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Rabenauer Anzeiger : 12.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191402129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19140212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19140212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-12
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Politische Rsndschau. Die deutsche MiUtärmlsflon in Konstantinopel ent faltet eine äußerst ersprießliche Tätigkeit im vollen Einver nehmen mit der türkischen Heeresleitung. Der jugendliche Kriegsminister Enver Pascha hat schnell die überragende Größe des deutschen Generals Liman von Sanders erkannt und dieser Erkenntnis gemäß seine Taten eingerichtet. Der deutsche General wirkt Nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich als Reformator der türkischen Armee und würde leinen Tag länger in Konstantinopel bleiben, wenn er dort eine Scheinstellung bekleiden müßte. An Angriffen von hüben und drüben hat es bekanntlich nicht gefehlt, und Franzosen wie Russen suchten die Stellung des Generals nm Goldenen Horn zu erschüttern. General Liman von Sanders hat sich durchgehauen und sich eine Position ge schaffen, an der heute niemand mehr zu rütteln wagt. Englands Verhältnis zu Deutschland, das neuer dings von den amtlichen Berliner und Londoner Steffen als besonders freundlich hingestellt wurde, war vielleicht gerade nur so lange ein günstiges, als es England für ge raten halten mußte, in seinem eigenen Interesse sich von der Balkanpolitik der Dreibundmächte nicht allzuweit zu entfernen. Schon jetzt macht sich indessen ein Sttmmunas- Umschlag bemerkbar. Der Besuch, den König Georg in der Begleitung des Premierministers Asquith im April an der Seine abstatten wird und dem im Juli eine Begegnung mit dem Zaren folgen soll, die Erklärungen Delcassees über die Befestigung des Dreiverbandes und endlich der Tod des großen Deutschenhassers Deroulede sind die Dinge, mit denen England sich jetzt vornehmlich beschäftigt. Die Art und Weise, in der das geschieht, läßt eine Deutschland so unfreundliche Stimmung zur Geltung kommen, daß wir allen Anlaß haben, uns vor übertriebener Vertrauensseligkeit zu hüten. LebensmUtelpreise. In den Fleischpreisen macht sich ein allgemeines Sinken bemerkbar, wenn der Rückgang auch bei weitem nicht dem der Viehpreise entspricht. So sind z. B. in einzelnen Gegenden bei Schweinen die Preise um 32 Mark für 100 Kilogramm gegenüber dem -Vorjahre ge fallen. In Übereinstimmung mit den gärtnerischen Fach- uerbänden hat das Preußische Okonomiekollegium sich für einen ausgleichenden Zollsatz auf Obst und Gemüse ausge sprochen, so daß eine Preissteigerung dieser Erzeugnisse zu erwarten ist, wenn es zu einer Verwirklichung des Vor schlages kommt. Wer sich mit Obst- und Gemüsebau ge werblich beschäftigt, der weiß, daß daraus keine großen Reichtümer zu gewinnen sind. In einem guten Obst- oder Gemüsejahr ist das Waren angebot so massenhaft, daß die Preise bisweilen kaum die Transportkosten decken. Stehen die Preise wegen un günstigen ErntcausfalleS hoch, dann schrumpft die Nachfrage uuf ein Minimum zusammen. Schließlich arbeitet jeder, um zu verdienen, so daß man die Bestrebungen der Gärtner und Landwirte verstehen kann. Andererseits wäre für den Konsumenten eine dauernde Preiserhöhung ungemein schmerzlich, zumal möglichst ausgiebiger Gemüse- und Obst genuß im Interesse der Volksgesundheit aufs dringendste zu wünschen ist. vom schwedischen vauernzug. Allgemein In der Welt hat man den Zug der 82000 schwedischen Bauern nach Stockholm für eine einzig dastehende politische Demon stration gehalten. Die den Zug und die Versammlung im Hof des Stockholmer Schlosses mitgemacht haben, fagen, daß ihnen der