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Politische Rundschau. Eröffnung des relchslSndischen Landtags. In der Thronreds, mit welcher der Statthalter Graf Wedel nach abgehaltenem Gottesdienste am Dienstag im Fahnensaale des Kaiserpalastes zu Straßburg den elsaß- lothringischen Landtag feierlich eröffnete, wirb hervorge hoben, daß eine Besserung der reichsländtschen Finanzen auch im neuen Etatsjahre nicht zu erwarten sei, deshalb habe bei der Aufstellung des Etats für 1614 große Zurück haltung beobachtet werden müssen. Der in der vorigen Session unerledigt gebliebene Gesetzentwurf über die Reform der direkten Steuern wird in teilweise veränderter Form wieder etngebracht werden; außerdem ist die Einführung einer Vermögenssteuer zu der allgemeinen Einkommensteuer geplant. Angekündigt werden ferner Gesctzentwürfe zur Abände rung des Besoldungsgesetzes vom Jahre 1613 über die staatlichen Kultusausgaden und die Besoldungsverhältnisse der Reltgionsdiener. Die bedrängte Lage des Winzer- Pandes wird in der Thronrede besonders ausführlich be handelt. Neben einem Grundsteuernachlaß für bedürftige Rebgemeinden sind Maßnahmen vorgesehen, die eine wirk same Bekämpfung der Rebschädlinge sichern. Die Rhein regulierungsarbeiten sollen weiter geführt werden. Eine Vereinfachung der Verwaltung wird ebenfalls erstrebt, aber die Bezlrkspräsidien können nicht beseitigt werden. Der Statthalter beendete seine Rede mit einem Hoch auf den Kaiser, in das lebhaft eingestimmt wurde. Die Sozial demokraten waren zur Eröffnungsfeier nicht erschienen. In der ersten ordentlichen Sitzung, die am Nachmittage stattfand, wurden die bisherigen Präsidenten wiedergewählt, und zwar der Zentrumsabgeordnete Ricklin in der zweiten und der Oberbürgermeister von Straßburg Exzellenz Dr. Bock in der ersten Kammer. Die Zaberner Angelegenheit wurde noch nicht berührt; sie soll erst nach Beendigung des Prozesses äegen den Oberst v. Reutter zur Sprache gebracht werden. Daß es bei der Erörterung dieses Gegenstandes dann sehr hitzige Debatten geben wird, läßt sich nach den Äußerungen der elsaß-lothringischen Blätter voraussehen, die in der Forderung gipfeln, daß die Reichslande die Selbst ständigkeit eines deutschen Bundesstaates erhalten müßten, wenn dauernder Friede in ihnen einkehren solle. Telegramme des Kronprinzen unv kein Ende. In Fortsetzung der Vermutungen über Telegramme des deut schen Kronprinzen an den Oberst v. Reutter bzw. den Kom mandierenden General v. Deimling, glaubte die „Franks. Ztg." mitteilen zu können, daß zwei Telegramme des der- einsttgen deutschen Kaisers an Herrn v. Deimling ergangen seien. Davon habe das erstere, schon vor den Zaberner Ereignissen des 28. November abgesandte, gelautet: „Immer feste drauf!", das zweite vom 26. November datierte: „Bravo!" Die „Nordd. Allg. Ztg." erwähnte die Meldun gen über diese angeblichen Telegramme, die von einigen Blättern bereits einer scharfen Kritik unterzogen wurden, auch in ihrer Dienstag-AuSgabe noch mit keiner Silbe. Dem „Tag" wurde von maßgebender Stelle mitgeteilt, daß ein Telegramm des Inhalts: „Immer feste drauf! Bravo! Friedrich Wilhelm, Kronprinz." nie an General v. Deimling gerichtet worden ist. Die konservative „Kreuz-Ztg." bemerkt zur Sache unter Hervorhebung der Daten, an denen die beiden Telegramme abgesandt worden sein sollen: Es wird sich um rein private ! Äußerungen des Kronprinzen vor der Stellungnahme des j Reichskanzlers im Reichstage und vor den kaiserlichen Ent- scheidungen in Donau?,chingen handeln. Erstaunlich blieb i allerdings, wie die Tatsache und vollends der Wortlaut der ° Telegramme in die Öffentlichkeit gelangen