geführte Sätze. Vielleicht aber be merkte Schubert schließlich selbst, wo seine eigentliche Stärke lag, in der Erfindung schönster melodi scher Ströme, in lyrisch-gesangvol ler Themenbildung, in einer wei chen Klanggestaltung, in einer be stechenden Art von liebenswürdi ger Hingebung. Schubert - der Sänger! In seinen Liedern hatte er von Anbeginn an einen sehr eige nen Ton gefunden. Warum nur wollte es in den Sinfonien nicht ge lingen? 1 819/20 entstanden zwei Instrumentalwerke, die einen ersten gewissen Durchbruch zu einer möglichen Unabhängigkeit erken nen lassen. Das ist eine Ouvertüre in e-Moll (D 648) mit einer Erweite rung des Orchesters um zwei zu sätzliche, also auf vier Hörner und erstmals um „sprechende" Posau nen. An Stelle einer langsamen In troduktion, schrieb Schubert eine Einleitung (im Grundtempo des Werkes), die in gewaltigem Anlauf und großem Crescendo den Rhyth mus und einen, schließlich sogar heroischen Charakter des Werkes Grüne Straße 32 • 01067 Dresden Tel. 495 20 28 • Fax 495 20 28 in der Dresdner Musikhochschule „Carl-Maria von Welker“ Manfred Schlechte Noten • Musikbücher • Tonträger Instrumente ■ Zulx?hör Kunstliteratur • Belletristik • Kinderbücher aufbaut und dann - wirklich mutig spät - erst im 42. Takt, zum Thema führt. Dieses Werk ist ohne Gegen stück, ohne Vorbild, ist selbständig und ist. ein völlig neuer Schubert. Das zweite Werk dieser Zeit, eben falls neuartig in seinem Schaffen, ist ein Quartettsatz in c-Moll (D 703) - ein begonnener 2. Satz blieb Fragment (war das schon wieder Resignation?). Dieser „Ver such" ist auch in Schuberts späte ren Werken kaum wiederholt wor den, doch zeigt er eine Richtung, in die er dann einmal gehen wird. Erstmals sind fast dämonische, ge radezu unheimlich wirkende An sätze zu erspüren, finstere Mäch te auszumachen und eine neue schmerzliche Tragik zu erahnen, die als Gegensatz zu dem sonst Franz Schubert (1797-1828); Bleistiftzeichnung von Moritz von Schwind (1825) Biographisches: •geb. 31.1.1797 in Liechtenthal bei Wien, gest. 19.11.1828 in Wien • 1808 Schüler des Stadtkonvikts und Chorsänger in der Hofburg •1813 Erste Sinfonie •1814 Hilfslehrer •1816 Vierte und Fünfte Sinfonie •1818 Sechste Sinfonie; Aufenthalt in Ungarn • 1822 „Die Unvollendete" • 1823 schwere Krankheit • 1827 „Die Winterreise" • 1828 Große „ C-Dur-Sinfonie "