mächtige Eindruck der Szene, da König Gustav erklärte, daß er seine Bauern nicht im Stiche lassen werde, unvergeßlich fein wird. In Rußland, gegen dessen Ostseeflottenverstärkung und höchst beunruhigende Finnlandpolitik sich die gewaltige Demonstration richtete, berichtet man natürlich über das denkwürdige Ereignis in kühlster Weise. Schweden wird jetzt seine Flotte ausbauen und gleichzeitig die Dienstzeit der Infanterie verlängern. In Stockholm mar, abgesehen von den kleinen Grüppchen der Sozialdemokraten, die Bevölkerung eines Sinnes mit den Bauern. Alle in Stockholm und seiner Umgebung stehenden Regimenter gewährten den Bauern in ihren Kasernen Quartier. Die Offiziersaspiranten der Kriegsschule von Karlsberg hatten den Bauern ihre Schlafräume zur Verfügung gestellt und kampierten selbst in Zelten. Zur Nets« des deutschen Kronprinzen nach den deutschen Kolonien, über die eine amtliche Wffteffum» »gch Der Ritter der „blauen Rose". Roma: frei nach dem Englischen von W. Con ra d y. Ich wt» ihn nicht entschuldigen, durch«'«» nicht; allein bedauern muß ich einen Mann, dessen Hoffnungen alle mit einem Schlage zerstört Worten sind." t Soweit war dte Unterhaltung des wiebervereinten Paares gediehen, al» sie sich plötzlich der Gegenwart einer dritten Person bewußt wurden. Ganz in ihren gegensei tigen Anblick, in den Klang der geliebten Stimme ver sunken, hatte« sie daS Oeffnen der Türe überhört die hohe Gestalt nicht bemerkt, die in unbeschreiblichem Er staunen, wie an die Türschwelle gebannt, dastand. Isabel Mure hatte bei ihrer Rückkehr die Türe mit tel» des Drücker», den sie meistens bei sich führte, geöff net und war bann gleich in den Salon htnaufgestiegen, wo sie Mrs. Lane auf ste wartend vermutete. Was sie jedoch am allerwenigsten erwartete, war der Anblick, der sich ihr dort bot: Mr». Lane in Mr. Langdon» Armen. Erschrocken und errötend, wie zwei Schuldbewußte, waren Lie beiden auseinander gefahren, als sie so plötzlich die Anwesenheit dieser ernsten, hohen Mädchengestalt bemerk ten. Hoch ausgertchtet, stolz und stumm stand Isabel der unerklärlichen Szene gegenüber; nur aus ihren dunklen, keltischen Augen sprühte Entrüstung, maßloses Staunen. „O, Miß Mm«, Sie sind es, liebe Miß Mure, der wir alles verdanken, auch daß wir uns wiedergefunden haben!" Mit diesen Worten legte Ltssie den Kleinen nieder, flog auf Isabel zu und schlang ihre Arme um deren Hal» und überschüttete ste mit einer Flut von unverständlichen Erklärungen, während Träne auf Träne ihren blauen Au gen entstürzte. .Teuerste Miß Mure, Ihnen verdanken wir beide al le»! Sie retteten sein Leben — er erzählte e» mir wie- nicht vorltegt, meldet die „B. Z.", daß öec Ärönpriltz dte Reise wahrscheinlich Anfang Juni bs. IS. antreten werde. Die Reise werde etwa 8 Monate dauern. Nach seiner Rückkehr werde der Kronprinz wahrscheinlich eine Brigade im Gardekorps führen. Das Blatt schreibt u. a.: Der ! Kronprinz wird nicht nur die Kolonien besuchen, um dort - die Verwaltung und die Länder und Völker kennen zu ! lernen, sondern sich auch dem Weidwerk widmen. Dabei ist eS nicht ausgeschlossen, daß der Kronprinz den Bereich der deutschen Kolonien verläßt und zeitweise auf englisches Gebiet übertritt. Die Kronprinzessin wird während der Ab wesenheit ihres Gatten für einige Zeit Aufenthalt in Zoppot nehmen und dort die vom Magistrat zur Verfügung gestellte Villa mit den Kindern bewohnen. Im Spätsommer dürfte die Kronprinzessin auch eine größere Reise antreten. Frankreichs HeeresverstSrkung. Nach dem neuen Kadregesetz wird dte französische Armee fortan im Ganzen vier Zuavenregimenter mit zusammen 24 Bataillonen be sitzen. Im Falle eines Krieges gegen Deutschland werden die Zuaoen voraussichtlich auf dem Festlande verwendet