Volltext Seite (XML)
ZUR EINFÜHRUNG Ludwig van Beethoven, geb. vermut/. '6.12.1770 in Bonn /Taufe 17.12.), 9est. 26.3.1827 in Wien Ludwig van Beethoven hatte Zeit seines Lebens für die unterschied lichsten Kammermusikformen kom poniert. In den ersten Jahren seines Schaffens war es noch eher ein Ex perimentierfeld, auf dem er sich bewegte, mehr ein Ausprobieren für größere Arbeiten. So lernte er schnell, die gängigen kammermusi kalischen Gattungen seiner Zeit zu beherrschen und den anerkannt mustergültigen Werken Mozarts und Haydns in kompositorischer und stilistischer Hinsicht zu genü gen. Diese Arbeiten dienten dem ausgeprägten Bedürfnis geselligen Musizierens und einer gesellschaft lichen Unterhaltung, wurden ge braucht und folglich auch gut hono riert. Doch nach diesen Anfängen mit leicht verständlichen, unterhal tenden Kompositionen begann er, auch auf diesem Gebiet neue Töne anzuschlagen, sich mit großem Ernst und schnell gewachsenem Können einer Aufgabe zu stellen, die später eine seiner größten Domänen werden sollte. Schon die Gruppe der drei Klaviertrios op. 1 (1793/94), sein erstes Werk, dem er eine Opusnummer zugestehen wollte, zeigte ihn auf einem sol chen Weg. Der artig-anregende Plauderton, auf gesellschaftlichen Konventionen aufgebaut, war hier schon fast verschwunden. In großer gedanklicher Konzentration und harmonisch fast kühn wirken den Modulationen baute er das er erbte klassische Formprinzip aus und zeigte sich bereits als Meister, der er jedoch wirklich erst noch werden sollte. Für sein weiteres Schaffen aber bestimmend wurde dann jedoch die Gattung des Streichquartetts, deren Erbe er von Haydn auf direktem Wege über Mozart empfangen hatte. Ebenso wie für die Sinfonie, hatte sich auch für das Streichquartett eine Entwicklung abgezeichnet, die ei ne geistige und musikalische zu gleich war. Ihr geistiger Anspruch ist immer noch mit jenem bekann ten Wort am treffendsten umschrie ben, das es als „Gespräch unter vernünftigen Leuten“ bezeichnet. Vor allem aber wendet sich das Streichquartett an die musikali schen Kenner in den fürstlichen und späterhin auch bürgerlichen „Kammern". Allein schon das Ge füge von vier völlig gleichberech tigten Instrumentalpartien stellte für Komponisten und Hörer gleicher maßen einen hohen musikalischen Anspruch. So war diese Form des Musizierens zur anspruchsvollsten und vielschichtigsten Gattung der Instrumentalmusik überhaupt ge worden. Beethoven schrieb insge samt 16 Streichquartette, hinzu kommen noch zwei „Sonderfälle", die selbst zum Quartett umgearbei tete Klaviersonate op. 14 Nr. 1 und die „Große Fuge" (op. 133). Im Jahre 1809 komponierte Beethoven das Streichquartett Es- Dur op. 74, sein zehntes. Es gehört nicht wie noch die Vorgänger einer Serie an - in op. 18 waren es sechs und in op. 59 drei Quartette -, sondern steht einzeln da. Dieses Werk entstand in der mittleren