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Symbolismus: literarische Richtung, die im Gegensatz zum Naturalismus durch Verwendung von (lyrischen) Symbolen und einer extremen Musika- lisierung der Sprache künstlerischen Ausdruck erstrebt. Aufführungsdauer: ca. 12 Minuten 8 kompositorisch wesentlich freier entwickelt. „Heute scheint Mon sieur Debussy von dem Verlangen geplagt zu sein, das Bizarre, Un begreifliche und Unspielbare zu produzieren" - urteilte man an der Academie über seine Romarbeiten. Es zeichnete sich jetzt immer deutli cher ab, daß der junge Komponist festgefügte Bahnen durchaus ver lassen, seine Fesseln sprengen wollte. In Paris befreundete er sich mit dem Kreis um Stephane Mallar me (1842-1898), dem Begründer und einflußreichsten Vertreter des französischen Symbolismus. Einem weiteren Einfluß sah sich Debussy sehr stark ausgesetzt, dem Phäno men Wagner, das viele seiner Zeit genossen erlebten und für sich verarbeiten mußten. Gerade der „Parsifal" beförderte sein Suchen nach einer sinnlichen Harmonik. Debussys Genie speiste sich aber auch aus weiteren Quellen, dazu gehörte z. B. der javanische Game lanklang - er hörte ihn 1889 zur Pariser Weltausstellung - ebenso wie die Partitur von Mussorgskis „Boris Godunow", ein deutlicher Gegensatz zu Wagners „Tristan und Isolde", gerade (1890) erst in Bayreuth erlebt. Debussy nahm eigentlich alles mit wachem Geist auf, was in seiner Zeit neuartig wir ken mußte, was ihn wegführen sollte von den überkommenen Regeln künstlerischer Darstellung. Die „impressionistische" Malerei mit ihrem Auffangen des Atmos phärischen, das Auflösen der ge genständlichen Dauerformen in Farbflecken und Lichtreflexen ge hörte dazu. Dieser ausgespro chene Hang zum Ungewöhnlichen, Neuen, dem wahrhaft „Unerhör ten" bestimmte nun zunehmend sein künstlerisches Schaffen. Nicht so sehr an den Verstand wollte sich Debussy wenden, sondern viel mehr an die Empfindungswelt der Hörer. „Nichts ist musikalischer als ein Sonnenuntergang ... Die Musik ist die Kunst, die der Natur am nächsten steht ... Allein die Musi ker sind dazu berufen, die ganze Poesie der Nacht und des Tages, der Erde und des Himmels einzu fangen, die Atmosphäre und deren unermeßliche Schwingungen rhyth misch auszudrücken ...". Das könnte als Credo des Komponisten angesehen werden. „So schuf Debussy ein Zauberreich nie ge ahnter Klänge, er malte in tausend tönenden Farben die subtilsten, die unaussprechlichen Stimmungen der Natur und des schlagenden Men schenherzens. Keine Musik ist so irreal, so weltfern, so alltags entrückt wie die Debussys. Er ist Tondichter in des Wortes vollster Bedeutung gewesen, ein Poet der Klänge" (Kurt Pahlen). Im Frühjahr 1904 komponierte Debussy als ein Auftragswerk für das Musikinstrumentenhaus Pleyel in Paris, die Danses pour Harpe et orchestre d'instruments ä cordes (Tänze für Harfe und Streichorche ster). Das Werk ist dem Direktor der Firma, Gustave Lyon, gewid met, dessen Verdienstes war, 1894