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Der Kölner Künstler Hans Palm * Sechs Arbeiten aus der Bildenden Kunst (Nr. 6) Zu Robert Schumanns a-Moll Klavierkonzert Schon als Gymnasiast war ich beeindruckt davon, dass Clara Schumann, auf die Aufführung eigener Kompositionen verzichtend, das Werk ihres Man nes als weltberühmte Pianistin bevorzugt gefördert habe, so wurde gesagt. Dass Robert Schumann wegen einer Lähmung des Mittelfingers der rechten Hand seine Kompositionen nicht selbst spielen konnte, wurde nicht gesagt. Soeben lese ich, dass Clara Schumann selbst mit 14 Jahren ein Klavierkon zert in a-Moll (op. 7) geschrieben hat; dieses wird in der kommenden Kon zertsaison am 11. Januar 2019 bei den Kontrapunkt-Konzerten erklingen. Nach dessen Uraufführung schrieb ein Kritiker:: „ Von einer ernsthaften Kritik an dem Werk kann natürlich keine Rede sein, weil wir es mit dem Werk einer Dame zu tun haben .... Reproductives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie produktives ihm unbedingt abzuer kennen ist... Eine Componistin wird es niemals geben, nur etwa eine ver druckte Copistin .... Ich glaube nicht an das Femininum des Begriffs „Schöpfer“. In den Tod verhasst ist mir alles, was nach Frauenemanci- pation schmeckt. “ Einen Tyrann als Vater, der aus ihr ein Wunderkind machen wollte und ihr die Ehe mit Robert verbot, acht Kinder nebst mehreren Fehlgeburten, fast ganz für den Unterhalt der Familie verantwortlich durch ausgedehnte Kon zertreisen quer durch Europa, ständige Umzüge, - Leipzig, Dresden, Berlin, Düsseldorf -, einen schwermütigen, zum Schluss suizidalen Mann, verstor ben in einer Nervenanstalt bei Bonn, wo sie ihn nur einmal, zwei Tage vor seinem Tod besuchen durfte... und komponiert unentwegt weiter! (Wobei bis heute in einigen Fällen nicht klar ist, hat Robert hier komponiert oder Clara, da das Ehepaar auch gemeinsam unter Roberts Namen editierte.) Sie sorgt für seinen Ruhm als Komponist, spielt vor Goethe, der Zarenfamilie, unternimmt allein Konzerttourneen mit der Eisenbahn, zum eifersüchtigen Leidwesen ihres Mannes,-er wünscht sie ständig an seiner Seite-, ihm wird manchmal aus Mitleid Geld zugesteckt („ Sind Sie auch Musiker? “) Zu meinen Portraitzeichnungen Nichts weiter wollte ich, als Ihnen, liebe Konzertbesucher, diese Frau in Er scheinung zu bringen. Einmal kurz vor der Eheschließung mit Robert Schu mann, und einmal in der nach dessen Tod immer getragenen schwarzen Witwenkleidung. Ich stelle sie mir vor, wie sie in dem total von Männern be stimmten neunzehnten Jahrhundert die ihr abverlangte Rolle erfüllt, indem sie sie, so meine ich, de facto umdreht. 10 -ei Kontrapunkt-Konzerte