werden. Durch die Bildung von zwei neuen Bataillonen algerischer Schützen werden von dieser Truppenart fortan neun Regimenter mit zusammen 39 Bataillonen der fran zösischen Armee angehören. Alle 82 Jägerbataillone er halten je sechs Kompagnien. Außerdem werden zahlreiche neue OffizierSstellen geschaffen, so daß künftighin jedes In fanterieregiment über zwei Oberstleutnant», zwei Majore und sechs Hauptleute verfügen wird. Man ersteht darau», wie planmäßig und z4he Frankreich an der Vervollkomm nung keiner Wehrmacht arbeitet. Vie Verhältnisse in Mexiko scheinen der Entscheidung entgegenzutreiben. Letzte Meldungen besagen, daß ein Staatsstreich bevorsteht, sodaß Huertas Herrschaft ein plötz liches Ende nehmen kann. Selt einigen Tagen werden bieRegierungstruppen in den Kasernen bei eitgchalten. Artillerie und Patrouillen bewachen dte Umgebung der Kasernen. Die Rebellen sind im Vormarsch auf die Hauptstadt begriffen. — Zu dem durch mexikanische Banditen auf den Cumbra- Tunnel verübten Attentat wird noch gemeldet: Der Urheber des Anschlag» war der berüchtigte Räuber Castillo. Ein Zug, der Juarez verließ und in den brennenden Tunnel einfuhr, ist vollkommen verbrannt. Sieben Etsenbahnbeamte sollen umgekommen sein. Die Brandstiftung war vermutlich ein Racheakt für die Hinrichtung von 22 Leuten feiner Bande. Orient. Die Pariser Meldungen von Finanz- und Waffenlieferungsgeschäften der Firma Krupp mit der tür kischen Regierung, worüber sich die guten Franzosen so fürchterlich entrüsteten, beruhen nach einer Mitteilung der „Magd. Ztg." von zuständiger Stelle auf leerer Erfindung. — Die Petersburger Meldungen von dem Abschluß eines s neuen valkandunde» entsprechen nicht den Tatsachen. Zwischen Rumänien und Griechenland bestehen zwar i freundschaftliche Beziehungen; an ein Schutz- und Trutz bündnis denkt man jedoch in Bukarest nicht. Daher kann ! auch von der Aufnahme Serbiens als des Dritten in dem Bunde keine Rede fein. Daß man in den panslawistischen s Kreisen Rußlands die Wiederherstellung des so schmählich in » die Brüche gegangenen Balkanbundes gegen die Türkei ! wünscht, ist selbstverständlich. Kus äen Parlamenten. Der Deutsche Reichstag,' der vorher die Anträge auf Abänderung des Vereinsgesetzes angenommen und die auf s einen wirksameren Schutz der Arbeitswilligen abgelehnt f hatte, beschäftigte sich am Sonnabend bei fortgesetzter Be ratung des Etats des Reichsamts des Innern mit der Aus führung des Kaligesetzes. Ein Antrag der Konservativen, Nationalliberalen und des Zentrums will den Fonds zur i Hebung des Kaliabsatzes im Auslande, den die Kommission bereits um 900 000 M. erhöhte, um weitere S00 000 M. er höhen, dafür aber die von der Kommission neu eingesetzten s 500 000 M. für Ausstellungs- und Propagandazwecke in San Franzisca streichen. Abg. Gräfe (kons.) berichtete über die f Verhandlungen der Kommission. Abg. Sachse (Soz.) führte s Klage über das lange Ausbleiben der längst geforderten i Kalinovelle und den Mangel an Arbeiterfürforge in der Kali- i Industrie. Redner wurde zur Ordnung gerufen, als er dem Herzog non Sachsen-Kobura und Gotha bezw. dessen KM» ber und wieder — als sein armes Weib in der Ferne Var und sich von ihm verlassen glaubte! Möge der Htm- Mel Sie hkr und dort segnen für Ihre Gütel" Hier brach Ltsste in ein heftiges Schluchzen aus, es waren Tränen des Dankes und der übergroßen Freude, die ste vergoß. »Und auch gegen mich und Klein-Henry waren Sie voll Güte, als wir keinen anderen Freund mehr hatten Und baß Sie uns beiden eine Freundin gewesen sind, ist auch die Ursache, daß wir uns wieder gefunden haben, und daß nun alles Leid vorüber ist!" Schweigend duldete Isabel Lisfies Umarmung Ueber Lissiis Scheitel hinweg blickte ste auf Robert mit großen, fragenden