konnten. Zuerst berichtete darüber ein französisches Blatt, und so würde es sich auch hier bestätigt zeigen, daß es in den Reichslande für die französische Presse kein Geheimnis gibt. Dem König Ludwig 3. von Bayern schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." zum heutigen 66. Geburtstage: Zum ersten Male seit der Thronbesteigung erscheint dem Monarchen s dieser festliche Tag. Mit dem bayerischen Volke gedenkt ganz Deutschland in aufrichtiger Verehrung des national- ! gesinnten Herrschers und seiner unablässigen Tätigkeit im , Dienste der ihm obliegenden hohen Pflichten. So erhebt i sich von neuem der Wunsch in den Herzen, Saß König - Ludwig noch ein langes, segensreiches Wirken beschieden ? s um mindestens 60 Millionen zu ver- ung des vaterländischen Bodens^^bereit Mn möge zum Wohle Bayerns lind des gesamten Vater landes. Der Keichslogsabgeordnele Witt (Np.) ist an einem schweren Nierenleiden erkrankt und über Nacht erblindet. Gutsbesitzer Witt gehört dem Reichstage als Vertreter des westpreußischen Wahlkreises Stuhm-Marienwerder seit dem Jahre 1868 an und vollendet in den nächsten Tagen sein 63. Lebensjahr. Städtische Arbeitslosenunterstützung. Keine Arbeits- losen-Versicherung, wohl aber eine Arbeitslosenunterstützung von Seiten der Stadt führte Frankfurt a. M. ein. Als Voraussetzung für Gewährung der Unterstützung wird ge fordert, daß der Arbeitslose seit mindestens einem Jahre ununterbrochen in Frankfurt a. M. wohne und nicht nur ! vorübergehend als Arbeitnehmer tätig war. Ferner muß i der Arbeitslose einem Gewerbe angehören, auf Grund dessen ihm die Verrichtung städtischer Notstandsarbeiten nicht zuge- mutet werden kann. Die tägliche Unterstützung beträgt für Unverheiratete 70 Pf., für Verheiratete 1 M. Auf die Gefahr der slawischen Wanderarbeiter Der Prozeß gegen Oberst v. Reutter. Am heutigen Mittwoch wird das Urteil gegen Oberst v. Reutter erwartet. Wie es ausfallen wird, darüber läßt sich noch garnichtS sagen. Oberst v. Reutter hat bei seiner Vernehmung stark betont, daß er sich auf eine Kabinetts- Order von 1820 stützte, die ihm dis Ausrechterhaltung der Ordnung gebot, wenn die Zivilbehörden versagten. Dem zufolge erklärte auch der Oberst gleich zu Anfang in offener Weise, daß er allein für die Handlungen seiner Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften verantwortlich gemacht werden rannte. Zeuge Kreisdirektor Mahl bestritt, daß bl« Zivilbehörden versagt hätten, mußte sich aber doch vom Verhandlungsleiter vorhalten lassen, wie auffällig eS sei, wenn jeder Mißgriff von Offizieren sofort zur Kenntnis der Zivilbehörden genommen wurde, während von den Aus- chreitungen gegen Offiziere die Behörden nie eine Ahnung satten. Andere Zeugen aus der Zivilverwaltung betonten tets, man habe die Offiziere nicht mehr auf der Straße ehen wollen, wenn diese sich nicht mehr verborgen hielten, a lei das eben ikr Fehler gewesen. weist der Regierungspräsident o. Schwerin in Frankfurt a. O. bin. Die Polen drängen von Osten her in die landwirt schaftlichen Gebiete der deutschen Ostmark ein. Die Polen auS Westpreußen und Posen bilden die Vorposten, die Millionen von Slawen des ferneren Ostens den Hauptstamm. Ein Wandertrieb wie nie zuvor belebt die erwachenden Massen des Ostens; wo sie einen leeren Platz finden, dringen sie ein. Nur eine strenge Abschlteßung unseres Landes gegen bas Seßhaftwerden fremder Elemente hat unS bisher davor bewahrt, baß das Slawentum in dem Maße bei uns eindringt, wie in dem benachbarten Österreich. Wenn aber die Verhältnisse in bisheriger Weiss sich bei unS weiter entwickeln, ist es unausbleiblich, daß mit dem all mählichen Abbröckeln deS