. Schelmereien vom Tage. (Auf den „weltstädtischen" Karnevals-Bällen erscheinen die Damen mit bunten Per rücken und die Herren in Fracks mit bunten Aufschlägen.) Bunte Haare, bunter Frack — Sind jetzt schon zu schauen; — Bunt erscheint der Ballsaal heut' — Wie im Lenz die Auen. — Bunt ging's zwar schon lange zu — Mit dem Tango-Tanzen, — Doch es sprach kein Philosoph: — „Ich schnür' meinen Ranzen." — Sondern: „Liegt Dir, Freund, die Welt — Etwas schwer im Magen, — Eine and're stnd'kt Du nickt. — Alto last das Klagen)."
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