Augen. Mit Mühe entnahm ste aus Lisfies überstürzten Erklärungen, daß diese kleine, errötend«, be seligte Mrs. Lane nun nicht mehr länger Witwe sei, son dern in Robert Langdon ihren angetrauten Gattin gesun den habe, in dessen Armen ste nun Schutz vor aller Un bill finden würde. Robert kam eS zu, die» alles zu erklären. Mit äußer ster Anstrengung zwang er seine Stimme zur Festigkeit, denn mitten tm Rausch seines Glückes fühlte er doppelt Len Schmerz, den er diesem edlen Mädchen zusügen mußte. „Kein Wunder, daß Sie aufs äußerste erstaunt find, teme Miß Mur«. Sie sagten mir früher, daß Sie Miß Le Druce -- jetzt mein Wetb, Mrs. Langdon — niemals gesehen haben. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätten Sie dieselbe unbedingt sofort in Mrs. Lane wte- bererkennen müssen. Heute morgen ist mir die überraschende Entdeckung zuteil geworden, daß Ltsste noch am Leben sei." Seine Stimme bebte, und er brach ab. Er war eine jener zart angelegten Naturen, denen eS überaus schwer füllt, anderen wehe zu tun. Wenn er m t Mackenzie, dem Urheber seines Unglücks, Mitleid haben konnte, um wie viel mehr litt jetzt sein Herz um Isabel, der er mit herzlicher Bruderliebe zuge an war. Und doch verriet kein Au- ihre» Antlitzes den Schmerz in ihrem Inner«. Verwaltung Betrug vorwarf. Der Fonds für die Propä« ganda in San Franzisca sei notwendig. Es bestände kein ernster Wille, der Überproduktion ein Ende zu machen, erst die Verstaatlichung könnte gesunde Verhältnisse schaffen. Unterstaatssekretär Richter erklärte, daß der Vorwurf gegen den Herzog von Gotha auch sachlich ungerechtfertigt wäre, da der Herzog von den Verträgen seiner Schatullenver waltung keine Kenntnis hätte und der Wortlaut des Ge setzes für Mißverständnisse Raum ließe. Für eine Verstaat lichung des Kalibergbaues sei es schon zu spät, eine Novelle zum Kaligesetz würde dem Hause demnächst zugehen. Abg. Krix (Ztr.) meinte, die Absatzmöglichkeiten ließen sich noch ausdehnen, das Kalisyndikat sei für die Propaganda auch am geeignetsten; aber der Reichstag dürfe sich das Kontroll recht nicht entwinden lassen. Die Abgg. Bärwinkel (natlib.) und Gothein (Vp.) traten für eine Erhöhung des Fonds zur wirksamen Auslandspropaganda ein. Abg. v. Brock hausen (kons.) bestritt, daß seine Partei sich durch das Kali syndikat hätte beeinflussen lassen. Abg. Stöve (natlib.) wünschte eine Vermehrung der Reklame. Unterstaatssekretär Richter teilte noch mit, daß dem Reichstag neben der Kalinovelle noch eine Denkschrift mit dem nötigen Material zugehen werde. Montag 2 Uhr: Weiterberatung des Etatts. Schluß halb sechs Ubr. Preußisches Abgeordnetenhaus. Das Preußische Abgeordnetenhaus setzte am Sonnabend die Beratung des Justizetaks fort. Die Abgg. Drinnen berg (Ztr.) und Mathis (all.) traten für Besserstellung der Kanzleibeamten ein. Die Abgg. Tremec (ntl.), Wilber- mann (Ztr.), Brust (Ztr.), Haarmann (ntl.), Hasenclever (ntl.), Bouchsein (n!l.), CrÄger (Vp.) und Wilvermann (Ztr.) hatten Wünsche, die sich auf die Ausgestaltung der Amtsgerichte in den von ihnen vertretenen Kreisen bezogen. Justizwinister Beseler erklärte, daß er den Wunsch, mög lichst wenig Assessoren an Gerichten höherer Instanz Richter- stellen verwalten zu lassen, vollkommen teile. Lokale Wünsche brachten auch die Abgg. Vieslage (Ztr.), Schmeding (Ztr.), Hue (Soz.), und v. Gescher (ks.) vor. Ein lebhafter Ton, der manchmal recht stürmisch wurde, kam in die Debatte, als Abg. Liebknecht (Soz.) versuchte, den Fall der Witwe Hamm in Flandersbach unter heftigen Angriffen auf die Firma Krupp zu erörtern. Das Haus beschloß, daßdieseErörterungals nicht zum Etatstitel gehörig unzulässig sei. Wegen ihrer „Pfui"- Rufe wurden verschiedene sozialdemokratische Abgeordnete zur Ordnung