Rückkehrzwanges für die Polen sür die anderen Slawen besteht er schon jetzt nicht — auch hier allmählich ein Seßhaftwerden solcher Elements stattfindet. Das einzige wirksame Mittel der Abwehr bietet ki« innere Kolonisation, d. i. die Bauernansiedelung. Orient. Gegenüber den anhalienüen Mwungen, daß der zurückgeiretene türkische Kriegsminister Izzet Pascha anstatt des Prinzen Wilhelm zu Wied Fürst von Albanien werden würde, erklärte der Bevollmächtigte der provisorischen Regierung Albaniens, der beim Prinzen in Potsdam weilende Herr Rogga, daß die Meldung von der Prokla mation Izzet Paschas eine phantastische Erfindung sei. Der türkische Botschafter in Berlin, General Mahmud Mukhtar Pascha, soll nach einer Konstantinopeler Meldung der „Franks. Ztg." Truppeninspekteur in Erzerum werden und an seins Stelle der Wiener türkische Botschafter Hussein Hilmi Pascha nach Berlin kommen. Der neue türkische Kriegsminister Enver-Pascha er klärte, daß er die ihm vielfach zugeschriebenen kriegerischen Absichten nicht hege, sondern im Gegenteil entschlossen sei, daS Heereserfordern s um mindestens 60 Millionen zu ver mindern. Reorganisiert müsse die türkische Armee werden, da sie zur Verteidigung des vaterländischen Bodl " sein müsse, so friedliebend die Türkei auch sei: die Re- organisation müsse jedoch unter beständiger Berücksichtigung i -r finanziellen Hilfsquellen des Landes stattfinden. Der Ritter der „blaue« Rose". Roman frei nach o<-m Englischen von W. Conrady. „Ah — Mr Langdon! O ja, ich erinnere mich Ihrer schon!" rief ihm der kleine geschäftige Mann entgegen. „Ich habe Sie ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und auch Ihren Namen nirgends gelesen. Waren Sie im AuÄande?" ' „Ich habe «in« schwere Krankheit überstanden", sagte Robert. „Ach, ist das ein Jammer", meinte der Händler, „man wird so leicht vergessen; emporstrebende Leute dür fen nie krank werden! Setzen Sie sich doch einen Augen blick, Mr. Langdon!" Dieses höfliche Anerbieten war Robert allein schon Beweis, wir elend er noch aussehen mußte; denn im all gemeinen pflegen Leute dieses Schlages junge au strebende Künstler im Stehen abzufertigcn. Roberts blaffe Wang n und sein noch etwas schwankender Gang hatten offenbar Las Mitgefühl deS Mannes erregt. Dieser trat in ekn Nebenzimmer, blätterte in ver schiedenen Büchern und kam dann mit den Worten zurück: „Sir haben noch dreißig Pfund zu erhalten, Mr. Lang don. Es ist gut, daß Sie kommen, ich hätte Ihnen das Geld nicht zusenden können, da ich Ihre Adresse nicht wußte. Jetzt werde ich Ihnen sofort einen Scheck ap«- stellen." b „Ich danke Ihnen. Mir war bas schon au« dem Gedächtnis entschwunden, wie noch so manches andere. Nun, gebrauchen kann ich das Geld schon." s „Wirklich schade, daß Sie so lange krank gewesen sind, Mr. Langdon; nun wird es wohl noch eine Zeit lang dauern, bi« Sie wieder festen Fuß in der Künstler- Welt fassen können. Indessen wird eS mich recht freuen, ein neues Bild von Ihnen zu sehen, ein Seitenstück zu das Sie lxtzte» Jahr in d« Urnen Galerie auSge-ß stellt hatten. Ich hatte es mir notiert und hätte es aüch" bestellt, wären Sie nicht so urplötzlich von der Bild fläche verschwunden. Zur Sommerausstellung ist es nun vtK zu spät für Ste." „Leider ja", entgegnete Robert. „Aber nun mutz ich tüchtig an die Arbeit gehen." Der. Händler bestand darauf, daß Robert noch rin Glas Wein trinke; obwohl etwas schroff, war er doch ein ganz gutherziger Mensch. Robert fühlte sich denn auch wirklich woh er, als er den Laden des Bilderhänd lers wieder verließ. Von dort begab er sich auf die Bank, um seinen Scheck einzulösen, kaufte sich einige neue Farben und