Richard Strauss (1864-1949) in seiner Weimarer Zeit (um 1889) Zur Musik Wenn die Thematik der drei Sätze auch noch keine eigene Handschrift, noch keine eigentlich „Straussischen“ Züge auftveist, so deutet sich doch vieles, was uns von späteren Meisterwerken bewußt ist, von ferne an. Dazu gehören gleichermaßen einzelne weit gespannte Melodiebögen (Seitenthema des einleitenden Allegro-Satzes, zweiter Satz Andante) wie einige aparte Wirkungen der Klangbehandlung des begleitenden Instrumentariums. Die drei mit sicherem Formgefühl entworfenen Sätze gehen pausenlos ineinander über, wobei als Bindeglied eine aufsteigende Dreiklangstrioie dient, die aus dem energischen Hauptthema des Kopfsatzes abgeleitet ist, im langsamen Mittelsatz in die Begleitung der Hornkantilene wandert, um beim Schluß- Rondo wieder in nunmehr hurtigster Weise ins thematische Geschehen einzumünden. Dieser Kehraus steigert sich in ein brillantes Presto, dessen fröhlicher Gestus den Charakter des ganzen Satzes bestimmt. Zum Waldhorn stand Richard Strauss gewissermaßen in ver wandtschaftlich nahem Verhältnis. Der Vater des Komponisten, Franz Joseph Strauss, war erster Hornist der Hofoper und Professor der Königlichen Akademie für Musik in der Isarstadt und beherrschte sein Instrument virtuos. Hans von Bülow nannte ihn sogar den Joachim des Waldhorns" - eine liebenswürdige Anspielung auf das phänomenale Können des Geigers. Auch Richard Wagner, zu dem der alte Strauss trotz seiner Mitwirkung als Solohor nist im Bayreuther Festspielorche ster in recht kritischem Verhältnis stand, bekannte unumwunden: „Dieser Strauss ist zwar ein unaus stehlicher Kerl, aber wenn er bläst, kann man ihm nicht böse sein." Kann es unter diesen Umständen verwundern, daß sich auch der junge Richard, nach Veranlagung und Erziehung kein eigentliches Wunderkind, schon früh zum Klang des „familiären" Blasinstrumentes hingezogen fühlte? Dieser Liebe zum Horn hat Strauss in seinem reichen Schaffen manch unvergängliches Denkmal gesetzt: sei es, daß man an die charakteri stischen Hornthemen des „Don Juan" oder „Till Eulenspiegel" oder den feurigen Auftakt des „Rosenka valier" denkt. Er komponierte gera de in diesem Falle mit untrüglichem Ohr „fürs Instrument", und es gibt kaum eine Orchesterkomposition des Meisters, bei der nicht das Horn ein entscheidendes Wort mit zureden hätte. Dabei hatte Strauss