gerufen. Als Abg. Liebknecht die Tribüne verließ, rief er der Rechten wütend zu: „Sie haben sich jetzt zur Krupp-Korruption bekannt!" Es entspann sich eine längere Geschäftsordnungsdebatte darüber, ob die Erörterung allge mein juristischer Dinge bei der Einzelberatung zulässig sei. Schließlich drang die Auffassung des Vizepräsidenten durch. Beim Titel „Staatsanwälte" begründete Abg. Liebknecht (Soz.) einen Antrag, die Witwe Hamm aus der Hast zu entlassen. JusiijMinifter Vesetcr: Der Antrag bedeutet einen Eingriff in die Rechle, welche nach der Verfassung dem König vorbehalten sind und nicht einen Eingriff in die Exekutive. Die Regierung würde kaum in der Lage sein, ihn anzunehmen. Damit ist die Sache für mich jetzt abgetan. Die Ge schworenen erklären selbst, daß neue Tatsachen, die für die Unschuld der Verurteilten sprächen, nicht bekannt geworden seien. Der Antrag wurde abgelehnt. — Montag 11 Uhr: Etat des Ministeriums des Innern. Schluß 5 Uhr, Aus aller Welt. Ein Stück seltsamer Romantik ist mir der in Wetz hausen verstorbenen Baronin Truchseß zu Grabe getragen worden. Die Baronin hing mit schwärmerischer Liebe an König Ludwig 2. Sie scheute auch nicht davor zurück, den König entführen zu wollen, als dessen Krankheit besondere Maßnahmen erforderlich machte. An dem kritischen Tage kam sie morgens in aller Frühe In Neu-Schwanstein an. Als man der Baronin wegen der frühen Morgenstunde den Eintritt vermehrte, rief sie der Wache laut zu: „Rettet den König, setzt euch gegen die Männer, die da kommen, zur Wehr, tötet sie, aber rettet den König!" Die Jrrenwüchtcr, die mit der Staatskommission kamen, um die Festnahme König Ludwigs 2. zu bewirken, bemächtigten sich der Baro nin, da die Wache die schreiende Frau nicht berühren wollte, die sogar Miene machte, der Kommission den Eintritt in das Schloß zu wehren. Die Baronin riß sich los, stürzte in das ' St« war eine starke Seele, und ein tröstliches Gefühl überkam den jungen Mann, als er sah, daß sie ihm sein neuerwachtes Glück und Lissi« ihre Auferstehung von den Toten nicht zu mißgönnen schien. Isabel war, als Lisfies Arm« ihren Hals freigegeben hatten, einige Schritte näher getreten. Sie blickte weder Robert noch Lissie an, ihre Augm richteten sich auf Klein- Henry, der dort auf dem Kissen ruhte, die rosigen Fäust chen erhoben, das blühende Gesichtchen wie eine Rosen- knospe aus den duftigen Spitzenhüllen hervorragend. „So war also die Nachricht vom Tode Ihrer Frau «im falsche? Und in Mrs. Lane, Henrys Mutter, ha ben Sie Ihre Gattin wiedergefunden?" „Und ich erfuhr niemals, daß diese grausame Mama mich in den Zeitungen für toi erklärte!" warf Lisste auf geregt zwischen Isabels Fragen ein. „Ich habe auch in dieser ganzen Zeit kein Blatt in die Hand genommen." „Das war unklug von Ihnen", bemerkte lächelnd Isa bel. „Aber der Zustand des Jammers, in dem ich Sie zuerst antras, entschuldigt vieles." „Ste waren dte Vorsehung, die verkörpert über uns gewacht hat, und denn Güte wir es verdanken, daß wir wieder vereinigt sind", begann jetzt Robert, indem er Isabels Hand ergriff und sie herzlich drückte. Isabels Hand war kalt wie Eis, in ihrem Herzen dagegen tobte ein Kampf, der um so heftiger war, je mehr er verheimlicht werden mußte, der Kampf mit der Liebe zu Robert Langdon, die jetzt ein Unrecht, eine Sünde geworden war. Ein Lächeln umspielte sogar ihr« Lippen, als ste sich zu dem jungen Paare niederlteß, al lein dieses Lächeln war traurig, wie Sonnenschein aus einer öden Herbstlandschaft. Sie nahm Klein-Henry auP ihren Schoß und lauschte den beiden, wie ste von ihrer Liebe und ihrer plötzlichen Trennung berichteten. . > KU »UH dies ist qlss Ihr eigenes Kmd, sFortsetzung folgt.)
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