kehrte dann wieder langsam nach dem Hause in Silver» " Square, das ihm nun fast ein Jahr lang ein Heim gs- boten hatte, zurück. Isabel empfing ihn, ohne in ihrem Wesen irgend eine Veränderung zu zeigen. Sie war nur etwas befolgt um den Verlauf seines ersten Ausganges. Robert hatte sich erschöpft in einen Sessel sinken las sen, dann berichtete er, daß ihm endlich das Glück wie der hold scheine, daß er einen neuen Auftrag und noch einen Restbetrag vom vorigen Jahre erhallen habe. „Ich werde meinen Weg doch noch machen, wie Si« sehen", setzte er hinzu. „Und da ich nun tief in Ihrer Schuld b.n, so möchte ich jetzt wenigstens einen Teil da von abtragen." „Sie sind durchaus nicht in unserer Schuld", rief Isa bel erzürnt. „Wir taten nichts als unsere Pflicht. Char les Mackenzie hat Sie säst getötet, Sie ein ganzes Jahr lang arbeitsunfähig gemacht. Wir konnten nicht an- nehmen —" „Aber ich kann es nicht ertragen, von der Güte anderer leben zu müssen. Kann ich denn nicht etwas — etwas für Ihre Armen tun?" „Wie stolz wir sind!" rief Isabel lachend. Allein ihr eigensö stojsks HM schlug ihm in warmer Sympathie VM Wichtigkeit wären besonder« die Aussagen des Staatsanwalts Krause und deS AmtSgerichtSratS Spiecker, die bekundeten, sie hätten kein Johlen, Schreien und Pfeifen vor den Offizieren gehört. Es ergab sich nun ein auffälliger Widerspruch zwischen diesen und anderen Zeugenaussagen. Die als Zeugen vernommenen Offiziere, auch solche, die an den fraglichen Abenden keinen Dienst hatten, also nicht der Menge gegenüberstanden, unter ihnen besonders Hauptmann Voigt, bekundeten, der Staatsanwalt und der Amtsgerichts rat hätten unter allen Umständen den Lärm hören müssen, den die Menge verübte. Hauptmann Voigt erklärte, es sei ein derartiges Geschrei auf der Straße gewesen, daß er sofort ans Fenster ging, um zu sehen, was los war. Der Lärm war laut im Zimmer zu hören. Sein Kindermädchen sei an diesem Abend ganz verängstigt nach Hause ge kommen. (Das Mädchen wurde sofort telegraphisch als Zeugin geladen.) Der Hauptmann erklärte ferner, er habe oaS bestimmte Gefühl gehabt, daß es sich um eine verab redete Zusammenrottung handle. Es handelte sich nicht etwa um Frauen und Kinder, es waren Erwachsene, die den Lärm vollführten. U. a. wurde die Marseillaise gepfiffen. Kriegsgerichtscat Offiander rief hier aus: „Es ist ja ein unglaublicher Widerspruch zwischen den Aus sagen dieses Zeugen und denen des Herrn Staatsanwalis!" Der Staatsanwalt fragte Hauptmann Voigt nochmals, ob er seine Aussagen aufrecht erhalte, Hauptmann Voigt bestätigte klar und unzweideutig, daß die Menge einen außerordentlichen Lärm auf der Straße verübt habe. Dem Staatsanwalt war dieser Widerspruch unerklärlich. Er habe an dem fraglichen Abend sogleich Aufzeichnungen über das Vorgefallene gemacht, auch seine Niederschrift enthalte nichts über ein lärmendes Benehmen der Volksmenge. Oberst o. Reutter warf hier ein: „Mir ist der Widerspruch zwischen den Zeugenaussagen vollkommen verständlich. Das alles ist mmsr sehr schnell gegangen. Die Leute fanden sich zu« ammen, schimpften, und wenn gegen sie vorgegangen wurde, toben sie davon. Das hat der Herr Staatsanwalt im ein» ,einen vielleicht nicht beachtet." Gerichtsassessor Kries be tonte energisch, daß von der Menge kein Lärm verursacht wurde. Es sei alles sehr ruhig zugegangen. Hauptmann Voigt konnte demgegenüber nur immer wiederholen, daß der Lärm so stark war, baß er sich ans Fenster begab. Auch im weiteren Verlauf der Verhandlung machten sich die starken Widersprüche in den Zeugenaussagen geltend. Die Zeugin Frau Eilis bekundete, daß alles ruhig gewesen sei; ste habe sich sogar gewundert, wie ruhig die Bevölkerung geblieben sei, in ihrer Heimat, der Pfalz, wäre es jedenfalls nicht so ruhig zugegangen. Leutnant Bethke machte Angaben über die Gründe, aus denen er Verhaf tungen vorgenommen habe. Er habe zuerst einen Mann festgenommen, der ihm stets absichtlich den Weg vertrat. Er habe im ganzen 7 Männer verhaftet, die „13 Mark- Ofsiziere! Bestien!" und nicht wiederzugebende Schimpf worte gerufen hatten. Im direkten Gegensatz zu den Aus sagen der Frau Eilis standen die der Zeugin Frau Evers. Sie wohnt neben dem Hotel „Zum Karpfen" und hat an dem fraglichen Abend furchtbaren Spektakel gehört. Die Menge draußen schrie: „Dreizehn-Mark-Offiziere, Dreck- schwob, Saupreuß, Blutsauger, dle Hunde sollen erüs- kommen, wo ein Schwob hin wächst kein Gras mehr." Und auch der Oberst sei beschimpft worden wie sonst, mit „Seidenes Kaninchen", „Schloßgeist" usw. Der Verhandlungsleiter fragte die Zeugin: „Diese Schim pfereien waren also in Zabern an der Tagesordnung? Die Zeugin antwortete: „Jawohl, es war einfach furchtbar. Es wurde auch gerufen: „Vive la France!" Unter den Krakehlern seien auch Zaberner gewesen. Sie habe gehört, wie man sich gegenseitig zum Standalmachen anfeuerke, man habe Prämien ven 10 Mark ausgelobt für die ärgsten Skandalmacher, dann hieß es wieder: „200 Genossen müssen aus Mülhausen kommen, die müssen einen Skandal provozieren!" Ebenso wurde gerufen, es müsse süd ländisches Blut in die Sache Hineinkommen, dann erst wäre sie richtig. Die Zeugin gab an, daß sie diese Be kundungen schon in früheren Vernehmungen gemacht habe, sie habe sie aber auf Verlangen des Bürgermeisters zurülkgenowmen. Sie Habs daS nicht aus Überzeugung getan, sondern weil sie als alleinstehende Frau „nicht in die Zeitung kommen wollte", womit ihr der Bürgermeister gedroht habe. Oberst v. Reutter fei ein herzensguter entgegen. Sie wußte allerdings nicht, wie geking die Summe gewesen, die Robert erhalten, denn als er ihr eine Zehnpsundnole reichte, beschloß ste, dieselbe für Maple-Hill zu verwenden. „Wer weiß", dachte ste, „wie bald die kleine Mrs. Lane in Bedrängn s geraten wird, dann habe ich Loch schon einen kleinen Notpfennig für ihr süßes Baby." „Das ist die erste Rate", meinte Robert, und Isabel lachte und sagte: „Wie großmütig Sie sind! Mir gefällt dies aber ganz gut, aus diese Weis« kommt man vorwärts." „Und nun, liebe Isabel, wollen wir aus unseren Plänen kein Geheimnis mehr machen. Mr wollen den Onkel ins Vertrauen ziehen." „Wie Sie wünschen, Robert, ich liebe daS Helmlich- tun auch nicht. Aber", sie errötete und lächelt«, „es ist jedenfalls besser, wenn wir erst nach dem Essen mit Onkel Jamie reden. Heute gibt es seine Lieblingsge richte, Hammelkeule mit jungen Erbsen, eine Siachel- beertorte mU Schlagsahne, Käse und Früchte. Wenn er dann seinen Likör und seinen Kaffee genommen hat, ist er sicher in seiner besten Laune und wird er uns so gnä dig als möglich anhören." Robert lächelte über ihren Mutwillen, allein das Lächeln war etwas se-v-ungen. Sein Herz war noch -u voll von Ltssi« und dem holden Traum seiner ersten, süßen Liebe. Eines Tages vielleicht würde die Erinner ung an diesen Traum verblaßt, das Heitz« Drrlangen nach der Verlorenen überwunden sein, und er, mit diesem edlen Weib« hier verbunden, ein ruhiges, bequemes, frirdliches AMagsLasein leben. Jetzt aber hietz es noch kämpfen mit dem Zauber, Ler ihn einst bezwungen und der noch jetzt sein ganzes Sein gefangen hielt. Nach Tisch teilte Robert dem Doktor in kurzen Wor ten mit, baß Isabel und er in einigen Jahren zu heira ten gedächten, wenn sein Einkommen neben dem ihäige» bestehen könne. , - . (Fortsetzung folgt.)